Rescue me - Ganz nah am Abgrund
und sich dann Ryan schnappte, weil diese Feiglinge sich nicht an mich herantrauten, richtig?“
Diese scheinheilige Kröte! Als ich neulich bei ihm gewesen war und Allan suchte, da hatte er mit keinem Wort erkennen lassen, dass er hinter allem steckte.
Wieder nickte McRowan. „Genau. Allan Baker singt übrigens wie eine Lerche. Sein Vater und sein Großvater sind mit einer Horde Anwälten bei uns auf dem Revier aufgetaucht und werden wohl einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aushandeln.“ Er seufzte und rieb sich die Stirn. „Das heißt dann, er wird trotz des Kidnappings nicht ganz solange hinter Gittern verschwinden.“
Na super! „So was hört man ja gern!“, maulte ich. „Ein Deal mit dem Staatsanwalt! Wenn es nach mir ginge, dann würde dieses Arschloch auf ewig in den Tiefen der Hölle schmoren!“
Sechsundzwanzig
Fünf Tage waren seit dem Showdown am Point vergangen. Fünf Tage, in denen wir noch einige Male ins Department mussten, um unsere Aussagen zu machen. Jetzt war alles geklärt. Die Sache würde der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Die würde auch klären müssen, wer denn nun der rechtmäßige Eigentümer des Mustangs war, denn so, wie es aussah, hatte Big Eddy den Wagen gar nicht verkaufen dürfen.
Und solange das noch unklar war, durften wir an dem Wagen nicht weiterarbeiten.
Um Ryan auf andere Gedanken zu bringen, den der drohende Verlust völlig fertigmachte, hatte ich mir kurzerhand den Hüttenschlüssel von Liz – so durfte ich sie wieder nennen – geholt und war mit ihm raus an den Wildwood Lake gefahren.
Seit heute Morgen waren wir also hier. Wir hatten unser Glück beim Angeln versucht, und Ryan fing tatsächlich etwas, aber es war bloß ein alter Schuh. Dann waren wir um den See herumgepaddelt, in einem Ruderboot, nicht größer als eine Nussschale. Also ich ruderte, während Ryan alles daran gesetzt hatte, uns zu versenken. Es war ihm sogar gelungen. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen ihn zu retten und ausgiebig Mund-zu-Mund-Beatmung zu praktizieren. Solange, bis ich wirklich sicher sein konnte, dass er es überleben würde.
Den Rest der Zeit ließen wir uns einfach treiben. Lagen auf dem alten Steg und schmusten, Ryan machte Blödsinn, brachte mich zum Lachen. Wir testeten unsere Kochkünste an einem einfachen Gericht wie Spaghetti mit Käsesoße, wobei Ryan sich als überaus talentiert zeigte.
Jetzt, gegen Abend, saßen wir auf der Veranda.
Ich trank einen Schluck Cola, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und sah übers Wasser. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf dem glatten See. Nur hin und wieder kräuselte sich die Oberfläche, wenn ein kleiner Windhauch darüber hinwegstrich, oder ein hungriger Fisch nach einer Mücke schnappte.
Ryan saß rechts von mir, wie immer mit seinem Zeichenblock bewaffnet. Ich wusste nicht, was er gerade zeichnete, doch er schien sich ziemlich zu konzentrieren. Hin und wieder runzelte er die Stirn, dann wieder sah ich seine Zungenspitze hervorblitzen.
Anscheinend war er fertig mit seinem Werk, denn er klappte den Block zu. „Ich hole meine Jacke“, verkündetet er dann und erhob sich aus seiner Ecke. „Soll ich dir etwas mitbringen?“
„Warte.“ Er war schon fast an mir vorbei, da hielt ich ihn am Handgelenk fest. „Komm her.“
„Was ist?“, fragte Ryan und blieb stehen. Er erschauerte kurz. „Ich komme doch gleich wieder, ich will bloß meine Jacke holen.“
Ich zog ihn zu mir auf den Schoß. Schlang meine Arme um ihn. Sah ernst zu ihm und strich ihm zärtlich eine Locke aus der Stirn. Dann küsste ich ihn. Legte all meine Liebe in diesen Kuss. Ich wusste, ich war ihm noch etwas schuldig. Etwas, was ich noch hinter mich bringen musste.
„Verzeih mir“, bat ich leise, wollte es nicht mehr länger aufschieben. Es war vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, doch ich wollte es vom Tisch haben, bevor Ryan und ich uns heute Nacht so eng verbanden, wie man sich nur verbinden konnte, wenn man das erste Mal miteinander schlief. Seit Stunden trieben wir darauf zu, all die Berührungen, die Küsse, die wir tauschten, würden heute Nacht unweigerlich zu diesem Ziel führen.
Wenn er meine Entschuldigung annehmen würde.
Er sah mich aus diesen wunderschönen, schon leicht verhangenen Augen fragend an. „Was?“
„Den Unfall. Dass dein Dad meinetwegen sterben musste. Es tut mir leid. Ich werde es wohl nie wieder gutmachen können.“
Er sagte kein Wort, sondern löste sich aus meinen Armen. Trat zum Geländer der
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