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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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Moment alles versprochen, so aufgedreht war er.
    Brad und er fingen eine typische Autofachsimpelei an. Diskutierten lautstark über die Motorleistung des Shelby. Was man alles aus ihm rausholen könnte, wenn man die Teile modifizierte. Oder gleich einen neuen, leistungsstärkeren Motor einbaute. Ich hätte mich an diesem Gespräch beteiligen können, hatte von dieser Materie fast genauso viel Ahnung wie Brad. Doch lieber blieb ich, wo ich war und ließ Ryan nicht aus den Augen. Der stand jetzt bei diesem Mike, Brads Mitarbeiter, einem eher durchschnittlichen Typen. Rötlich braunes Haar, ein Allerweltsgesicht, ungefähr eins sechsundsiebzig groß. Ich glaube, er war einige Jahre älter als Brad. So Mitte vierzig. Er trug eine ölverschmierte Latzhose und ein rotes Shirt, welches hinten mit weißen Buchstaben bedruckt war. Er lächelte väterlich, als Ryan anfing, ihm Löcher in den Bauch zu fragen. Ich hörte, wie er sich nach Lackpartikeln erkundigte, nach der Farbe des Unterlackes, er sog alles, was Mike geduldig erklärte, auf wie ein Schwamm.
    Wie lebhaft er war. So quirlig, immer in Bewegung. Immer vergnügt. Tanzte jetzt wieder um den Mustang herum, nahm alles genauestens unter die Lupe. Die Locken flogen, er schien überall gleichzeitig zu sein. Wo er auftauchte, verbreitete sich gute Laune, lächelten die anderen.
    „Ryan Sonnenschein.“ Diesmal meinte ich es durchaus liebevoll.
    „Es ist doch zum größten Teil dein Verdienst, oder? Wenn du ihm den Wagen nicht überlassen hättest …“ Dad ließ den Satz unbeendet.
    Ich stöhnte leise auf. War ja klar! Dad konnte es sich nicht entgehen lassen, eine seiner Hobby-Analysen zu betreiben.
    „Meinst du?“, fragte ich runter zu meinen Schuhen. Ich war mir der schnellen Blicke, die Ryan mir hin und wieder zuwarf, durchaus bewusst. Und einmal bei Selbstgesprächen erwischt zu werden, reichte mir.
    „Sieh ihn dir an, Dad. Es ist ganz alleine Brads Verdienst“, versuchte ich abzuwiegeln. „Damit hab’ ich nichts zu tun.“
    „Ach Quatsch! Ohne dich hätte er diesen Wagen gar nicht! Du hast ihm seinen größten Traum ermöglicht. Er ist noch keine Achtzehn und besitzt bereits so einen Klassiker. Jetzt. Nicht erst, wenn er erwachsen ist. Wahrscheinlich kann er dann von so einem Wagen nur träumen, weil nämlich Familienkutsche angesagt ist, fürs liebe Frauchen und die Kleinen.“
     
    Auf die Ellenbogen gestützt, streckte ich mich rücklings auf dem Rasen aus und starrte in den blauen Himmel. Dad hatte mit Sicherheit recht, mal abgesehen von dem lieben Frauchen, ich wollte es gar nicht bestreiten.
    Allerdings sah ich das Ganze aus einem etwas egoistischeren Blickwinkel.
    Ohne den Mustang hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, ihm so nahe zu sein. Ohne den Mustang hätte sich mein größter Wunsch niemals erfüllt.
    Und mal ganz ehrlich: War es nicht genau das, worauf ich insgeheim gehofft hatte, als ich bei Big Eddy im Büro aufkreuzte und den Shelby verlangte? Hatte ich nicht davon geträumt, Ryan in meinen Armen zu halten? Darauf gehofft, ihm endlich gestehen zu können, was ich für ihn empfand? Und hatte ich nicht geradezu gebetet, er möge meine Liebe vielleicht irgendwann erwidern?
    Ja, ja, und ja, verdammt noch mal! Etwas ganz, ganz tief in mir verborgen, musste dieses winzige Flämmchen namens Hoffnung am Leben erhalten haben.
    Ich schnaubte verächtlich. Gab es hinter den Mauern also immer noch den dummen, sentimentalen Tyler. Den mit einem Haufen romantischer Flausen im Kopf. Happy End und so.
    Dabei war ich mir so sicher gewesen, diesen Dummkopf nach der Metamorphose in den Prinzen der Finsternis niemals wieder zu sehen. Aber anscheinend lag ich damit falsch, denn ich spürte, wie der alte Tyler versuchte, an die Oberfläche zu drängeln. Was ja vermutlich kein Wunder war, gab es doch keine weiße Maske und kein Lederoutfit, die ihn in Schach hielten.
    Die Frage war nun: Sollte ich Mr. Romantic gestatten, weiter die Oberhand zu erlangen? Sollte – nein, wollte – ich dieses Risiko überhaupt eingehen? Wollte ich mich wirklich ernsthaft all den Gefahren aussetzen, die Vertrauen, Freundschaft und auch Liebe mit sich brachten? Darüber war ich mir keinesfalls sicher, denn die letzte Lektion hatte mir eigentlich gereicht.
    „Fakt ist doch, ohne den Wagen hätten ihn keine zehn Pferde in meine Nähe gebracht, richtig?“, stellte ich nüchtern fest und wedelte eine Fliege davon, die sich auf meinem nackten Unterarm niederlassen wollte. „Wir

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