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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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aus dem Glas entgegenblickte.
    Wieder betrachtete ich mich im Spiegel, blickte mir diesmal ins halb fertig geschminkte Gesicht. In meine Augen. Sah ganz genau hin.
    Und dann bemerkte ich es. Entschlossenheit leuchtete mir entgegen. Selbstvertrauen. Nicht wie sonst Resignation oder gar Schuld.
    Langsam begriff ich. Der Typ da im Spiegel, das war nicht länger ich. Ich war nicht mehr der Prinz der Finsternis. Konnte – und wollte – mich nicht länger hinter der weißen Maske verstecken. Brauchte es auch nicht mehr.
    Ich war Tyler. Und ich würde Ryan aus den Fängen dieser Arschlöcher befreien. Niemand sonst.
    Schnell wischte ich mir das Make-up wieder vom Gesicht. Streifte all die Ringe und Ketten ab, ließ sie achtlos ins Waschbecken fallen. Schlüpfte blitzschnell aus den Klamotten, warf sie einfach zu Boden. Eilte zum Wandschrank und holte meine abgewetzte Lederhose, ein einfaches Shirt. Die Biker Boots, die kurze Jacke. Dann griff ich nach dem Schlüssel der Viper. Zeit für den Showdown am Pleasure’s Point.
    Ich war schon fast aus dem Zimmer heraus, da kehrte ich noch einmal um. Zog die nietenbesetzten Handschuhe wieder über. Sicher war sicher.

Dreiundzwanzig
    Ryan richtete sich auf, streckte sich etwas und trat von einem Bein aufs andere. Dabei versuchte er, eine einigermaßen bequeme Position zu finden. Nicht so einfach, wenn einem die Hände mit Kabelbindern hinter dem Rücken zusammengebunden waren. In seinen Schultern brannte es bereits heftig. Hin und wieder schniefte er, Gesicht und Nacken schmerzten noch vom Aufprall in den Entwässerungsgraben. Wenigstens litt er nicht mehr unter Kopfschmerzen. Die Schwüle, die ihm noch am frühen Morgen den Schweiß aus den Poren getrieben hatte, war endlich einem heftigen Unwetter mit jeder Menge Regen gewichen. Zuerst war es ihm ja sehr erfrischend vorgekommen, dieser Guss. Doch nun war er dem Wolkenbruch schon seit einer ganzen Weile hilflos ausgesetzt. Und war nass bis auf die Knochen. Fröstelnd zog er den Kopf ein, als ein einzelner Blitz den grauen Himmel teilte. Als der nachfolgende Donner ertönte, zuckte er zusammen. Er hatte nicht wirklich Angst bei Gewitter, doch die Tatsache, hier oben auf dem Point völlig schutzlos zu sein, machte ihm schon Angst.
    Wo blieb Tyler? War es denn noch immer keine Acht?
    Erschöpft lauschte er durch den gleichmäßig rauschenden Regen. Sah hinüber zu der Stelle, an der die Serpentinen, die von unten her den Berg heraufführten, in den Parkplatz mündete. Nichts zu hören. Nichts zu sehen.
    Allan, der auf dem Beifahrersitz des BMW lümmelte, hatte ihn die ganze Zeit über im Visier, ließ ihn nicht für einen Moment aus den Augen. Ihm hatte er es zu verdanken, dass er hier draußen rumstehen musste. Wie ein Köter, der seinem Herrn ans Bein gepisst hatte.
    Hämisch lachend ließ Allan sein Fenster ein Stück herunter.
    „Dein Freaky Freund kommt wohl nicht, was?“ Er klatschte sich mit der Hand auf die schwabbeligen Schenkel und deutete mit der Pistole auf Ryan. „Wenn der nicht kommt, dann machen wir dich alle.“
    Das unbehagliche Frösteln verstärkte sich, hatte jetzt nicht nur mit der Kälte zu tun. Angst machte sich in ihm breit. Stumm wandte er den Kopf ab, ließ seinen Blick über den einsamen Parkplatz schweifen. Dichter Regen hüllte alles hier oben in hässliche Trostlosigkeit. Der unbefestigte Platz war mit Pfützen übersät, böiger Wind blies ihm unvermindert ins Gesicht, es gab keinerlei Deckung. Dicke Wolken hingen in den Bergen, es würde von unten, von der Stadt her, aussehen, als trüge der Berg eine flauschige graue Pudelmütze.
    Heute würde es mit Sicherheit keinen einzigen Touristen hier hoch zum Point verschlagen.
    „Mensch, Ty, wo bleibst du?“, flüsterte er leise. „Bitte, lieber Gott, lass ihn diese Drogen finden! Bitte lass sie ihn finden!“ Er verlegte sich aufs Beten. Nicht, dass er glaubte, es würde helfen, Tyler deswegen schneller hier oben erscheinen. Aber wenn er zuließe, dass die Angst ihn immer fester in ihren Griff bekam, dann würde er hoffnungslos darin versinken.
    Er seufzte und versuchte, an etwas anderes zu denken.
    Drogen. Ausgerechnet in seinem Mustang. Wo sollten die denn versteckt sein? Er hatte doch wirklich jeden Zentimeter auseinandergenommen. Ein anderer Gedanke schreckte ihn auf. Was, wenn es ein Irrtum war, es der falsche Wagen war, in dem sie ihre Beute vermuteten? Tyler mit leeren Händen hier oben auftauchte?
    Darüber wollte er auch nicht

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