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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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stieg aus. Sofort peitschte mir kalter Wind um die Ohren. Es gab keine Bäume oder Sträucher, die die Böen abfangen konnten, doch die Biker Klamotten hielten das Gröbste ab. Wenigstens das Gewitter war weitergezogen.
     
    Keinen Augenblick konnte ich meinen Blick von Ryan lassen.
    Tropfnass stand er da, blass, schlecht verborgene Angst in den großen Augen, die jetzt im grauen Zwielicht nur stumpf vor sich hinblickten. Der Regen rann ihm übers Gesicht, die Locken hingen traurig herunter. Seine Lippen zitterten, ein Zeichen, dass er völlig durchgefroren sein musste. Was ja kein Wunder war. Ryan trug nur ein Shirt und Shorts, beides klebte völlig durchgeweicht an seinem Körper. Er sah schlimmer aus, als eine ersäufte Katze. Hin und wieder erschauerte er kurz, trat von einem Bein aufs andere.
    Und da erst bemerkte ich es. Die Schweine hatten ihm die Arme hinter dem Rücken gefesselt. Heiß durchfuhr mich die Wut und unwillkürlich ballten sich meine Fäuste. Er schaute zu mir her, keinerlei Regung auf seinem Gesicht. Blinzelte bloß einen Tropfen Wasser weg, der sich in seinen dichten Wimpern verhangen hatte. Regen? Oder waren es Tränen?
    Drüben beim Wagen ging die linke Fondtür auf, und Allan stieg aus. Er verzog unwillig sein Gesicht, als der Regen, der inzwischen deutlich nachgelassen hatte, auf sein Base Cap traf, und dort dunkle Flecken hinterließ. Er ruckelte einmal kräftig an seinen Eiern und kam näher. Dabei versuchte er, nicht in einer der tiefen Pfützen zu versinken. Bei jedem seiner ungelenken Hüpfer klimperte es, wenn die protzigen Ketten aneinander schlugen. Ich fand, er kam daher, wie Hoppy, der unterbelichtete Gangsterhase.
     
    Seine Blicke klebten an den schnittigen Formen der Viper. Begehrlich leckte er sich die wulstigen Lippen. Sah sich in Gedanken wohl schon den Pass damit hinunterjagen. Von wegen!
    „Hier ist ein privates Treffen!“, blökte er aggressiv, während er näherkam. Sein Ton sollte mir wohl Angst einjagen. „Schwing dich in deinen Hobel und verpiss dich!“ Dann baute er sich vor mir auf, stemmte die Fäuste in die kräftigen Hüften und funkelte mich herausfordernd an. „Oder soll ich dir Beine machen?“
    Für einen Moment war ich etwas irritiert, denn es war Punkt acht Uhr, doch dann wurde mir klar, er hatte mich noch nicht erkannt. Sie erwarteten den Prinzen der Finsternis. Nicht Knight Rider.
    „Hör zu, Arschloch“, entgegnete ich, meine Nieten bewehrte Faust schoss vor. Dornen voran, traf sie ihn mitten auf seine feiste Brust. Nicht zu fest, es war kaum mehr als ein liebevoller Klaps, ich wollte ihn ja noch nicht zu sehr verletzen. Doch die Dornen waren angeschliffen, taten auch so schon weh. „Ihr wolltet, dass ich um acht hier hochkomme, und da bin ich. Also?“
    Allans Gesichtsausdruck war nur als überaus dämlich zu bezeichnen. Er schnappte nach Luft, wie ein Karpfen auf dem Trockenen, krümmte sich etwas und hüpfte dann blitzschnell aus meiner Reichweite. Lief wieder auf das Coupé zu. Allerdings nur, um nun Ryan einen heftigen Schlag gegen die Brust zu verpassen. Der stöhnte, geriet ins Straucheln, wäre sogar fast gestürzt, wenn er sich nicht einfach gegen die Motorhaube des BMW hätte fallen lassen. Mühsam versuchte er, sein Gleichgewicht zu halten. Am Ende verharrte er einfach so, den Kopf auf die Brust gesenkt.
    Allan drehte sich zu mir um, grinste verschlagen und zeigte mir den Stinkefinger. „Auge um Auge, Freak! Schlägst du mich, schlag ich ihn!“
    Nur mit Mühe konnte ich mich zurückhalten, musste kurz tief durchatmen. In mir brodelte eine Höllenwut. Wenn ich ihn mir packte, ihm seine pissige Fresse polierte, ihn einfach so lange schlug, bis er mit zermatschter Birne tot umkippte, würde Richter Griffith wohl Nachsicht zeigen?
    Wohl eher nicht.
    Drüben beim BMW wurde das Fenster auf der Fahrerseite heruntergelassen. „Gib die Ware heraus“, schallte eine schleppende Stimme aus dem Innenraum. Tito. Ungerührt und kalt.
    „Okay, Freak, du hast es gehört. Her mit der Ware“, verlangte Allan aufgekratzt. Er hatte es sich nun neben Ryan auf der Haube bequem gemacht, zuckte aber sofort wieder hoch, als die Wassertropfen seinen fetten Arsch durchnässten.
    Ich griff in meine Lederjacke und zog den durchsichtigen Beutel mit den sechs Drogenpäckchen heraus. Hielt ihn hoch, damit Tito ihn sehen konnte.
    „Erst kommt Ryan da vom Wagen weg“, forderte ich und wedelte etwas mit der Tüte. „Dann bekommt ihr dies hier.“ Trotz des

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