Rescue me - Niemand wird dich schützen
ein bisschen.
Die Tage waren so idyllisch gewesen, dass ihr Entschluss, Jordan die Wahrheit zu sagen, unter der Seifenblase puren Glücks ins Schwanken geriet. Immer wieder schob sie es auf. Morgen aber fuhren sie wieder zurück, und spätestens dann mussten sie reden. Sollten sie überhaupt
eine gemeinsame Zukunft haben, musste sie ihm einfach alles erzählen.
Ihr Handy läutete, und sie sah nicht einmal aufs Display, ehe sie abnahm.
»Geht’s dir wieder besser?«
Sie musste grinsen, als sie Noahs besorgte, aber betont streng vorgebrachte Frage hörte. »Viel besser, danke. Hast du schon eine Spur von Bennett?«
»Ein kleine, aber noch keinen konkreten Aufenthaltsort.«
»Du findest ihn, Noah.«
»Ja, ich weiß.« Er klang äußerst entschlossen.
»Vielen Dank, dass du Jordan erlaubt hast, mich zu entführen. Genau das habe ich gebraucht.«
»Wurde ja auch höchste Zeit, dass du dir mal eine Pause gönnst. Ein Jammer, dass du dazu erst verwundet werden musstest.«
»Ja, das war weniger spaßig, aber der Rest war wundervoll.« Wenngleich sie ihre neu entdeckte Liebe zu Jordan nicht direkt in die Welt hinausposaunen wollte, konnte Eden sie dem Mann nicht vorenthalten, der all das möglich gemacht hatte. »Danke, dass du ihn wieder in mein Leben gebracht hast. Ich schulde dir sehr viel.«
Eine längere Pause trat ein, bevor Noah vorsichtig fragte: »Dann habt ihr eure Differenzen beseitigt?«
»Falls du damit meinst, ob ich ihm die Wahrheit gesagt habe: nein, noch nicht. Aber ich werde es tun, bevor wir abreisen. Ich habe es schon viel zu lange hinausgezögert. Wenn Hoffnung auf eine Zukunft für uns bestehen soll, muss ich reinen Tisch machen.«
»Was meinst du mit einer Zukunft?«
Eden lachte leise. »Keine Angst, du verlierst mich nicht.
Ich bin ziemlich sicher, dass Jordan gern bleiben und für dich arbeiten würde. Und gewiss wirst du …«
»Eden, bist du …? Mist! Hast du was mit Jordan?«
Sein Tonfall ließ sie zusammenzucken. Warum sollte er wütend sein, weil Jordan und sie eine Beziehung hatten? Verdammt, er war doch derjenige, der Jordan wieder zu ihr geführt hatte!
»Was ist falsch daran?«
Noah stieß einen langen Seufzer aus. »Ich muss unbedingt mit Jordan sprechen. Ich habe schon versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen, aber er geht nicht ran. Ist er da?«
Der witzige Zwischenfall von gestern fiel Eden wieder ein. Sie hatten eine Kanufahrt unternommen. Mitten auf dem See hatte sie etwas gesagt, woraufhin Jordan sie küssen wollte. Ehe sie sich’s versah, standen sie beide in dem Boot, leidenschaftlich umschlungen. Plötzlich war das Boot irgendwie zur Seite gekippt. Eden hatte sich festhalten können, aber Jordan war mitsamt seinem Handy ins trübe Wasser gefallen. Eden lachte, dass ihr die Tränen kamen, als sie Jordan algenbehangen wieder auftauchen sah. »Nein, er ist nicht hier, und sein Handy funktioniert nicht mehr. Also verrate mir bitte, was du dagegen hast, dass Jordan und ich zusammen sind.«
»Ich würde lieber erst mit Jordan sprechen.«
Sie wurde ärgerlich. »Tja, jetzt redest du eben zuerst mit mir. Was hast du gegen unsere Beziehung?«
»Hat er dir gegenüber angedeutet, dass er sich etwas Dauerhaftes vorstellen kann?«
»Nein, aber …« Eden schloss die Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Dass er es nicht ausgesprochen hatte, hieß nicht, dass er sie nicht liebte. Schließlich
hatte sie es auch noch nicht gesagt. Sie beide waren schon übel verletzt worden, da war es nur normal, dass sie ihre Gefühle nicht allzu freimütig gestanden. Doch es musste einen Grund für Noahs Sorge geben, und den wollte sie wissen.
»Nein, hat er nicht. Und jetzt hör auf, so verdammt ausweichend zu sein, und verrate mir, was los ist.«
Nach einem weiteren Seufzer rückte er endlich damit heraus: »Als Jordan das erste Mal zu mir kam, erzählte er mir, einer der Gründe, weshalb er im Fall Devon endlich zu einem Abschluss kommen wollte, wäre der, dass er seinen Job gekündigt hatte und heiraten wollte. Er will einen Neuanfang, frei von Altlasten.« Eden hörte Noahs ruhige Stimme, konnte die Worte jedoch nicht recht begreifen. »Ich wollte, dass du ebenfalls mit der Vergangenheit abschließt, nicht eine Affäre mit ihm anfängst.«
Eden klappte ihr Handy zu. Ihr war gleich, dass Noah noch weitersprach. Es läutete sofort wieder, aber sie ging nicht ran. Was er sagte, konnte einfach nicht wahr sein. Jordan hätte es ihr erzählt. Er würde sie nicht
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