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Rescue me - Niemand wird dich schützen

Rescue me - Niemand wird dich schützen

Titel: Rescue me - Niemand wird dich schützen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Reece
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andere.«
    Noah stand auf, zog seine Lederjacke aus und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. »Da stimme ich dir voll und ganz zu.«
     
    Dem Mann, der vor ihr stand, rann der Schweiß in Bächen herunter, obgleich sein Atem kaum schneller ging und sein Puls wahrscheinlich noch normal sein dürfte. Ja, Noah war ein würdiger Gegner.
    Mit leicht gebeugten Knien umkreiste Eden ihn auf der Suche nach einem angreifbaren Punkt. In mehr als sechs Jahren Training hatte sie noch keine Schwachstelle finden können, aber deshalb würde sie noch lange nicht aufhören weiterzusuchen.
    Nach ihrem Zusammenbruch vorhin musste sie ihn, vor allem aber sich selbst überzeugen, dass es nur ein Trugbild gewesen war. Eine vorübergehende Schwäche, die niemals wieder auftauchen würde. Sie beide hatten gewusst, dass der Tag kommen konnte, an dem sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wurde. Die Art, wie sie damit umgegangen war, wäre nicht ihre erste Wahl gewesen, aber die Tränen waren durchaus heilsam gewesen. Sie hätte sie schon vor all den Jahren vergießen müssen, was sie damals nicht konnte. Und nun, da sie geweint waren, konnten sie ihr nicht mehr drohen.
    »Was ist los, Baby? Willst du mich den ganzen Tag umzingeln wie ein – uff! «
    Mit einem kräftigen Schwung hatte sie Noah die Beine weggetreten, und er hockte auf dem Hintern. Eine halbe Sekunde später war er schon wieder aufgesprungen und stürzte sich auf sie wie ein Donnerwetter.

    Eden wich ihm geschmeidig und wendig aus, so dass seine ersten Hiebe ins Leere gingen, bis er schneller und fieser wurde. Die Treffer, die er landete, betäubten sie im ersten Moment, bevor sie zu brennen anfingen, aber sie gab nicht auf.
    Anscheinend beschloss er, sie hinreichend bestraft zu haben, denn er versetzte ihr einen letzten Schlag gegen den Kopf. Eden fühlte, wie sie durch die Luft geschleudert wurde, und empfand eine Wut, wie seit Jahren nicht mehr. Von wegen!
    Sie schlug wie zuvor Noah auf dem Po auf, war aber gleich wieder auf den Füßen und ging auf ihn los. Ein überraschtes Flackern trat in seine Augen, ehe ihre Faust ihn rammte. Ohne Vorwarnung knallte Noah gegen die Wand und glitt daran herunter.
    Sein Kinn reibend, blickte er voller Bewunderung und Stolz zu ihr auf. »Verdammt, Baby, das war gut!«
    Sie lachte und fühlte sich erstmals seit Stunden fast wieder normal, als sie ihm die Hand reichte und ihm aufhalf. »Komm mit in die Küche. Ich glaube, ich habe noch eine Tüte Tiefkühlerbsen für dein Kinn. Die passen gut zu dem Steak, das ich mir zum Abendessen grillen wollte.«
     
    Einige Stunden später war Noah fort, und das leise Geräusch der Uhr neben ihrem Bett erfüllte die Nacht. Im rhythmischen Ticktack flüsterte es: »Er ist hier … Er ist hier … Er ist hier.«
    Eden drehte sich in der Dunkelheit um, vergrub den Kopf unterm Kissen und wünschte, sie könnte ihre Erinnerungen an das, was heute geschehen war, ebenso leicht vergraben. Jordan. Sieben Jahre war es jetzt her. Sieben brutale, qualvolle Jahre, und immer noch konnte sie ihn
ansehen und sich in diesen unergründlichen, samtig braunen Augen verlieren. Sein Haar, schwarz wie ein mondloser Mitternachtshimmel, war länger als früher. Er musste jetzt um die sechsunddreißig sein, aber sie hatte noch kein Anzeichen von Grau bemerkt.
    Der größte Unterschied zwischen heute und damals waren die Falten um die Augen und den Mund. Die Zeit war über Jordans Gesicht marschiert, aber immer noch konnte er ihr Herz dazu bringen, dass es pochte wie eine Herde rennender Büffel. Kein anderer Mann hatte das je geschafft. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass es auch nie ein anderer könnte.
    Warum? Hatte er sie nicht genug verletzt? Hatte sie seinetwegen nicht genügend durchgemacht?
    Sie schoss im Bett hoch und schleuderte ihr Kissen quer durchs Zimmer. Seinetwegen? Wem machte sie etwas vor? Sie war diejenige gewesen, die damals die kleine Scharade inszenierte. Er hatte nichts weiter getan als das, was jeder heißblütige heterosexuelle Single getan hätte.
    Wie sehr wünschte sie, sie könnte jemand anderem die Schuld geben. Es wäre so viel einfacher, könnte sie sagen, er sei schuld, weil er nicht hinter die Fassade geblickt und die romantische Idiotin erkannt hatte. Oder ihre Mutter, weil sie ihn mit ihren Lügen vergiftet hatte.
    Nein. Sie hatte längst gelernt, das Schuldzuweisungsspiel sein zu lassen. Wenn Furchtbares passierte, passierte es eben. Wo, wann, wie oder wem war dabei unerheblich. Entscheidend

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