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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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erzählt, er sei vor dem Tod von Josephine Fitzsimmons religiös bekehrt worden. Er sagte aus, er habe begonnen, Bibelstellen zu lesen, aber als man ihn zur Rede stellte, was der Inhalt dieser Texte gewesen sei, sagte er: »Es waren hauptsächlich Worte, die ich nicht verstanden habe, darum musste ich sie überprüfen.«
    »Die werden den Arsch ganz nach oben hängen«, sagte Hughes, »wenn sie ihn hängen, dann hängen sie dich nicht und umgekehrt.«
    »Die werden mich nicht hängen, weil ich’s nicht war.«
    »Dann beweis es.«
    »Ich beweise es dort, wo es zählt. Vor dem Gericht. Mein Tag wird kommen.«
    Robert verhielt sich immer so, als gebe es im Zusammenhang mit Pearls Mord ein großes Geheimnis, das nur er kannte. Hughes sagte später, das sei ihm auf die Nerven gegangen. Geheimnisvolles Lächeln und eine Haltung von Kümmer-dich-um-deinen-eigenen-Kram. Er erzählte Robert nicht, dass im Gefängnis gewettet wurde, er werde bis Weihnachten gehängt.
    In seiner Funktion als Inspector of Constabulary hatte man McCrink ein Büro im Geschäftshaus gegenüber der City Hall von Belfast überlassen. Es gab noch andere in dem Gebäude, die er allerdings fast nie zu sehen bekam. Er kam sich vor wie im Zentrum einer Geisterverwaltung. Das Gebäude bestand aus lauter langen Korridoren, finsteren Bürogängen. Seine Sekretärin war eine großgewachsene Frau um die vierzig, elegant angezogen, mit der Ausstrahlung einer verlassenen Liebhaberin. Sie wirkte verkniffen und misstrauisch. Wenn er hereinkam, betrachtete sie ihn von oben bis unten, eine lüsterne Prüfung, kühl und desinteressiert. McCrink vermutete, dass sie Harry West Bericht über ihn erstattete.
    Er fing an, die verschiedenen Polizeiwachen der Stadt zu kontrollieren. Er besuchte die Wache an der North Queen Street, wo er die neuen Vernehmungsräume besichtigte. Sie hatten ein System entwickelt, um die Anrufe, die innerhalb eines Tages eingingen, zu verzeichnen. Als er die aufgelisteten Ereignisse durchlas, fiel ihm der Eintrag The Glen, Whiteabbey (Curran) auf. Er erinnerte sich daran, dass Patricia Currans Leiche auf dem Grundstück ihres Elternhauses The Glen gefunden worden war.
    »Was bedeutet das hier?«, fragte er.
    Der diensthabende Beamte erklärte ihm, dass ein gewisser Constable Rutherford um die Erlaubnis ersucht hatte, The Glen zu überprüfen, nachdem der Bauunternehmer, der an dem Haus arbeitete, bei der Polizei angerufen hatte.
    Constable Rutherford hatte Richter Currans Telefonanruf auf der Wache in Whiteabbey in der Nacht von Patricia Currans Mord vor neun Jahren entgegengenommen. Er war mit dem Fahrrad zum Haus der Currans hochgefahren, nur um festzustellen, dass Patricias Leiche von Desmond Curran und seinem Vater im Auto des Familienanwalts entfernt worden war. Desmond bestand darauf, dass sie immer noch atmete, obwohl Rutherford bemerkte, dass die Totenstarre bereits eingesetzt hatte. Die Leiche, sagte er, war steif wie ein Brett.
    Rutherford saß im Dienstzimmer für die Zivilpolizei. Er war ein schwerer Mann Mitte fünfzig. Sein Auftreten war förmlich, und er bezog sich auf sein Notizbuch. Er sagte, dass Richter Curran Whiteabbey nach der Trennung von seiner Frau verlassen habe. The Glen sei für lange Zeit auf dem Immobilienmarkt gewesen, bis es schließlich verkauft worden sei. Die neuen Besitzer, die vorhätten, es als Hotel zu betreiben, hätten mit den Umbauarbeiten begonnen. Am vergangenen Tag hatten sie die Renovierungsarbeiten unterbrochen und die Wache in Whiteabbey angerufen.
    Sie fuhren in McCrinks Wagen nach Whiteabbey. Sie gingen die Zufahrt zu dem Anwesen hoch, und Rutherford zeigte auf die Stelle, an der Patricias Leiche gefunden worden war. Das Gras am Rand war zerfurcht und ungepflegt. Rutherford berichtete von den Ereignissen der Nacht des 13. November 1952, beschrieb die Szenen, die sich in jener Nacht abgespielt hatten. Die Bäume, die die Zufahrt säumten, waren ohne Blätter und trugen Krähennester in den obersten Ästen. McCrink fühlte sich an London erinnert. Man hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Man stellte sich einen Drahtzieher vor, der sich im Schatten verbarg. Das eingerüstete Haus wuchs aus den Bäumen empor, der Verputz und die Regenrinnen waren entfernt worden, auf der Wiese stapelte sich Baumaterial.
    Rutherford öffnete die Eingangstür, und sie traten ein. Das Haus war kalt und leer. Helle Flecken an den Wänden zeigten, an welchen Stellen Gemälde entfernt worden waren. Auf Fenstersimsen

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