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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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Beaufort ein Licht auf. Die Neonazis hatten Angst vor ihm! Wie es schien, hielten sie ihn sogar für den Mörder. Und so abwegig war diese Überlegung ja nicht, schließlich war er immer wieder im Dunstkreis der Gruppe aufgetaucht: im Gerichtssaal, in der Nazi-Kneipe, an Gessners Haus, auf dem Volksfest. Irgendwie mussten die Rechtsextremen ihn ausgespäht und seine Adresse herausbekommen haben.
    »Dann schau ihn dir noch mal genau an, Danny«, forderte der Weißblonde und sein Freund nickte. Gerstenberg kam ganz nah an Beaufort heran und schaute ihm ins Gesicht. Dann nahm er erst Beauforts linke, danach seine rechte Hand und betrachtete sie eingehend. Schließlich stellte er sich mit dem Rücken vor ihn und presste sich gegen Beaufort.
    »Hey, hey, keine Intimitäten bitte«, rief der spöttisch.
    Daniel Gerstenberg löste sich wieder von ihm.
    »Und?«, wollte Tronka wissen, »ist er’s?«
    Der Langhaarige schüttelte den Kopf. »Er ist zu groß. Und der Typ, der mich überfallen hat, hatte nicht so manikürte Hände. Der hatte ganz raue Finger.«
    Tronka zog die Mundwinkel nach unten und pflanzte sich mit breiter Brust ganz dicht vor Beaufort auf. Der steckte zwischen den beiden Nazis immer noch wie in einem Schraubstock. Auf einen Schlag war es ganz windstill geworden. »Dir wird das Sprücheklopfen schon noch vergehen. Was willst du Witzbold überhaupt vom Nationalen Widerstand?«
    »Germanischer Gotteskrieger?«, erwiderte Beaufort, verächtlich auf das T-Shirt herabblickend. »Sich wichtig machen und von Bedeutung sein sind zwei Paar Stiefel.«
    Dicke Tropfen schlugen auf dem Boden auf und bildeten kleine Krater im Staub. Ruckartig stieß Tronka dem Gefangenen sein rechtes Knie zwischen die Beine, so dass Beaufort vor Schmerz aufheulte. »Zu Hilfe, ihr Deppen!«, schrie er aus Leibeskräften.
    In dem Moment ertönte ein schriller Pfiff und rechts und links im Burggraben tauchten je zwei bewaffnete Männer auf. Die beiden Neonazis ließen Beaufort los, der auf die Knie sackte, und wollten die Treppe zur Stadtmauer hinauffliehen. Doch dort oben zeigten sich zwei uniformierte Polizisten, ebenfalls mit gezückten Waffen. Das eingekreiste Quintett blieb stehen, und langsam hoben sich zehn Hände in die Höhe. Mit einem erneuten Donnerschlag öffnete der Himmel seine Schleusen.
     
    *
     
    »Hattest du denn gar keine Angst, als dich die fünf in die Mangel genommen haben?« In Annes Mokkaaugen spiegelten sich die brennenden Kerzen auf dem großen Esstisch in der Bibliothek.
    Beaufort schnappte sich das letzte Häppchen Bauernbrot mit Presssack, schob es sich in den Mund, lehnte sich kauend im Stuhl zurück und dachte nach. »Nein«, sagte er, als er heruntergeschluckt hatte, »ich hatte Respekt, aber keine Angst.«
    »Ich finde, du warst ganz schön frech. Ich an deiner Stelle hätte keine so kesse Lippe riskiert.«
    Beaufort schob die Ärmel seines Bademantels zurück, auf dessen Brust das Familienwappen eingestickt war. Seine Haare waren immer noch ein wenig feucht.
    »Das habe ich mich nur getraut, weil Ekki mir ja gesagt hat, dass die beiden braunen Daniels unter Personenschutz stehen. Ich hab darauf gesetzt, dass die schon eingreifen werden, wenn es hart auf hart kommt. Und die Rechnung ist ja schließlich auch aufgegangen.«
    »Unter Gefährdung deiner Fortpflanzungsfähigkeit. Den Tritt in die Eier hättest du dir wirklich sparen können. Hast du die Kerle wenigstens wegen Körperverletzung angezeigt?«
    »Das, mein Schatz, habe ich aus strategischen Gründen nicht getan. Jetzt steht die Bagage in meiner Schuld und lässt uns hoffentlich in Ruhe. Ich spekuliere auf den Ehrenkodex dieser verqueren Herrenrasse.«
    »Sehr raffiniert«, lobte Anne, »ich habe nämlich überhaupt keinen Bock darauf, dass diese Idioten dich oder mich ins Visier nehmen. Das heute hat mir an Aufregung schon gelangt.«
    Plötzlich schob sich die untergehende Sonne durch die Wolkendecke und ließ die Burg golden aufleuchten. Das heftige Gewitter war nach einer halben Stunde zuende gewesen, aber die dunklen Regenwolken hatten sich noch nicht ganz verzogen. Auch Annes dunkles Haar umgab eine goldgelbe Aura abendlichen Sonnenscheins. Frank starrte sie entzückt an. Sie bemerkte das und lächelte zurück. »Tut’s noch sehr weh?«, fragte sie.
    »Ich will ja kein Weichei sein«, antwortete Beaufort mit hoher Eunuchenstimme, »aber könntest du nicht mal einen fachlichen Blick drauf werfen, ob alles in Ordnung ist? Immerhin bist du eine

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