Rescue me - Niemand wird dich schützen
freinehmen sollte.
Und im Grunde wusste Eden doch aus Erfahrung, dass sie einen Mann wie Jordan Montgomery niemals unterschätzen durfte. Dennoch war sie in seinen Wagen gestiegen. Er forderte sie auf, sich anzuschnallen, und dann fuhren sie los. Eden hatte aus dem Fenster gesehen, Tagträumen von Jordan nachgehangen und sich ausgemalt, wie sie ihn abends verführen würde. Erst als sie schon fast über die Stadtgrenze hinaus waren, hatte sie begriffen, dass sie schon längst hätten abbiegen müssen.
Nachdem sie abwechselnd gelacht, geschrien, geschmollt und ein paar ihrer Meinung nach recht eindrucksvolle Drohungen ausgesprochen hatte, fühlte sie sich ziemlich erschöpft. Und Jordan war eisern geblieben.
Nun fing sie sogar an, sich auf das zu freuen, was er mit ihr geplant hatte – was sie ihm selbstverständlich niemals gestehen würde.
»Wir sind da.«
Eden zuckte zusammen. Zu ihrer Verwunderung war sie tatsächlich eingeschlafen. Orientierungslos blinzelte sie … und blinzelte nochmals. Dann schüttelte sie den Kopf, weil sie glaubte, immer noch zu träumen. Was sie durchs Fenster erblickte, konnte einfach nicht wahr sein.
Eine Burg, nein, ein Märchenschloss stand da, mitsamt Türmchen, Balkonen und, du liebe Güte, einem Burggraben!
»Jordan, wo in aller Welt sind wir?«
»Auf Fleurelle«, antwortete er grinsend, sichtlich entzückt, dass ihm die Überraschung gelungen war. »Das Schloss gehört den Rousseaus. Ich habe ein paar Leute gefragt und ein bisschen im Internet recherchiert.«
»Aber hier können wir doch unmöglich wohnen!«
»Und ob wir das können. Wir haben alle achtzig Zimmer und zehn Bedienstete für uns.«
Eden merkte, wie sie rot wurde und ihr Herz wild zu pochen begann. Sie musste sich sehr anstrengen, um die Fassung zu wahren. Was dieser Mann getan hatte – sie tatsächlich zu einem Märchenschloss gebracht -, erstaunte sie nicht bloß, es überwältigte sie.
Ein zärtliches Lächeln umspielte seine Lippen. Ihm war natürlich klar, wie gerührt sie war, und er kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass es ihr sagenhaft peinlich war. »Komm, gehen wir den alten Kasten erkunden.«
Jordan sprang aus dem Wagen und lief um die Kühlerhaube, um ihr die Tür aufzuhalten. Eden stieg aus und stand sprachlos in der Kieselauffahrt, verwirrt und … hoffnungslos verliebt in den wundervollen, umwerfenden Mann an ihrer Seite.
Sie musste sich kurz an den Wagen lehnen, wobei sie für einen Moment das Schloss vergaß. Ja, jetzt war es heraus, sie hatte es sich eingestanden. Sie liebte ihn, hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Zwar war ihr bewusst gewesen, dass sie tiefe Gefühle für ihn hatte, aber Liebe, die immerwährende Bis-ans-Ende-meiner-Tage-Sorte? Nein, mit der hatte sie nicht gerechnet.
»Hey, musst du dich hinsetzen? Du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick umkippen.«
Mühsam holte Eden sich wieder in die Gegenwart zurück. Jordan sah sie besorgt an.
»Nein, mir geht es gut. Ich, ähm, ich bin nur so überrascht.« Sie sah über seine Schulter zu der gigantischen Burg hinter ihm, dann beugte sie sich vor und küsste ihn. »Das ist das Tollste, was jemals jemand für mich getan hat.«
Er reichte ihr die Hand und grinste übers ganze Gesicht. »Wart’s nur ab. Ich habe vor, dich ein ganzes Wochenende lang zu überraschen.«
Aufgeregt und so verliebt, dass sie schier platzen wollte, ließ sie sich von ihm zum Eingang führen. »Ich kann es gar nicht erwarten.«
Sie stieß einen Freudenseufzer aus, als Jordan sie in die uralte, traumhaft schöne Burg geleitete. All die alten, romantischen Träume aus Mädchentagen erwachten jubilierend zu neuem Leben. Eine Märchenprinzessin hätte nicht verzückter sein können, als Eden es hier und heute war.
»Gefällt es dir?«, fragte Jordan, dessen warmen Atem ihren Nacken streichelte.
Eden drehte sich zu ihm und küsste ihn wieder. »Es ist ein Traum!«
Eine seltsame Zärtlichkeit färbte seine Augen eine Nuance dunkler, und für einen Moment kam Eden alles auf wunderbare Weise unwirklich vor. Ihr Herz hüpfte wie ein Hofnarr, der die Vorstellung seines Lebens gibt, als sie es begriff: Er liebt mich. Der besondere Blick verschwand genauso schnell, wie er gekommen war, konnte jedoch nicht auslöschen, was sie erkannt hatte. Und in dem Moment
wusste sie, dass alles gut würde. Sie würde seine Wut aushalten und alles tun, um ihm seine Enttäuschung und seinen Schmerz zu nehmen. Aber letztlich würde alles ins
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