Requiem
ehemalige Krankenschwester.«
Anne grinste, so dass ihre hübschen Grübchen sichtbar wurden, stand auf und ging um den Tisch herum.
»Kannst du deinen Stuhl mehr ins Licht rücken? Gut so. Und jetzt mach die Beine breit.« Anne kniete sich dazwischen und öffnete seinen Bademantel. »Dann wollen wir uns den kleinen Patienten doch mal ansehen«, sagte sie und tastete Beauforts Hodensack ab, der sich unter ihrer Berührung zusammenzog. Gleichzeitig pumpte sein Venensystem Blut in die Schwellkörper seines Penis, der sich keck aufrichtete.
»Keine Schwellung, kein Bluterguss«, sagte Anne in professionellem Ton, »also von außen sieht es so aus, als könntest du noch viel Spaß mit dem Teil da haben. Genaueres kann man natürlich erst nach einer Differentialdiagnose sagen.« Sie gab ihm einen dicken Schmatz aufs Skrotum und erhob sich wieder.
»Warum stehst du denn auf? Könntest du nicht jetzt gleich mit dieser Untersuchung beginnen?« Das Blut begann wieder abzufließen.
Anne legte beide Hände auf Franks Schulter. »Und was ist mit dem Nachtisch? Mein Held hat sich doch heute ein besonderes Dessert verdient. Was möchtest du haben?«
»Sex und Schokolade«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
»Kein Obst?« fragte Anne ironisch.
»Ach nö!«
»Na, schauen wir mal, was wir in der Küche finden. Ich werde einen Moment brauchen. Aber du darfst erst kommen, wenn ich dich rufe, okay?« Mit diesen Worten verschwand sie die Treppe hinunter.
Beaufort trank sein Weinglas leer und knotete den Bademantel wieder zu. Er hörte Anne in der Küche werkeln, Schubladen wurden aufgezogen, Wasser aufgedreht, ein Schneebesen kam zum Einsatz. Ihm dauerte das alles zu lange. Um sich die Zeit zu vertreiben, setzte er sich an den Flügel und fantasierte ein wenig. Nach über 20 Minuten, er sang und spielte gerade Fly me to the moon , kam endlich der erlösende Ruf: »Dessert ist fertig!«
Beaufort klappte den Klavierdeckel zu und ging die große Wendeltreppe hinab. Auf jeder Stufe brannte ein Teelicht und eine Spur weiterer leuchtender Teelichter wies ihm den Weg in die Küche. Die erstrahlte im Licht Dutzender Kerzen ringsum, ihr milder Schein beleuchtete seine schöne Freundin. Anne lag nackt auf dem Küchentisch, die Brüste mit warmer flüssiger Schokolade übergossen und Kiwi-Scheiben belegt. Auf ihrem flachen Bauch hatte sie aus flüssiger Schokolade ein großes Herz gemalt und es rundum am Rand mit halbierten Erdbeeren verziert.
»Es ist angerichtet«, säuselte sie.
Beaufort ließ seinen Bademantel auf den Boden gleiten, trat lächelnd an den Tisch, beugte sich vor, leckte mit seiner Zunge über Annes Bauch, was sie so kitzelte, dass sie kichern musste. Behutsam nahm er mit seinen Zähnen eine Erdbeere auf und schluckte das Gemisch aus Frucht und Schokolade hinunter. Genießerisch schnalzte er mit den Lippen.
»So möchte ich mein Obst jetzt täglich serviert bekommen.«
»Das ist mir etwas zu aufwendig«, schäkerte sie und ließ ihre Augen aufblitzen. »Aber du kannst ja mal Frau Seidl bitten. Vielleicht springt sie für mich ein.«
Libera eas de ore leonis
Bewahre sie vor dem Rachen des Löwen
11. Kapitel: Dienstag, 30. April
Das Auto bewegte sich im Schritttempo über den Waldweg. Er musste vorsichtig lenken, denn er fuhr ohne Scheinwerfer. An der kleinen Lichtung hielt er an und machte den Motor aus. Kein Geräusch war zu hören, außer vereinzeltem Knacken unter der Kühlerhaube. Er nahm seinen Rucksack vom Beifahrersitz, öffnete die Tür und stieg aus. Die Dunkelheit umhüllte ihn wie ein Mantel. Die Sonne würde erst in knapp zwei Stunden aufgehen. Seine Taschenlampe brauchte er nicht. Er kannte den Weg.
Nach nicht einmal 100 Metern trat er aus dem kleinen Waldstück bei Ziegelstein heraus, durchschritt einen schmalen Streifen Brachland und stoppte an der Rückseite des Hauses. Obwohl es sich kaum von den anderen Häusern der Siedlung unterschied und alles stockfinster war, wusste er, dass es das richtige war. Dort oben, wo das Fenster gekippt war, schlief der Feind. Geräuschlos kletterte er über den Zaun und nahm seinen Platz hinter den Rhododendronbüschen ein. Er wartete. Ganz automatisch zog er den Rosenkranz aus der Jackentasche und betete.
»… Du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.« Lautes Schellen riss ihn aus seiner Meditation. In dem Schlafzimmer über ihm ging Licht an. Gleichzeitig erstarb
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