Rescue me - Niemand wird dich schützen
konnte. Licht flutete den Raum. Im ersten Moment schloss sie die Augen, weil es schmerzlich brannte.
»Ah, du bist wach. Ich hatte eigentlich gehofft, dass du noch bewusstlos bist. Lange schon habe ich davon geträumt, dich einmal gefesselt und ohnmächtig ganz für mich zu haben. Ach, was soll’s, ich werde auch so meinen Spaß haben.«
Sie schaute in sein Gesicht. Es war ein Anblick, auf den sie gut und gerne bis ans Ende ihrer Tage hätte verzichten können. »Hallo, Georges.«
Jordan riss die Tür auf und sah in Noahs strenges Gesicht. Als er vor zehn Minuten bei Edens Wohnung angekommen war, hatte er sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte. Edens Lieblingsbecher lag an der Tür, Wand und Teppich waren mit Kaffeespritzern übersät. Sein einziger Trost war, dass die Spritzer noch nicht getrocknet waren, also konnte sie eben erst entführt worden sein.
Als Erstes hatte er Noah angerufen, der eher wissen würde, wer sie verschleppt haben konnte.
Noah blickte sich um. »Irgendwelche Kampfspuren?«
»Nein, nur der Kaffeebecher auf dem Boden. Ich schätze, sie haben sie gleich an der Tür überwältigt.«
»Ein Hinweis, dass sie mit jemandem telefoniert hat?«, fragte Noah, der zum Schreibtisch schaute. »Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter?«
»Nein, das habe ich alles überprüft, während ich auf dich wartete. Ihre Sachen sind alle hier, Portemonnaie, Handtasche, Handy. Es besteht kein Zweifel, dass sie entführt wurde.«
»Dem stimme ich zu. Die Frage ist, von wem und warum?«
»Lösegeld oder Rache?«, ergänzte Jordan.
»Rache ist am wahrscheinlichsten. Nur sehr wenige Leute wissen von unserer Verbindung. Jemand muss irgendwie ihre Identität gelüftet haben.«
»Hast du eine Idee, wer sie …«
»Ja, habe ich.« Noah holte sein Handy hervor und tippte ein paar Tasten. »McCall hier, gib mir Stephan. Ja, ich weiß … aber ich habe hier ein Problem.«
Jordan beobachtete Noah. Ein kaum merkliches Zucken seiner Wangenmuskeln war das einzige Anzeichen
dafür, wie besorgt er war. Wohingegen Jordan das Gefühl hatte, jeden Moment zu explodieren. Er wollte Eden nicht verlieren. Ganz gleich, was er tun musste, um sie zurückzuholen, er würde sie nicht verlieren.
»Hey, Stephan, behandeln sie dich gut da drüben?« Noah wartete ein paar Sekunden, dann sagte er: »Armer Stephan, alle haben dich im Stich gelassen, nicht wahr? Tja, wie wäre es, wenn ich dir deine Zeit ein bisschen erträglicher mache?« Feuer loderte in seinen Augen. »Übertreib’s nicht. Eher schneide ich dir deinen mickrigen kleinen Schwanz ab und stopfe ihn dir in dein großes Maul, bis du erstickst. Aber ich könnte vorerst darauf verzichten, falls du mir eine Information gibst.«
Jordan lauschte auf jedes Wort. Ihm war klar, dass Noah mit dem Mann sprach, der vor einigen Wochen LCR verraten hatte. Er war für Milos Tod verantwortlich. Leider wussten sie bis heute nicht, wie viele Insiderinfos er verkauft hatte.
Nach mehreren Grunzern und einer weiteren Drohung klappte Noah sein Handy zu. »Es sind die Larues. Wahrscheinlich Georges. Ich glaube, du hast ihn im Restaurant gesehen.«
Ja, Jordan erinnerte sich an den großen, mittelblonden Franzosen mit dem gekünstelten Lächeln und den kalten Augen. Er hatte Eden für eine andere gehalten und wollte sie ins Bett kriegen, obwohl er dachte, sie sei verheiratet. Seine Familie war so gut wie ruiniert, wofür er Eden die Schuld geben würde. Wie würde seine Rache aussehen? Nein, darüber wollte Jordan gar nicht nachdenken. Zuerst musste er Eden befreien; deshalb durfte er jetzt nicht in Panik geraten.
»Weißt du, wo er sie hingebracht haben könnte?«
»Stephan murmelte etwas über ein altes Anwesen am Stadtrand. Ich glaube, ich weiß, wo das ist.«
Jordan öffnete die Tür. »Gehen wir.«
Eine Stunde später parkte Noah auf einem kleinen Feldweg unweit der Einfahrt zu einem verfallenen Haus. Gras und Unkraut wucherten so hoch um das Gebäude, dass sie fast das ganze Erdgeschoss verbargen.
Während beide Männer ihre Waffen überprüften, besprachen sie, wie sie vorgehen wollten. Jordan bemühte sich, Noah zuzuhören, was er jedoch nicht lange durchhielt. Schließlich steckte er seine Sonnenbrille in die Hemdtasche und sagte: »Ich gehe nach hinten, du lenkst ihn ab. Ich gebe dir fünf Minuten Vorsprung.«
Noah zog eine Braue hoch.
»Was?«
Achselzuckend steckte Noah seine Waffe in die Tasche. »Nichts. Ist nur lange her, seit mir jemand Befehle erteilt hat.«
Jordan
Weitere Kostenlose Bücher