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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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Wanduhr. Schon Viertel vor sieben.
    Was sollte ich tun? Alleine nach Pleasure’s Point rauffahren, mit zwei Kilo Drogen im Gepäck? Was, wenn ich in eine Kontrolle geriet? Die Sheriffs kannten die Harley und sie kannten die Viper. Und es schien so, als würden sie jedes Mal nur auf mich warten, um mich dann in aller Seelenruhe zu kontrollieren. So etwas konnte ich nicht riskieren. Nicht, wenn Ryans Leben auf dem Spiel stand.
    Ein Plan. Ich brauchte einen Plan.
    Ich öffnete die Garage und trat hinaus in die Einfahrt. Wurde ich auch jetzt beobachtet? Ich sah die Straße rauf.
    Es war Freitag. Mr. Carter stand schon draußen vor seinem Haus, einen schwarzen Müllsack in der Hand. Er stopfte ihn in seine Tonne, die abholbereit an der Straße stand. Zwei Häuser weiter tat Mr. McRowan dasselbe. Mülleimerdeckel klapperten. Die beiden alten Herren grüßten und riefen sich belangloses Zeug über das Gewitter zu. Es drohte sich immer schneller über uns zusammenzubrauen.
    In meinem Hirn begann es zu rattern – und dann hatte ich meinen Plan!
     
    *
    Sorgfältig kleidete ich mich an. Schlüpfte in die schmal geschnittene Brokathose, fädelte den Gürtel mit der Totenkopfschnalle ein. Zog mir ein Hemd im Piraten Style über den Kopf und griff nach der Schnürung. Zupfte die Rüsche an Manschetten und auf der Brust zurecht. Legte mir ein umgedrehtes Kreuz aus dunkelroten Swarovski Steinen um. Drapierte es, bis es gut sichtbar auf meiner Brust lag.
    Wenn sie schon glaubten, dass ich mit dem Teufel im Bunde war, dann wollte ich ihnen auch den Beweis dafür liefern.
    „Was hast du denn jetzt vor?“, fragte Dad, er klang etwas alarmiert.
    „Jetzt werde ich mir Baker und diesen Tito vorknöpfen“, antwortete ich kalt. „Mal sehen, ob wir uns nicht einig werden.“ Aus dem Schuhregal des Wandschrankes holte ich ein Paar Stiefelletten. Ich schloss die grinsenden Schädelschnallen und wischte mit einem Lappen über die extrem spitz zulaufenden Kappen, bis ich mich in dem schwarzen Lack spiegeln konnte.
    Jetzt kramte ich in der Pappschachtel. Fand endlich, was ich suchte. Die Knöchelhandschuhe aus dünnem Leder. Die mit dem Nietenbesatz. Böse kleine Dornen, die böse kleine Löcher machten, wenn man nur fest genug damit zuschlug.
    Ich streifte sie über. Bewegte die halb bedeckten Finger. Diese Handschuhe passten nicht so recht zu meinem Outfit, doch der Zweck würde die Mittel schon – wie hieß das? – heiligen.
    „Nur für den Fall, es wird brenzlig.“
    Dann griff ich ins kleine Holzkästchen hinein. Legte die Silberringe an. Pentagramm. Totenköpfe. Eine bewegliche Drachenklaue, die sich eng an den ganzen Finger legte und an der Fingerspitze in einer scharf geschliffenen Kralle endete. Kein Ring. Eine Waffe.
    „Und du glaubst, du brauchst so was?“, fragte Dad skeptisch.
    „Du hast nicht mit Ryan gesprochen, Dad“, gab ich zurück. „Er hörte sich furchtbar an.“ Die Kralle meines Ringes bohrte sich schmerzhaft in die Handfläche.
    Heiße Wut rauschte durch meine Adern. Sie hatten ihn erneut geschlagen. Bestimmt war seine Nase gebrochen. Und wer wusste, was sie noch mit ihm gemacht hatten. Wenn ich daran dachte, wie er beim ersten Mal ausgesehen hatte, als sie ihn erwischten, all diese Blutergüsse, die geprellten Rippen. Wenn sie ihm wieder so wehgetan hatten, dann …
    Ich knirschte vor Zorn mit den Zähnen.
    Stopp, es reichte! Keinen weiteren Gedanken mehr, befahl ich mir. Ich würde mich nicht konzentrieren können. Doch genauso gut konnte ich der Sonne befehlen, nicht mehr zu scheinen. In meinem Kopf war kaum Platz für etwas anderes. Tief atmete ich ein und aus. Es half nur wenig.
    „Du solltest dich wirklich beruhigen“, meinte Dad. „Sonst wirst du Fehler machen. Dein Plan klingt zwar ganz gut, doch er ist so löcherig wie ein Benzinschlauch mit Marderschaden. Überlass es den Cops, Ryan zu befreien!“
    Davon wollte ich nichts hören. Nicht jetzt. Nicht später.
    Ich lief ins Badezimmer, griff nach Schminke und Schwämmchen. Verteilte gekonnt die weiße Paste im Gesicht.
    Sah mir dabei im Spiegel zu – und hielt inne. Sah an mir herab.
    Äußerlich war es der Prinz der Finsternis, der da im Entstehen begriffen war, düster und bedrohlich. Mein Anblick würde Allan und diesen Tito in Angst und Schrecken versetzen. Ihnen Albträume verschaffen. Das war es, was ich wollte. Das war es, was sie verdienten.
    Aber es war komisch. Es fühlte sich nicht richtig, irgendwie nicht gut an. Fremd war, was mir

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