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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker
Autoren: Jacques Berndorf
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Waschbecken gelehnt und die Hand in der Jackentasche - mit einer Waffe, die eindeutig auf ihn zielte. Es war meine schwerste Pfeife, die Orly von St. Claude, aber etwas Besseres hatte ich nicht. »Selbst wenn Sie wider Erwarten schneller sein sollten als ich - draußen wartet Lawruschka«, sagte ich und betete, dass ich mich in meiner Einschätzung nicht getäuscht hatte. Für mich war Forst der typische Schreibtischtäter, der Leute wie Lewandowski brauchte, um das auszuführen, was er bürokratisch perfekt organisiert hatte. Aber ich hatte mich in letzter Zeit schon zu oft verschätzt.
    »Was wollen Sie von mir?«, zischte er und zeigte zum ersten Mal Wirkung. Er zuckte merklich zusammen, als hinter ihm die Tür aufging und ein Japaner mit seinem kleinen Sohn hereinkam. Ich war nicht weniger erschrocken als er. Irgendetwas an uns musste seltsam gewirkt haben; jedenfalls meinte der Japaner mit einem freundlichen Grinsen »Sorry« und zog seinen protestierenden Sohn sofort wieder nach draußen.
    Jetzt kam es darauf an.
    »Ich will, dass Sie sofort Reimer und Strahl zurückpfeifen. Sie werden ihnen sagen, dass sie sich zu Ihrer Verfügung zu halten haben. Dann bekommen Sie weitere Anweisungen.«
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    »Dann lege ich Sie gleich hier um. Das ist mir egal, ich kann Sie sowieso nicht leiden. Außerdem werde ich mir aber die Mühe machen, mich um Ihre Familie zu kümmern. Sie sollten jetzt lieber schleunigst versuchen, Ihren Arsch zu retten. Ihre Zeit läuft nämlich gerade ab.«
    »Wer sind Sie wirklich? KGB? Wer hat Sie geschickt? Oder sind Sie von unseren? Ich habe nie etwas Ungesetzliches getan. Ich bin voll gedeckt durch die Gesetze für den Staatsnotstand in Friedenszeiten. Das ist ganz eindeutig.«
    »So, das war es dann für Sie.« Ich umschloss die Pfeife in meiner Tasche fester.
    »Ich tue es. Ich mache, was Sie da von mir verlangen, aber unter Protest.«
    »Wie wollen Sie Ihre beiden losgelassenen Killer erreichen?«
    »Ich gehe über Telefon in ein Computersystem, das Reimer und Strahl einmal am Tag anlaufen müssen.«
    »Dann machen Sie das gleich von hier. Sie können den Apparat vorne am Empfang benutzen. Aber denken Sie daran: ein einziges falsches Wort, und Sie sind tot. Sie sind keine Sekunde allein, und das Gespräch wird von uns mitgeschnitten.«
    Ich hoffte nur, dass ich nicht zu sehr übertrieben hatte; ich wusste, dass die ganze Unterhaltung nach miesem Agententhriller klang, aber war denn nicht diese Geschichte von Anfang an wie ein schlechter, beklemmender Schauerroman gewesen? Und Forst kaufte mir alles ab, er war hilflos in einer Situation, die in seinen Vorschriften und Planspielen nicht vorgesehen war. Aber ich durfte ihm keine Zeit zum Nachdenken lassen. »Los, Mann, machen Sie schon!«
    Ergeben marschierte er vor mir her. Oben gesellte sich die Baronin zu uns, und während er eine sehr lange Nummer wählte, hielt sie ihm schon den Recorder hin. Sobald er seine Verbindung bekam, gab er einen komplizierten Code aus Buchstaben und Zahlen durch. Ich tat so, als verfolgte ich seine Meldung auf einer Tabelle mit; in Wahrheit waren es die Ferientermine von Nordrhein-Westfalen, die in meinem Notizbuch abgedruckt waren. Er legte auf und starrte mich blass und verstört an - eine erbärmliche Kreatur. Die Baronin machte mehrere Aufnahmen, dann sagte ich:
    »Jetzt gehen Sie zu Ihren Herrschaften zurück und tun so, als sei nichts gewesen. Sie hören von uns.«
    Zögernd wandte er sich zum Gehen, und wir verließen das Hotel, ohne uns umzusehen. Draußen im Wagen musste ich erst einmal tief durchatmen. Meine Knie zitterten leicht, und ich fühlte eine dünne, kalte Schweißschicht auf meinem Gesicht. Die Baronin küsste mich und sagte:
    »Baumeister, du warst großartig.«
    Ich sah sie an, wollte sie bei den Schultern nehmen, bemerkte aber den Verband und streichelte ihr nur über das Haar.
    »Ich war nicht großartig. Nicht jetzt, und schon gar nicht davor. Wäre dieser Forst nicht selbst noch nie mit der Realität dessen konfrontiert worden, was er immer nur als sauberen Aktenvorgang bearbeitet, dann wäre auch das eben schief gegangen. Und wer weiß, was er gerade wirklich durchgegeben hat. Aber schlimmer war das, was ich mir vorher geleistet habe. Heute nacht wärst du um ein Haar getötet worden, und das nur, weil ich die Lage völlig falsch eingeschätzt habe. Dafür schäme ich mich.«
    Die Baronin nahm mich in die Arme und küsste mich lange und zärtlich. Es war
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