Rescue me - Ganz nah am Abgrund
ein schreckliches Organ hatte nur Allan Baker. Was machte der mit Ryans Handy? Ein furchtbarer Gedanke schoss mir durch den Kopf. Der sich auch prompt bestätigte, als Allan weiter sprach. „Ich mein’ damit klein Ryan, dieses halbe Weichei.“ Er lachte meckernd.
„Lass mich sofort mit ihm reden“, verlangte ich und sprang auf. „Wenn ich nicht mit ihm sprechen kann, dann brauchen wir gar nicht erst weitermachen, klar?“ Nervös begann ich, hin und her zu laufen.
Allan diskutierte kurz mit jemandem, dann hörte ich Ryans Stimme.
„Tyler? Es tut mir leid!“ Er redete ziemlich undeutlich. Es hörte sich an, als spräche er durch die Nase, so, als sei er furchtbar verschnupft.
„Sie haben mich von der Straße gedrängt, in einen Graben. Der Honda ist hin, Achsbruch oder so. Sie haben mich da rausgezerrt und geschlagen, dann haben sie mich in ihren BMW verfrachtet. Ich hatte keine Chance …“ Er schniefte und der Rest von dem, was er sagte, erstarb zu unverständlichem Gemurmel. Sie hatten ihm sein Handy weggenommen.
Meine Gedanken rasten. Ryan befand sich in einem BMW? Wieso? Und wieso war er mit dem Honda seiner Mutter unterwegs gewesen? Er hatte doch gar keine Fahrerlaubnis. Wo hatte er um diese Uhrzeit hingewollt?
Wieder war es Allan, der sich meldete. „Also, Freak. Glaub es, wir haben ihn.“
„Was wollt ihr jetzt von mir?“, rief ich aufgeregt. „Was habe ich angeblich, was ihr unbedingt haben wollt?“
„Drogen, Mann.“ Diese schleppende Sprechweise. Es war nicht Allan, mit dem ich jetzt redete. Der Typ war abgebrühter.
„In der blöden Karre sind zwei Kilo Drogen versteckt. Und die wollen wir haben. Sofort. Komm rauf zum Point. Um acht. Keine Bullen, sonst ist es mit dem Kleinen aus.“ Klick. Die Verbindung war unterbrochen.
Diese Stimme. Ich hatte sie schon einmal gehört, da war ich mir ganz sicher. Aber wo? Meine Gedanken sprangen wild umher.
Ein BMW. Scheiße! Das violette BMW-Coupé! Sie hatten die ganze Zeit über mein Haus beobachtet. Und Ryan. Dann waren sie ihm und seiner Mom nachgefahren. Wie sonst hatten sie wissen sollen, dass die beiden am Wildwood Lake waren?
Oh Mann, was für eine gottverdammte Scheiße.
Jetzt fiel mir auch wieder ein, wem diese schleppende Stimme gehörte. Ich hatte mit Tito, dem Bodyguard von Carlos’ Partner, gesprochen! Mein Herz machte vor Schreck einen Satz. Mit dem war nicht zu spaßen. Und mit seinem Boss ‚the Fatman‘ Simpson, auch nicht!
Ich fuhr in meine Klamotten und eilte hinunter in die Garage.
Drogen. In der blöden Karre? Meinten die etwa den Mustang? Waren dort Drogen versteckt? Doch wo? Ryan hatte den gesamten Wagen auseinandergenommen. Hätte er etwas gefunden, dann wüsste ich es. Immer und immer wieder lief ich um den Wagen herum. Wo sollte das Versteck sein? In den Türverkleidungen? Nein, die hatte Ryan als Erstes abmontiert. Im Kofferraum? Auch nicht. Dort und im Innenraum hatte er den alten Teppich rausgerissen, und war gerade dabei, neuen zu verlegen. Unter der Motorhaube hatte ich gearbeitet. Die Lichtmaschine eingebaut. Den Vergaser. Ein neues Luftfiltergehäuse mit Chromdeckel, welches Victor neulich geschickt hatte. Doch Drogen hatte ich keine gefunden.
Zwei Kilo. Nicht eben wenig. Die konnte man nicht mal so in irgendwelche Ritzen stopfen.
Mein Blick fiel auf die hintere Sitzbank, die Rückenlehne. Die beiden Vordersitze. Sie standen noch immer exakt auf dem Fleck, auf den Ryan sie nach dem Ausbau abgestellt hatte. Drüben an der Wand.
Die Sitze. Ryan hatte diese Teile bislang weder gereinigt, noch sonst irgendwie angefasst. Ich wusste genau, sie waren die einzigen Teile aus dem Mustang, die noch nicht in ihre Einzelteile zerlegt worden waren.
Ohne zu zögern, lief ich zur Werkbank und schnappte mir den Cutter, schlitzte brüchiges Vinyl auf. Hielt mich nicht mit den Nähten auf, sondern schnitt einfach quer über die Flächen. Riss klumpiges Füllmaterial heraus. Jetzt musste auf jeden Fall alles neu bezogen werden, dachte ich, während ich mein zerstörerisches Werk erledigte. Und es würden doch Ledersitze werden, da konnte er sich auf den Kopf stellen!
In der hinteren Rückenlehne wurde ich fündig. Ein halbes Dutzend Zip Lock Beutel, gefüllt mit einem undefinierbaren weißen Pulver. Zwei Kilo. Kokain? Heroin? Was war so was wohl wert?
Genug um Ryan zu entführen. Genug, um ihn auch zu töten, wenn ich ihnen ihr Zeug nicht brachte? Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. Mein Blick fiel auf die
Weitere Kostenlose Bücher