Rescue me - Niemand wird dich schützen
vermutlich für dich noch schlimmer gemacht habe als du selbst ohnehin schon, würde ich sagen, mein Job ist getan.«
»Eines noch.«
»Ja?«
»Danke.«
Noah zuckte zusammen, denn damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. »Wofür?«
»Dass du ihr das Leben gerettet und ihr einen Job gegeben hast. Dass du für sie da warst, als es sonst niemand war.« Er reichte Noah die Hand, der sie nahm.
Dann lachte Noah leise. »Mann, ich beneide dich wahrlich nicht. Die nächsten Tage werden hart, aber ich hoffe, dass ihr beide das geklärt bekommt.«
»Ja, das hoffe ich auch.« Jordan sah auf seine Uhr. »Ich fahre zu ihr, sobald ich geduscht habe. Würdest du bitte nicht mit ihr reden, ehe ich es nicht zumindest versucht habe?«
»Meinetwegen. Ich glaube, ich bin im Augenblick auch nicht unbedingt ihr Liebling.«
Jordan hörte, wie Noah ging und die Tür hinter sich schloss, während er schon ins Bad eilte. Er musste sich beeilen, denn je mehr Zeit verging, umso größer würde Edens Widerstand sein. Daher sollte er bei ihr sein, bevor sie entschied, ihn auf immer aus ihrem Leben zu verbannen.
Für die Frau, die er liebte, war er zu einigem bereit. Sie jedoch nie wiederzusehen, könnte er nicht ertragen.
Eden wachte vom Geräusch tropfenden Wassers auf und fand sich in kompletter Finsternis. Als sie den Kopf hob, fühlte er sich groß wie eine Wassermelone an und dröhnte furchtbar. Ihre Schultern wehrten sich gegen die Bewegung. Warum taten sie so entsetzlich weh? Sie versuchte, klar zu denken. Dann begriff sie, dass ihre Arme über ihrem Kopf gefesselt waren.
Beinahe war sie auf morbide Art amüsiert. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen war sie in Handschellen. Sie war noch nie für ausgefallene Sexspielchen zu haben gewesen, aber jetzt fand sie, es hätte wenigstens einmal Spaß machen dürfen.
Ihr dumpfes Gehirn versuchte zu begreifen, warum sie hier war. Sie erinnerte sich, dass sie eine Tasse Kaffee getrunken hatte und dann … nichts. Das machte ihr beinahe so viel Sorge wie in einer Art Kerker gefangen zu sein. Ihrer Erinnerungen beraubt zu werden, zählte nicht zu ihren Favoriten. Ganz gleich, was ihre Therapeuten ihr erzählt hatten, sein Gedächtnis zu verlieren war, als würde einem ein Teil der Identität genommen.
Sie rief sich innerlich zur Räson, ignorierte das Pochen in ihrem Kopf und lehnte sich vorsichtig in der Hoffnung nach hinten, dort irgendetwas zu finden, eine Wand zum Beispiel, an der sie sich abstützen konnte. Ihr entfuhr ein Stöhnen, als sie das Gefühl hatte, ihr würde das Genick brechen. Hinter ihr war nichts.
Ihre Füße standen fest auf dem Boden, also blieb ihr wenigstens der Schmerz erspart, irgendwo herunterzuhängen. Sie hob einen Fuß, tastete vorsichtig und verzog das Gesicht, als sie kalten Schlamm fühlte.
Barfuß? Sofort überkam sie eine ganz andere Sorge. Rasch hob sie den noch sauberen Fuß und betastete damit ihr Bein. Ein Glück, sie war immer noch angezogen!
Also, was wusste sie? Ein unbekannter Angreifer oder mehrere hatten sie verschleppt. Sie befand sich in einer Art Tunnel oder Keller mit tropfendem Wasser. Ihre Sachen hatte sie noch an, und bis auf eine kleine Gedächtnislücke und riesige Kopfschmerzen sowie zunehmend verkrampfte Schultern war sie okay.
Sie zerrte an den Handschellen, weil sie hoffte, sie ein wenig lockern und ihre Schultern entlasten zu können, aber es funktionierte nicht.
Eisern weigerte sie sich, eine Fluchtmöglichkeit auszuschließen. Nochmals hob sie ihren Fuß und streckte ihn nach hinten aus. Einen knappen halben Meter hinter ihr war eine Wand, deren Oberfläche sich wie Ziegelsteine oder roher Putz anfühlte. Also war sie wahrscheinlich nicht in einem Tunnel, eher in einem stinkenden alten Kellergemäuer.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als längst vergessene Ängste erwachten. Super! Was für ein überaus geeigneter Moment, dich an all deine Phobien zu erinnern! Ihr Timing war wie immer denkbar schlecht. Eden biss die Zähne zusammen und zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Sie hatte ihre Ängste vor Jahren besiegt. Und sie würden jetzt nicht wieder die Oberhand gewinnen!
Ein leises, gedämpftes Geräusch ließ sie aufmerken. Sie hielt den Atem an. Ja, da war es wieder, und es wurde lauter. Binnen Sekunden erkannte sie, dass es Schritte waren.
Ihre Muskeln spannten sich an. Wenigstens würde sie gleich wissen, wer ihr Entführer war, und möglichst auch, wie sie ihn überwältigen
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