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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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vorstellen.«
    Auch Ekki löffelte genüsslich seine Suppe. »Selbst wenn du aus Jux einen Brief oder eine SMS mit der Parole ›Mit deutschem Gruß‹ unterschreiben solltest, ist das strafbar. Das gilt selbstverständlich auch für das Propagieren der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Ich vermute nur, dass da gar nicht wirklich ›NSDAP‹ stand.«
    »Aber ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen«, empörte sich Beaufort.
    »Wahrscheinlich hat dieser Neonazi ein T-Shirt mit dem Aufdruck ›Consdaple‹ getragen. Eine Marke, die bei diesen Typen sehr beliebt ist. Denn mit einer geöffneten Jacke darüber, lassen sich die ersten und die letzten beiden Buchstaben des Logos gut abdecken. Übrig bleibt dann ›nsdap‹. Das ist leider nicht justiziabel.«
    »Und dieser Tronka trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck ›Germanischer Gotteskrieger‹. Darf der das so einfach?«
    »Ja, das gilt noch als legal. Es stammt von einem Mode-Label für Neonazis, an dem auch ganz normale Leute Gefallen finden. Thor Steinar heißt die Marke. Die haben ganz flotte Schnitte, oft mit dezenten Runenmustern versehen. Andere T-Shirts sind mit ›Ski Heil‹ oder ›Nordic Division‹ bestickt. Eine Jeans-Hose von denen heißt ›Thule‹, wie die gleichnamige rechtsextreme Gesellschaft. Und eine ganze Kollektion trägt den Namen ›Nordmark‹, wie eines der NS-Arbeitslager.«
    »Woher weißt du das alles?« Beaufort leerte seinen Teller.
    »Es gibt einen Laden in Nürnberg, in dem diese Klamotten verkauft werden. Den wollen ganz viele Leute in der Stadt wieder weg haben. Es gab schon Großdemonstration gegen das Geschäft. Und in so mancher Nacht fliegen dort Farbbeutel gegen die Tür und Steine ins Fenster.«
    Beaufort dachte an Frieder. Er konnte sich gut vorstellen, dass der junge Autonome da auch schon mal antifaschistische Statements hingepinselt hatte.
    »Wenn du dich so gut auskennst, kannst du mir bestimmt auch sagen, was es mit dem Palästinensertuch auf sich hat, das dieser langhaarige Gerstenberg um den Hals hatte. In unserer Jugend trugen so etwas die Atomkraftgegner. Meinst du, der tarnt sich als Linker?«
    »Das Tuch hat eine simple Umwertung erfahren. Palästinenser sind antiisraelisch, und das sind Neonazis auch.«
    »Hat es Ihnen geschmeckt?«, fragte die Bedienung und räumte die Teller ab.
    »Das Kräuterschaumsüppchen war phänomenal«, lobte Beaufort. Die Bedienung erklärte, dass die Chefin einen eigenen Kräutergarten angelegt habe und dort auch selbst Gemüse zog. Für den Fisch-Gang blieben die beiden beim fränkischen Silvaner. Sie saßen allein in einer der kleinen malerischen Stuben des Gasthauses Rottner , damit sie ungestört sprechen konnten.
    »Wenigstens hält der Polizeischutz den Täter davon ab, erneut zuzuschlagen«, nahm Beaufort das Gespräch wieder auf.
    »Gottseidank. Hoffentlich bleibt das auch so. Ich kann dir gar nicht sagen, wie groß der öffentliche und interne Druck ist. Den Auftritt der Referentin vom Oberbürgermeister letzte Woche hast du ja selber miterlebt. Und das war nur einer von vielen. Heute erst hatte ich einen Anruf vom Generalstaatsanwalt. Das LKA steht startbereit und will sich einschalten. Bislang konnten wir uns die noch vom Hals halten.«
    Die Bedienung servierte einen Spieß mit Stör und Jakobsmuscheln auf Bärlauchnudeln.
    »Ihr bräuchtet halt einen schnellen Fahndungserfolg.«
    »Leider mussten die Personenschützer ja gestern im Burggraben ihre Tarnung aufgeben, um dich da rauszuhauen. Ich hatte auf den Überraschungseffekt gehofft.«
    »Oh, die waren überrascht, als die Beamten mit ihren Waffen auftauchten«, erinnerte sich Beaufort schmunzelnd. »Und ich habe den Eindruck, dass den beiden Daniels der Arsch ganz schön auf Grundeis geht vor Angst.«
    »Aber heute strotzen sie schon wieder vor Übermut. Die sind regelrecht stolz auf ihre Polizeieskorte und machen sich gleichzeitig über sie lustig. Unsere Personenschützer sind echt genervt von den Typen. Heute Nachmittag hat Tronka im Hörsaal einen Eklat ausgelöst, indem er seine Begleiter bloßstellte, was zu lautstarken ›Bullen raus‹-Rufen führte. Solange die drei noch nichts von ihrem Schutz wussten, waren sie gute Lockvögel für uns, aber das kannst du jetzt vergessen. Wenn die so weitermachen, müssen wir mal darüber nachdenken, ob wir sie nicht in Schutzgewahrsam nehmen können. Mmmh, die sind gut, diese Nudeln.« Der Justizsprecher kaute andächtig, und Beaufort stimmte ihm zu.
    »Warum

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