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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Meinung gewesen, es war Lewandowski und nicht die Action Directe. Wir fragen uns bloß, weshalb die deutsche RAF nicht aufgeheult hat, als man den französischen Revolutionsbrüdern einen falschen Bekennerbrief aufhalste.«
    »Es gab nichts aufzuheulen, weil es teuflisch gut abgestimmt war. Zunächst waren die RAF-Leute vollkommen verwirrt und fragten die Franzosen, ob sie es wirklich gewesen seien. Die sagten nein, aber es könne irgendeine neue Splittergruppe gewesen sein. Als man auch das ausschließen konnte, war es für jede Reaktion zu spät. Lewandowskis Meisterwerk. Sie waren also in Ihrem Garten Zeugen, wie Reimer und Strahl einen Menschen erschossen?«
    »Ja.«
    »Dann kennen Sie ja ihre recht brutale Arbeitsweise.«
    »Wir wissen nicht, wie es weitergehen kann«, murmelte die Baronin. »Ich habe Angst, dass jemand den Baumeister erschießt.«
    Rasputin wurde fröhlich. »Machen Sie sich keine Sorgen. Heute morgen gegen vier Uhr betrat ein hoher Beamter sein Dienstzimmer im Innenministerium. Er telefonierte. Kurz darauf verließen Strahl und Reimer ihre Zweitwohnungen in Bad Godesberg. Sie wurden in Köln-Wahn in einen zivilen Mietjet geladen und landeten heute Morgen, acht Uhr sechzehn, auf der schönen Insel Ibiza. Dort besitzt der Verfassungsschutz ein Haus, die Casa San Matteo im Inselinnern. Dort ruhen sich Leute aus, denen das Klima nicht bekam. Mit anderen Worten: Reimer und Strahl wurden aus dem Verkehr gezogen.«
    »Ende der Geschichte?«, fragte die Baronin hoffnungsvoll.
    »Man wird sie sechs oder zwölf Monate schlafen lassen. Freuen Sie sich nicht darüber?« Seine dunklen Augen wurden ganz schmal.
    »Doch«, murmelte ich. »Aber Sie teilen uns das nur mit, weil Sie etwas vorhaben, nicht wahr?«
    »Sie sind ein kluger Mann. Haben Sie Lust auf ein Interview?«
    »Die kommen mit Maschinengewehren und Handgranaten«, sagte die Baronin entrüstet.
    »Ja, ja«, erwiderte er bekümmert. »Das ist durchaus möglich.«
    »Lassen Sie die Katze aus dem Sack«, sagte ich.
    Er zündete sich wieder eine Zigarette an. »Wenn Sie Reimer und der Frau sagen, dass Lawruschka Ljubomudrow in Bonn ist, werden sie wohl mit Ihnen sprechen. Ohne Maschinengewehre. Können Sie sich den Namen merken? Lawruschka Ljubomudrow.«
    »Ich schreibe es auf«, sagte die Baronin. »Und wieso werden sie dann mit uns reden?«
    »Weil sie annehmen müssen, dass Sie mit diesem Menschen zusammengetroffen sind. Lawruschka Ljubomudrow ist der einzige Mensch auf der Welt, der die ganze Geschichte der Lewandowski-Truppe erzählen kann. Reimer und Strahl wissen das.«
    »Und wo ist dieser … dieser Mensch jetzt?«
    »Irgendwo in Ostsibirien«, sagte er. »Aber wahrscheinlich kommt er her.«
    »Reimer wird sichergehen wollen. Er wird uns fragen, wie dieser Mensch aussieht.«
    »Glauben Sie mir, es reicht, wenn Sie den Namen wissen. Morgen früh bekommen Sie Post von mir. Es war mir eine Ehre!« Er stand auf. In der Tür blieb er noch einmal stehen. Sein Gesicht war sehr ernst. »Können wir uns aufeinander verlassen? Bis jetzt haben Sie mich nie gesehen und nie von mir gehört.« Dann war er verschwunden.
     
    12. Kapitel
     
    Die Baronin stand in der Mitte des Zimmers und stemmte theatralisch die Hände in die Hüften. »Baumeister, der Kerl benutzt uns!«
    »Das mag sein. Jetzt lass uns schlafen.«
    »Aber er benutzt uns zu irgendetwas, und ich weiß nicht, zu was.« Sie war erregt.
    »Außerdem hättest du ihm als Warnung sagen können, dass du bei Frau Schmitz-Feller warst.«
    »Das ist keine Warnung für ihn. Wir werden mehr wissen, wenn wir Reimer und Strahl getroffen haben.«
    »Willst du wirklich nach Ibiza?«
    »Gibt es irgendeinen Grund, nicht hinzufahren?«
    »Leider nein. Und wann?«
    »So schnell wie möglich, doch zuerst müssen wir morgen früh Beck aufsuchen.«
    »Was wird der wollen?«
    »Ich weiß es nicht. Sei nicht so nervös. Gib mir bitte eine Schmerztablette.«
    »Du lieber Himmel, ich muss den Verband wechseln. Das habe ich vollkommen vergessen, Baumeister. Hast du schlimme Schmerzen?«
    »Nicht sehr. Wechsel den Verband, aber gib mir vorher zwei Pillen. Wir müssen auch noch das Gespräch mit Rasputin diktieren.«
    »Jetzt in der Nacht?«
    »Nein. Morgen früh, ehe wir zu Beck gehen.«
    Die Wunde hatte sich nicht entzündet. Die Baronin tupfte mit einem nassen Handtuch auf ihr herum und stöhnte mehr als ich. Mit einiger Mühe brachte sie einen Verband zustande, der halbwegs hielt.
    »Jetzt bist du ein perfekter

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