Requiem für einen Rockstar (German Edition)
anzugehen. Wenn sich Helmers beschweren will, dann soll er eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen mich oder Nadine einreichen. Aber nicht auf diese krumme Tour, Herr Staatsanwalt.»
«Was erlauben Sie sich?! Wie reden Sie mit mir?! Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Meinen Sie etwa, dass Sie mit Ihren Stasimethoden überall durchkommen?»
«Wie war das? Stasimethoden?»
Ferraris Stimme zitterte vor Wut.
«Ja, genau! Stasimethoden!», schrie der Staatsanwalt.
Ferrari setzte sich auf den Stuhl und musterte den Staatsanwalt schweigend. Die Stille im Raum hatte etwas Beängstigendes.
«Ich entziehe Ihnen den Fall, Ferrari», brummte Borer. «Und die Kupfer soll zurück nach Bern. Sie ist eine Giftspritze. Sie versaut das ganze Klima.»
Der Kommissär nickte stumm.
«Haben Sie mich verstanden, Ferrari. Ich will, dass Sie den Fall abgeben und dass Nadine Kupfer nach Bern zurückgeht.»
«Ganz, wie Sie meinen, Herr Staatsanwalt. Teilen Sie mir bitte schriftlich mit, dass Sie uns den Fall entziehen. Sobald Ihre schriftliche Anweisung auf meinem Schreibtisch liegt, werde ich die Akten an einen Kollegen weiterreichen und Nadine mitteilen, dass sie nach Bern zurückversetzt wird. Bis dahin ermitteln wir weiter. Ist sonst noch etwas?»
«Nein. Ferrari …»
«Wenn nichts Dienstliches mehr ansteht, dann kann ich ja jetzt gehen. Guten Tag, Herr Staatsanwalt.»
Borer sass zitternd an seinem Schreibtisch. Der Kommissär hat meine Anweisungen ohne Murren geschluckt. Das ist kein gutes Zeichen, Jakob. Bei Gott, das ist ganz und gar nicht gut. Ein tobender und schreiender Ferrari war keine Seltenheit, und vor allem nichts Schlimmes. Meist ein Sturm im Wasserglas, der sich rasch wieder legte. Aber so hatte Borer den Kommissär noch nie erlebt. Das war dumm und absolut unnötig gewesen. Wir hätten uns doch vernünftig unterhalten können. Borer begann auf dem Laptop seine Anweisungen zu formulieren, der Entzug des Falls und die Versetzung nach Bern. Er las die Zeilen mehrmals durch, korrigierte, ergänzte, druckte sie aus und legte beide Schreiben auf den Tisch. Am besten wird es wohl sein, wenn ich eine Nacht darüber schlafe und nochmals mit Martin Streller spreche. Wer weiss … vielleicht bin ich übers Ziel hinaus geschossen.
Nadine sah dem Kommissär an, dass etwas passiert sein musste.
«Stress mit Borer?»
«Jetzt ist er zu weit gegangen. Endgültig zu weit.»
Sie brachte ihm einen Kaffee.
«Stress wegen mir?»
«Nein … nur am Rande.»
«Also doch wegen mir.»
«Wegen unseren Verhörmethoden.»
«Helmers hat sich beschwert?»
«Über Umwege. Via Parteipräsident Martin Streller.»
«Ein feiges Schwein, dieser Helmers. Hat nicht einmal Rückgrat genug, um Borer direkt zu kontaktieren. Aber die Beschwerde von Streller hat dich doch nicht so auf die Palme gebracht. Oder?»
«Borer will dich nach Bern zurückschicken.»
«Na bravo! Das war ja früher oder später zu erwarten gewesen. Elender Mist.»
«Das kommt überhaupt nicht in Frage, Nadine. Du bleibst.»
«Was war noch?»
«Er hat gesagt, dass wir mit Stasimethoden die Leute verhören würden.»
«Was?! Das hat der Idiot wirklich gesagt?»
«Und dass er uns von diesem Fall abziehen will.»
«Du hast ihn hoffentlich dafür verprügelt?»
Ferrari schmunzelte.
«Nein, das habe ich nicht. Ich habe ihm gesagt, dass er uns seine Anweisungen schriftlich geben soll. Dann bin ich gegangen.»
«Das war alles?»
«Ist das nicht genug? Im Augenblick haben wir noch einen Fall, Nadine. Nutzen wir die Zeit. Über Borer können wir uns ein anderes Mal unterhalten.»
Nadine bohrte nicht weiter. Der Vergleich mit den Stasimethoden musste Francesco tief getroffen haben. So viel stand fest.
«Fassen wir zusammen, immer unter der Voraussetzung, dass Egloff die Wahrheit sagt. Ina und Luke haben noch immer ein Verhältnis. Der Kontakt ist nie abgebrochen. John hatte angeblich eine Beziehung mit Toto. Hanno ist total überschuldet und weiss nicht mehr weiter», begann Nadine.
«Ina kommt am Tag des Mordes erst früh morgens ins Hotel zurück. Sie hat die Nacht sehr wahrscheinlich bei Luke verbracht.»
«Dann fällt Ina als Täterin aus. Aber nicht Luke. Er kann in ihrem Auftrag gehandelt haben. Gibt das einen Sinn? Nur, wenn Ina von Johns Tod profitiert.»
«Na ja, wenn John den Vertrag nicht verlängert, bleiben Ina und Hanno Helmers auf der Strecke. Es wäre möglich, dass Ina Luke zum Mord an John aufgestachelt hat. Also ein abgekartetes Spiel der
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