Rescue me - Niemand wird dich schützen
murmelte nachdenklich vor sich hin. »Das könnte eine Narbe geben, die sie sicher nicht haben will … aber noch mehr plastische …«
Als fiele ihm erst in diesem Moment ein, dass Jordan noch neben dem Tisch stand, blickte er auf und wies freundlich zur Tür. »Gehen Sie ruhig nach nebenan und trinken Sie eine Tasse Tee, junger Mann. Eden ist bald wieder auf den Füßen.«
Jordan wollte sie ungern allein lassen. Andererseits fühlten sich seine Knie wie Pudding an, also sollte er sich wohl lieber einen Moment hinsetzen. Wie sich herausstellte, war der Raum nebenan ein gemütliches Wohnzimmer mit
Bücherregalen bis unter die Decke. Eine Kanne mit dampfendem Tee stand auf einem hohen Tisch neben einem Sessel. Jordan schenkte sich eine Tasse ein, gab reichlich Zucker dazu und sank in den Sessel.
Er nahm einen großen Schluck von dem heißen, süßen Gebräu. Zwar war er eigentlich kein Teefreund, aber die warme, zuckrige Flüssigkeit entpuppte sich als erstaunlich wohltuend.
Während er wartete, dachte er über das nach, was in der letzten Stunde in ihm vorgegangen war. Falls er noch irgendwelche Zweifel an seinen Empfindungen für Eden gehabt haben sollte, waren die nun endgültig ausgeräumt. Als er mitbekam, dass sie verwundet war … Bei Gott, so etwas wollte er nie wieder durchmachen müssen!
Aber wie könnte er es verhindern? Das hier war Edens Job. Er hatte ihre Akte gesehen. Ihre Rettungsquote war eine der höchsten von allen LCR-Agenten. Der heutige Einsatz und sogar Edens Verwundung waren kaum dramatisch gewesen. Aber was wäre, wenn es eines Tages nicht so glimpflich abliefe, ihr mehr zustieß als eine Armwunde? Wie könnte er damit umgehen?
Er hatte noch keine Antwort gefunden, als eine knappe Stunde später Dr. Arnot in der Tür erschien, ein Strahlen auf seinem faltigen Gesicht. Jordan sprang auf.
»Alles bestens mit ihr, mein Junge. Ich habe die Wunde gesäubert und sie wieder zusammengeflickt. Außerdem habe ich ihr ein paar Spritzen verpasst – Tetanus und ein Antibiotikum. Der Nagel hatte eine Vene angeritzt, aber wir haben die Blutung gestillt. Und die Muskeln wurden größtenteils verschont.« Er zwinkerte. »Erzählen Sie ihr, das Ding wäre ins Oberarmfett gegangen, da wird sie schön toben.«
Jordan lachte, genau wie es der Doktor beabsichtigt hatte.
»Ich glaube auch nicht, dass sie eine größere Narbe behält. Wenn sie beim Aufwachen Schmerzen hat«, fuhr der Arzt fort und holte ein kleines Pillengläschen aus seiner Kitteltasche, »geben Sie ihr eine von denen hier.« Er schüttelte den Kopf. »Die wird sie wahrscheinlich nicht nehmen wollen. Eden hält nicht viel von Tabletten.«
»Haben Sie sie schon öfter behandelt?«
Für einen Sekundenbruchteil erschien ein merkwürdiger Ausdruck in seinen Augen; dann lächelte er und redete weiter, als hätte Jordan nie gefragt. »Ich komme später noch einmal vorbei und sehe nach ihr.«
»Es sind ein paar Stunden Fahrt bis nach Hause. Ist sie denn transportfähig?«
»Klar, legen Sie sie auf die Rückbank, und decken Sie sie zu. Wie ich Eden kenne, will sie lieber in ihrem eigenen Bett aufwachen als hier. Sie kam kurz zu sich, als wir die Wunde gereinigt haben. Deshalb habe ich ihr ein Sedativum gegeben. Jetzt dürfte sie eine ganze Zeit lang im Land der Träume sein.«
Jordan folgte dem Arzt in den Behandlungsraum. Eden lag auf dem Tisch und sah sehr blass aus. Zudem wirkte sie klein und zerbrechlich, ganz anders als die scharfzüngige, energiegeladene Frau, als die er sie in den letzten paar Wochen kennenlernte.
Jordan hob sie vorsichtig hoch und achtete darauf, nicht gegen ihren verletzten Arm zu kommen. Nachdem er dem Arzt und dessen Assistenten zum Dank zugenickt hatte, trug er sie hinaus zum Wagen. Dort ließ er sie sanft auf die Rückbank hinunter, küsste sie sacht auf die Stirn und deckte sie wieder zu.
Glücklicherweise herrschte auf der Strecke nach Paris kaum Verkehr. Eden verschlief die Fahrt, nicht ahnend, mit welchen Gedanken und Gefühlen der Mann hinterm Lenkrad rang.
19
»Was heißt hier, ich kann eine Woche nicht arbeiten?«
Eden wusste, dass sie unhöflich und mürrisch war. Dr. Arnot war einer der liebenswürdigsten Menschen, die sie kannte, und er verdiente ihren rüden Ton nicht. Aber eine volle Woche nicht arbeiten? Was sollte sie denn während der ganzen Zeit machen?
»Wann hattest du eigentlich das letzte Mal ein bisschen Ruhe, Eden?«
»Ich bin achtundzwanzig, Dr. Arnot, nicht achtzig! Ich
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