Requiem für einen Rockstar (German Edition)
nichts, aber auch gar nichts schuldig. Womöglich ist sie Ihnen sogar einen Schritt voraus.»
22. Kapitel
Das Gewitter der vergangenen Nacht hatte für eine angenehme Abkühlung gesorgt. Vom Abwart des «Joggeli» erfuhren Nadine und Kommissär Ferrari, dass sich Toto im Wirtshaus «St. Jakob» aufhielt. Er sass im Garten beim Frühstück.
«Stören wir? Wir hätten noch einige Fragen an Sie.»
«Kein Problem. Ich bin sowieso fast fertig. Trinken Sie auch einen Kaffee?»
Toto wischte sich den Mund ab.
«Beim Aufbau der Bühne gibt es keine geregelten Mahlzeiten. Jeder isst dann, wenn er gerade einmal nicht gebraucht wird.»
Die Bedienung brachte drei Kaffees.
«Ich möchte mich noch für mein Benehmen entschuldigen. Schuster und ich standen voll neben den Schuhen. Die Hitze, der Stress … Johns Tod und Schusters Selbstgebrannter.»
«Da gibt es nichts zu entschuldigen. Ich war danach auch ziemlich benebelt.»
«Kann man so sagen!», kommentierte Nadine trocken.
«Noch ein Tag bis zum Konzert. Sie kommen doch?»
«Wir haben es Piet versprochen.»
«Ich warte am Seiteneingang beim Fanshop auf Sie. Piet hat mir ausdrücklich aufgetragen, Sie rechts von ihm auf der Bühne zu platzieren. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder kommen Sie eine Stunde früher oder unmittelbar vor dem Konzert.»
«Was macht den Unterschied aus?»
«Der engste Kreis trinkt hinter der Bühne vor dem Konzert immer noch etwas. Ein Ritual. Das hat bisher immer Glück gebracht.»
«Wir kommen eine Stunde vorher», bestimmte Nadine. «Das will ich mir nicht entgehen lassen.»
«Gut. Dann warte ich auf Sie um sieben Uhr. Piet hat entschieden, dass das Konzert pünktlich um acht beginnt. Keine Vorgruppe. Nur die Devils. Hoffentlich geht alles gut über die Bühne. Wir wissen einfach nicht, wie die Fans reagieren werden. Normalerweise sind hundert Personen im Einsatz, die für Ordnung sorgen. Für dieses Konzert habe ich zweihundert aufgeboten. Und ich weiss nicht, ob das reicht.»
«Rechnen Sie mit Krawallen?»
«Ich rechne mit allem. Wir hatten eine Besprechung mit dem Sicherheitsdienst der Polizei. Dieser wird ausserhalb des Stadions diskret mit einem Grossaufgebot zur Stelle sein. Einerseits, um Krawalle rund ums Stadion zu verhindern. Andererseits, um uns zu unterstützen, falls die Massen wirklich durchdrehen. Das Ganze ist unberechenbar. Es kann das friedlichste Konzert aller Zeiten werden oder zu Tumulten kommen. Kurz vor Konzertbeginn weiss ich mehr.»
«Eher nachher», wandte Nadine ein.
«Wenn Sie zehn Jahre lang jede Woche in diesem Business tätig sind, haben Sie eine gewisse Erfahrung. Sie spüren bereits vor Beginn, wie die Leute drauf sind. Ist die Stimmung aggressiv, müssen Sie besonders vorsichtig sein. Ein kleiner Funke reicht und der Kessel explodiert. In Brüssel herrschte so eine negative Stimmung. Sie entlud sich dann tatsächlich in einer Schlägerei auf dem Rasen. Zwanzig meiner Leute sind eingeschritten, womit wir genau das Gegenteil erreicht haben. Es kam zu einer Solidarisierung unter den Zuschauern und zu einer Massenschlägerei. Damals habe ich John und Piet bewundert! Sie haben zuerst ins Mikrofon gebrüllt, dass sie nur weiterspielen, wenn sich das Publikum friedlich verhalte. Das hat nichts gebracht. Kurz entschlossen haben sich John und Piet ins Getümmel geworfen. Ich war total schockiert. Bis ich merkte, was sie vorhatten, war es bereits zu spät. Sie sind mitten in die Schlägerei gelaufen. Unglaublich! Noch unglaublicher war, dass die Schlägerei sofort aufgehört hat. John hat dann auf Französisch mit den Leuten diskutiert. Keine Viertelstunde später war Ruhe eingekehrt. Und das Konzert ging friedlich zu Ende.»
«Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Das war ja eine irre Tat von den beiden. Hast du dich dann auch ins Getümmel gestürzt?»
«Ich bin nicht durchgekommen. Als ich sah, dass sich die Gemüter beruhigten, habe ich mich mit meinen Leuten zurückgezogen. Wenn die Fans auf John und Piet losgegangen wären, hätten wir anders reagiert, das kannst du mir glauben.»
Er liess seine Muskeln spielen. Ferrari kam zur Sache.
«Wir kommen langsam mit den Ermittlungen voran. Im Laufe der Untersuchungen konnten wir uns ein Bild von den Bandmitgliedern machen. Auch vom Umfeld.» Ferrari druckste herum. «Nun stellen sich noch einige Fragen. Wir wären froh, wenn Sie uns behilflich sein könnten.»
«Nur zu. Wenn ich kann, werde ich Ihre Fragen beantworten.»
«Wie stehen Sie zu Luke
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