Rescue me - Niemand wird dich schützen
habe alle aufgeschrieben, die sie uns geben konnte.«
Noah war ein Mann, in dessen Miene man nur schwerlich lesen konnte. Deshalb beobachtete Eden ihn sehr genau, und so fiel ihr auf, dass ihn etwas an der Liste störte. Es war ein kaum sichtbares Zucken seines Kiefers und die Art, wie seine rechte Hand die Sessellehne ein wenig fester umfasste, die ihr verrieten, dass etwas nicht stimmte.
Da Eden auch wusste, dass er ihr das, was ihn störte, nicht enthüllen würde, ehe Mrs. Beard und deren Bodyguards fort waren, konzentrierte sie sich vorerst ganz auf die Informationen, die die Frau ihnen noch geben konnte. Während sie zuhörte, spannte sich jede Faser ihres Körpers an. Diese Organisation musste groß sein, größer als alles, womit sie es zu tun gehabt hatten, seit Eden dabei war. Um sie zu Fall zu bringen, müsste LCR sämtliche Kräfte aufbieten, die sie zur Verfügung hatten.
Sie beobachtete weiter Noahs Gesicht. Sein Ausdruck war vollkommen ungerührt, beinahe angenehm gelassen, wäre da nicht die Entschlossenheit in seinen Augen, die wie ein Leuchtfeuer loderte. Ganz gleich, was es kostete, sie würden diesen Schweinen das Handwerk legen.
Geduld war noch nie einer von Edens hervorstechenden Charakterzügen gewesen, und so platzte sie heraus: »Wie lange willst du mich denn noch hinhalten?«
Mrs. Beard und ihre baumlangen Schatten waren fort. In dem Augenblick, in dem sich die Tür hinter ihnen schloss, war Noah zur Bar gehechtet. Eden beobachtete, wie er zwei Gläser mit Orangensaft füllte. Sein Schweigen, im Verein mit der steifen Haltung seiner Schultern, war eindeutig kein gutes Zeichen.
»Das wäre die größte Operation, die wir jemals durchgeführt haben«, sagte er schließlich.
»Meinetwegen könnte es auch so aussehen, dass eine Frau im Alleingang gegen die antritt, aber es muss gemacht werden.«
Er reichte ihr ein Glas und sank auf den Sessel, in dem er vorher gesessen hatte. »Und ich vermute, du willst diese Frau sein?«
Eden zuckte mit den Schultern. »Falls nötig.« Sie sah ihn prüfend an. »Warum? Denkst du, ich bin dem nicht gewachsen?«
Noah lehnte sich vor und reichte ihr die Liste, die Mrs. Beard ihm gegeben hatte. »Guck dir das an.«
Eden las sich die Namen durch, von denen ihr keiner etwas sagte, bis sie weit unten bei einem nur allzu vertrauten ankam. Ihr stockte der Atem, und fast wäre ihr das Saftglas aus der Hand gerutscht. Sie blickte in Noahs wütendes
Gesicht auf und flüsterte: »Verdammt, warum wussten wir nichts davon?«
Ein langsames Kopfschütteln sagte ihr, dass Noah immer noch mit der Enthüllung zu kämpfen hatte. »Aufgrund von Alfreds höhnischen Bemerkungen über die Clements wissen wird, dass er Christina an Marc weitergereicht hat. Und wir wissen, dass Marc von irgendwoher seine frischen Opfer bekommt. Weshalb wir bisher nicht kapiert haben, dass er hauptsächlich von seinem eigenen Vater versorgt wird, ist mir schleierhaft.«
Eden sprang vom Sofa und lief auf und ab, weil die Gedanken und Bilder in ihrem Kopf explodierten. »Wir wissen es jetzt, und das heißt, wir bereiten dem ein Ende.«
Noah nickte knapp. Sie beide wussten, dass sie Larue zu Fall bringen mussten. Jetzt besaßen sie die Macht, ihn zu stoppen. Ja, es würde nicht einfach sein und konnte vielleicht sogar Leben kosten, aber was sie taten, war es wert. Das hatte Eden vor langer Zeit gelernt.
»Zuerst kommt Christina.«
Eden konnte ihm nicht widersprechen. Sie hatte den Kontakt mit Georges hergestellt, um das junge Mädchen zu befreien, und würde erst diesen Auftrag erledigen, bevor sie sich Alfred Larue vornahm.
»In der Zwischenzeit grabe ich weiter. Irgendwie muss Alfred Larues dreckiges Geheimnis bei unseren Ermittlungen durchgeflutscht sein, weshalb ich annehme, dass er es vom Familienunternehmen fernhält. Wenn diese Organisation so groß ist, wie sie sich anhört, muss ich alle dazurufen. Dann brauchen wir unsere gebündelte Kraft und möglichst noch mehr.«
Eine Energie, wie Eden sie nicht mehr empfunden hatte, seit sie Jordan begegnet war, flutete durch ihren Körper.
Das war es, wofür sie lebte, worin sie richtig gut war. Alles, was sie jemals gemacht, aus Erfahrung gelernt hatte, führte sie zu Last Chance Rescue und der Arbeit, die sie tat. Das entsetzliche Erlebnis vor sieben Jahren war der Katalysator gewesen, aber LCR war ihr Schicksal.
6
Mit einem langen, zufriedenen Seufzer ließ Alfred Larue seinen massigen Körper in das weiche Ledersofa sinken. Leise
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