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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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sich und war sich bewusst, dass ihr ein Gewisper vorauseilte. McGladderys Mutter.
    »Sieht aus, als hätte sie keine Probleme mit männlichen Freunden«, sagte Margaret und fiel dabei in den Dialekt von Newry, dieses raue, salzige Idiom. Nyuk .
    »Sie ist Robert jedenfalls keine Hilfe. Zum Glück suchen sie die Geschworenen nicht hier in der Gegend. Die würden eine Grube ausheben und sie direkt nach ihm hineinwerfen, wenn sie könnten.«
    »Was hatte er mit so einem Hintergrund überhaupt für eine Chance im Leben?«
    Agnes bahnte sich den Weg durch die Menge auf dem Rummel. Großmäulig, nach Gin stinkend. Die Leute sahen sie an, ein furchterregendes Weibsbild.
    Die Männer in ihren Gehröcken und die Frauen in ihren Reifröcken hätten ihnen erzählen können, was da gerade passierte, dachte McCrink. Sie trugen es in ihren wissenden Augen. Es war der Grund, weshalb sie alle auf den Rummelplatz kamen und nach der Show des altmodischen Schaustellers suchten, die in einem Zelt gezeigt wurde, das erst bei Anbruch der Nacht geöffnet wurde. Sie drängten vorwärts, um ein Auge auf die wimmernde, groteske Zurschaustellung im Stroh zu werfen.
    Überall, wo sie hinkam, hörte Agnes unterschiedliche Geschichten. Was Robert Pearl angetan hatte, als er mit ihr alleine war. Die Leute fragten unverfroren, was ihnen gerade so einfiel, fanden, es sei ein Wunder, dass sie mit ihm im Haus geblieben sei, bei dem, was er ihr, seiner eigenen Mutter, alles hätte antun können.
    Dem war alles zuzutrauen. Sie traten auf der Straße auf sie zu und versuchten, ohne jedes Schamgefühl, Neues über den Fall in Erfahrung zu bringen.
    Sie sagten, Richter Curran übernehme den Fall, wo doch seine eigene Tochter erstochen worden war. Falls Robert Gnade suche, wäre dies der falsche Weg. Es gab Zeiten, in denen die Stadt nicht die Stadt zu sein schien, in der sie aufgewachsen war, sondern ein anderer Ort, ein Ort, den sie nie zuvor gesehen hatte und in dem die Leute fremd waren wie Ausländer. Als würde ihr an einem anderen Ort eine Geschichte über die Stadt erzählt. Agnes ließ sich weiterhin durch die Stadt treiben und fand sich an Orten wieder, an denen sie noch nie gewesen war, in den Werkstätten hinter Sands Mill oder von Abbey Yard, weshalb sie sich fragte, in welcher Stadt sie sich hier eigentlich befand.
    Sie wusste genau, dass die Leute sagten, sie hocke mit gesenktem Kopf zu Hause, weil sie sich schäme. Zum Trotz fuhr sie sonntags nach Warrenpoint, um sich in aller Öffentlichkeit zu zeigen.
    Doch dann war da diese Nacht, in der sie von angsteinflößendem Geflüster auf der Straße geweckt wurde. Laute, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Sie schaute aus dem Fenster und sah die Schmuddelkinder der Stadt versammelt, die sie mit Hohn und Spott überschütteten. Agnes richtete ein Licht auf sie, und sie stoben in alle Winde davon; an den Wochenenden kamen sie allerdings zurück. Manchmal standen sie einfach bloß ruhig da, aber eines Morgens fand sie ein gezeichnetes Schafott an ihrer Tür. Für Robert war es einfach, er saß in Belfast, die Augen aller auf ihn gerichtet, über sich selbst hocherfreut. Es hatte ihm schon immer gefallen, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und sie hatte schon damals gewusst, dass das sein Untergang sein würde. Er war schon immer an Büchern und Geschichten interessiert gewesen, jetzt befand er sich im Mittelpunkt einer eigenen Geschichte und zerrte sie ebenfalls mit hinein.
    Es wurde darüber geredet, dass sie nicht ins Gefängnis an der Crumlin Road ging, um ihren eigenen Sohn in der Zelle zu besuchen, dabei hatte er sie Gott sei Dank in einem Brief gebeten, ihn nicht zu besuchen. Es würde dir hier nicht gefallen, schrieb er, der Gestank würde dich zum Würgen bringen, außerdem sind viele der anderen Frauen, die zu Besuch kommen, grob. Die anderen Gefangenen erzählen mir von geschmuggeltem Tabak und anderem Zeug und glaub mir, du möchtest nicht wissen, wo sie die Waren verstecken, Mutter! Er war grob, er konnte nicht anders, denn er hatte schon immer ein loses Mundwerk gehabt. Auf die Anschuldigung der Leute, sie vernachlässige ihn, antwortete sie, sie vernachlässige ihn nicht, sie akzeptiere den Wunsch, den ihr Sohn niedergeschrieben habe.
    Er beschwerte sich auch über das schreckliche Essen. Ich fühle mich wie zu Hause, Kochen war ja nie deine Stärke. Die Briefe trugen den Stempel des Zensors, und es wäre gut gewesen, wenn die Zensurabteilung all die verletzenden

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