Rescue me - Ganz nah am Abgrund
verfluchte Scheiße! Niedergeschlagen ließ ich den Kopf sinken. Warum war es wieder einmal Ryan, der die Konsequenzen für etwas tragen musste, das ich getan hatte? Ich hatte den Rod gefahren, und wie es ausgegangen war, wusste man ja. Und jetzt hatte ich diesen verdammten Mustang gekauft, und wieder war er es, der es auszubaden hatte.
„Tut mir leid“, flüsterte ich und sah ihm nach. „Es ist meine Schuld.“
Wie immer.
Fünfundzwanzig
Am Nachmittag trafen sich alle bei uns auf der Terrasse. Brad hatte Kaffee gekocht und verteilte ihn gerade an die, die ihn nötig hatten.
An Ryans Mom, zum Beispiel. Mike, Brads Mitarbeiter, hatte sie inzwischen vom Wildwood Lake abgeholt und auch den Honda aus dem Graben gezogen. Sie war aufgeregt und schien sich nur schwer zu beruhigen. Dauernd zog sie an Ryan herum, schimpfte mit ihm, um ihn dann im nächsten Moment fest zu umarmen. Einmal erwischte sie auch mich, als ich nicht aufpasste. Mir fiel auf, dass Mike nicht von ihrer Seite wich und immer wieder beruhigend auf sie einredete. Jetzt gerade reichte er ihr etwas Weißes. Ein Taschentuch? Seine Visitenkarte?
Als Peg neben ihr auftauchte, ihr mit verlegenem Lächeln Kaffee nachschenkte und sie in ein Gespräch verwickelte, nutzte Ryan die Gelegenheit und verschwand wie der Blitz.
Er setzte sich neben mich auf die Hollywoodschaukel, die ziemlich abseits am Pool stand. In die hatte ich mich verzogen, weil mir der ganze Rummel zu viel wurde. Erst die stundenlange Aussage auf dem Revier, dann das Theater in der Nachbarschaft. Mr. Carter und Mr. McRowan hatten nichts anderes zu tun, als allen und jedem eine genaue Zusammenfassung darüber zu geben, wie sie mit meiner Hilfe die bösen Buben zur Strecke gebracht hatten. Es war die Sensation in der Siedlung, die sonst so ruhig und verschlafen war. Sogar ein Reporter von der Zeitung war da. Der stand jetzt auf unserem Rasen, umringt von jeder Menge neugieriger Nachbarn, die ja nichts verpassen wollten, und fragte den beiden Alten Löcher in die Bäuche.
Ich sah Ryan von der Seite an. Er sah deutlich besser aus, als noch vor wenigen Stunden. Die Sanitäter, die ihn direkt am Point untersucht hatten, meinten, er sei zwar etwas unterkühlt, aber ansonsten unverletzt geblieben. Jetzt trug er eine Trainingshose und einen Hoodie von mir, in den er sich förmlich eingemummelt hatte, und hielt einen Becher heißen Tee in den Händen.
„Ich glaube, ich werde nie wieder richtig warm“, sagte er und trank einen Schluck.
Ich sah in den Himmel. Die Sonne hatte sich im Laufe des Vormittags zwar herausgetraut, verschwand aber immer mal hinter den ziehenden Wolken. Es war deutlich kühler als noch letzte Nacht.
„Ich hatte furchtbare Angst, da oben.“ Ryan hatte den Becher geleert und stellte ihn auf dem Rasen ab. Seine Hände spielten mit dem Band der Kapuze.
„Ich auch“, gab ich zu. „Oh ja, ich auch.“
Ryan rückte etwas näher an mich ran. Ich legte meinen Arm um ihn.
„Danke, dass du mich gerettet hast“, flüsterte er und ließ seinen Kopf gegen meine Schultern sinken. „Ich war so froh, dich zu sehen.“
Mir wurde übel. „Du musst dich nicht bedanken, ich hab’ dich doch erst da reingeritten. Es wäre nichts geschehen, wenn …“
Er unterbrach mich. „Du hast es doch nicht wissen können, oder?“ Seine Hand suchte die meine, schob sich hinein. „Und schließlich bist du da oben aufgekreuzt, und du warst es, der Allan außer Gefecht gesetzt hat. Und die Cops alarmierte. Also warst du es, der mich gerettet hat.“ Er seufzte zufrieden und kuschelte sich noch enger an mich. „Wenn es nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte es durchaus romantisch sein können.“
Mir verschlug es glatt den Atem. So was dachte er von mir? Tyler Superheld? Oh Mann! Darauf hatte ich nun keine Antwort mehr parat.
Zum Glück sah ich McRowan junior über den Rasen kommen. Er war ein großer blonder, nicht unattraktiver Mann Mitte dreißig, gekleidet, wie man sich einen Detective so vorstellte. Grauer Anzug, an dessen Gürtel die goldene Marke blitzte und dessen Jackett etwas von der Waffe, die darunter verborgen war, ausgebeult wurde.
Er blieb kurz stehen und schaute seinem Vater und Mr. Carter zu, wie diese stolz ihr Interview führten. Kopfschüttelnd trat er zu uns.
„Diese alten Zausel.“ Liebevoller Spott lag in seiner Stimme. „Was ist mit Ihnen? Wollen Sie nicht an dem Ruhm teilhaben?“ Er deutete auf den Journalisten, der sich fleißig Notizen machte.
„Nein
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