Requiem für einen Rockstar (German Edition)
eingeprägt.
«Kommen Sie ans Konzert?»
«Wie? Nein, ich glaube nicht. Aber meine Kollegin würde sich … also sie wäre sicher gern dabei, trotz der traurigen Umstände.»
«Sagen Sie ihr, dass sie keine Tickets braucht. He … Toto!»
Er winkte dem muskulösen, durchtrainierten Roadmanager zu, der die Stufen nur so raufflog.
«Hast du das gesehen, Piet? Die verfluchten Rigger haben eine Stange fallen lassen.»
«Rigger?»
«Es gibt verschiedene Roadies, Herr Ferrari. Der eigentliche Roadie ist für Ton, Licht, Feuerwerk und was es so alles Technisches gibt, verantwortlich, während die Rigger und Grounder für den Aufbau der Bühne zuständig sind. Der Rigger fürs Gerüst, der Grounder für die Bodenarbeiten», erklärte Piet und machte eine Handbewegung in Richtung des Roadmanagers. «Das ist Toto und das hier ist Kommissär Ferrari. Er klärt den Mord an John auf. Ich habe ihn zum Konzert eingeladen. Er kommt mit seiner Kollegin. Du bist dafür verantwortlich, dass er einen guten Platz auf der rechten Bühnenseite bekommt. Ist das klar, Toto?»
«Wird gemacht.»
Toto prägte sich das Gesicht von Ferrari ein und rannte dann die Treppe hinunter.
«Es würde mich freuen, wenn Sie bei Johns Konzert dabei wären. Wenn Sie rechts von mir stehen, hilft es mir vielleicht ein wenig.»
Ferrari schluckte.
«Ich … wir werden kommen», murmelte er.
Ferrari setzte sich an die Birs. Der Fluss führte zurzeit nur wenig Wasser. Verdammt, was ist das für ein Scheissberuf! Immer nach brutalen Mördern suchen, umgeben von traurigen Schicksalen. In diesem Fall ein desillusionierter haltloser junger Mann, dem irgendein Wahnsinniger seinen besten Freund genommen hat. Zu einem Zeitpunkt, in dem er ihn wohl am meisten gebraucht hätte, weil seine Mutter im Sterben lag. Dabei war es doch schön, Menschen wie Piet kennenzulernen. Mit ihrer Musik vermochten sie andere für einige Stunden von den Alltagssorgen abzulenken. Und mehr noch, sie waren Vorbilder für die Jugend. Tja, jede Medaille hat nun mal zwei Seiten. Ja, ja. Wie wahr. Ferrari warf einige Kieselsteine in den Fluss. Auf dem Wasser bildeten sich Kreise. Weshalb eigentlich? Der Kommissär stand auf und wischte sich einige Grashalme von der Hose. Eines Tages werden wir den Schritt über den Rhein wagen, hämmerte es in seinem Kopf. Doch jetzt sind alle Brücken abgebrochen. Es gibt kein Morgen und keinen Weg zurück.
8. Kapitel
Vor rund einem Tag wäre ein Mittagessen mit Mark Moser im «Acqua» für Nadine etwas Besonderes gewesen. Ein Highlight. Jetzt war es zu einem gewöhnlichen Businesslunch verkommen. So verschieben sich die Perspektiven. Bevor sie das Lokal betrat, schaute Nadine noch einmal aufs Handy. Fluchend verstaute sie es in ihrer Handtasche. Das begreift er wohl nie! Reagiert weder auf einen Anruf, hört schon gar nicht die Combox ab, wahrscheinlich weiss er nicht einmal, was das ist. Und ein SMS beantwortet er sowieso nicht, mein lieber Chef, haderte Nadine. Im Kommissariat konnte auch niemand sagen, wo er steckte. Borer, ausgerechnet mit ihm musste sie sich unterhalten, meinte, dass er sich mit Piet Gruber getroffen habe. So viel zur gut funktionierenden Kommunikation unter Kollegen. Na bravo. Mark lümmelte an der Bar herum.
«Entschuldigung, ich habe mich einige Minuten verspätet.»
«Kein Problem! Sind alle Polizistinnen in Basel so schön wie Sie?»
Nadine seufzte. Casanova Mark Moser auf Anmache.
«Nein, ich bin mit Abstand die geilste Frau der Basler Polizei.»
«Ganz schön von sich eingenommen. Ich habe mir einen Tisch ganz hinten ausgesucht. Da können wir uns ungestört unterhalten.»
Nadine bedauerte, dass sie Mark nicht Ferrari überlassen hatte. Als sie durch den Raum gingen, tuschelten die Gäste an den anderen Tischen. Anscheinend waren nicht nur John und Piet bekannt. Mark setzte sich an die Wand mit Blick in den Raum. Typisch. Ein Narziss! Mann will gesehen werden.
«Möchten Sie lieber hier sitzen?»
Oh, er hats gemerkt.
«Nein, schon gut. Ehre, wem Ehre gebührt.»
«Interessantes Lokal. Habe schon davon gehört, aber ich war noch nie hier.»
«Früher war es das alte Wasserwerk von Basel. Über Mittag gibts nur ein Einheitsmenü. Und ein vegetarisches. Mit Wein oder Wasser. Da fällt einem die Wahl leichter.»
Mark schmunzelte.
«Auch für einen Trottel wie mich.»
«Wie meinen Sie das?»
«Och, es klang nur so.»
«So war es nicht gemeint.»
«Kam nur so rüber. Wir Schweizer sind schon eigenartige
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