Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem für einen Rockstar (German Edition)

Requiem für einen Rockstar (German Edition)

Titel: Requiem für einen Rockstar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
Halle einprägen wolle. Beim Konzert konzentrierte er sich dann intensiv auf einen Punkt. Das konnte ein Scheinwerfer, ein Fan oder weiss was sein. Jeder geht auf seine Weise mit dem Lampenfieber um.»
    «Legt sich das denn nicht mit der Zeit?»
    «Niemals. Man kriegt es manchmal besser in den Griff. Je nachdem wie man drauf ist. Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten?»
    «Bei einem Kommissär ist es gut aufgehoben.»
    Ferrari lächelte verschmitzt.
    «Ich trinke vor dem Auftritt immer einen Whisky. Das beruhigt mich und macht mich locker. Alf zieht sich meistens etwas rein, Mark braucht nichts. Er kennt kein Lampenfieber. Je mehr Girls auf ihn warten, desto besser. Und John ist … ich meine war immer … das habe ich ja schon erzählt.»
    Eine Metallstange, die nicht richtig befestigt worden war, fiel krachend auf die Bühne. Der Chefroadie, oder wie er sich auch immer nannte, rastete aus.
    «Das ist Toto, der Roadmanager. Kommt übrigens selten vor, dass etwas auf die Bühne knallt. Es ist ein gut eingespieltes Team.»
    «Gingen Sie vor oder nach John aus dem Hotel?»
    «Vor ihm. Ich habe meine Mutter besucht», sagte Piet tonlos.
    «Sie lebt in Oberwil?»
    «Ja. Ich habe ihr vor einigen Jahren ein Einfamilienhaus gekauft. Sie hat sich immer ein kleines Häuschen gewünscht. Nun hat sie es, aber nicht mehr lange.»
    Ferrari sah Piet Gruber verständnislos an.
    «Sie hat Krebs im Endstadium. Die Ärzte meinen, dass es nur noch eine Frage von Monaten sei, bis sie stirbt.»
    «Das tut mir leid. Kann man nicht bestrahlen oder operieren?»
    «Nicht mehr. Sie hat jahrelang dagegen angekämpft und jetzt den Kampf endgültig verloren. Ich glaube, dass sie auch nicht mehr will. Mam ist eine tapfere Frau. Sie hat es mir erst vor einem Jahr erzählt, weil sie mich nicht beunruhigen wollte. Stellen Sie sich das mal vor! Es ist einfach nicht gerecht, wie manches abläuft. Sie hat ihr Leben lang für mich geschuftet, mir ermöglicht, dass ich durch die Schweiz tingeln und meine Musikkarriere machen konnte. Jetzt, wo ich ihr endlich etwas zurückgeben kann und sie das Leben unbeschwert geniessen könnte, ist es zu spät. Ironie des Schicksals. Wenn ich es mir recht überlege, war sie immer nur für mich da. Wahnsinn. Mam ist mir sehr wichtig. Sie ist der ruhende Pol, der sichere Hafen, meine Heimat.»
    «Und Ihr Vater?»
    «Ach der! Das Einzige, was mich an den erinnert, ist der Name. Emil Gruber, Musiker und zu Höherem geboren, als sich um seine Familie zu kümmern. Emil Gruber, der Paradiesvogel. Der grosse Künstler, der sich seine Brötchen mit billigen Witzen und Sketchen an Geburtstagen und Hochzeiten verdient. Ein verkanntes Genie. Der Teufel soll ihn holen!»
    Ferrari hatte offenbar einen wunden Punkt getroffen.
    «Können Sie mir sagen, wann genau Sie bei Ihrer Mutter waren?»
    «So gegen halb neun. Je früher ich sie besuche, desto besser. Am Morgen ist sie noch nicht so mit Medikamenten vollgepumpt. Es klingt sicher dumm, aber ich ertrage es nicht, wenn sie unter Medikamenten steht. Dann ist sie ziemlich gaga und lallt wie eine Betrunkene. Ich weiss, dass es sein muss. Nur, so kenne ich sie nicht. Mam ist in diesem Zustand nicht mehr sie selbst. Nämlich eine verdammt starke Frau. Ach, Scheisse, weshalb erzähl ich Ihnen das überhaupt?»
    Kaum sichtbar hob der Kommissär seine Schultern und sah schweigend zu Boden.
    «Mam ist wirklich super. Und mein Vater? Ein Taugenichts, ein Rolling Stone würde man in England sagen. Vor drei Jahren stand er bei unserem Manager auf der Matte. Bettelte um ein Engagement. Hanno wäre beinahe weich geworden. Da habe ich einen Pfahl eingeschlagen. Wenn ich jemanden hasse, dann ist es meinen Erzeuger. Pervers, oder?»
    Ferrari rutschte nervös auf dem ohnehin unbequemen Sitz hin und her.
    «Er hat uns einfach sitzen lassen. Wie in einem schlechten Film. Doch als ich plötzlich auf den Titelseiten der Magazine auftauchte, wollte er den tollen Vater mimen. Meine Mutter hätte ihm verziehen. Wie immer. Ich nicht.»
    «Hatten Sie zuvor überhaupt keinen Kontakt zu ihm?»
    «Nein. Weshalb auch. Ich habe lange Zeit nicht einmal gewusst, wer mein Vater ist. Es hat mich auch nicht interessiert. Es gab für mich immer nur Mam … und John.»
    Der Kommissär sah ihn abwartend an.
    «John hat mich immer unterstützt. Wie ein grosser Bruder. Wenn ich wieder mal verzweifelt war, weil es mit unserer Karriere nicht so richtig vorwärts ging, gab er mir Halt und Hoffnung.»
    Piet lächelte. Die

Weitere Kostenlose Bücher