Rescue me - Niemand wird dich schützen
Dann flüsterte sie: »Ich bin nur ein bisschen nervös, weil so viele Leute um mich herum sind. Jacques und ich leben sehr ruhig und zurückgezogen. Deshalb überwältigt mich dieser Rahmen ein wenig.«
Ihr ziemlich simpler Plan war, Georges um Verständnis zu bitten, Kopfschmerzen vorzutäuschen und sich dann zurückzuziehen. Während die ganze Familie mit dem Festmahl beschäftigt war, könnte sie unbemerkt nach Christina suchen. Georges hatte sie heute auf der ganzen Insel herumgeführt, und seither wusste sie, an welcher Stelle sie zuerst nachsehen würde. Aber vorher musste sie Georges abwimmeln.
Doch leider ging ihr Plan nicht auf. Mit einem lüsternen Grinsen rief Georges einen Bediensteten herbei. Der Mann kam, beugte sich zu ihm, und Georges raunte ihm etwas zu. Kaum merklich neigte Eden den Kopf in seine Richtung, schnappte aber nur das Wort sofort auf. Noch ehe sie begriff, was er vorhatte, zog Georges sie von ihrem Stuhl hoch, legte einen Arm um ihre Schultern und wandte sich an die über fünfzig Personen, die plaudernd und essend um sie herum saßen. »Mama, Papa, ihr Lieben. Claire und ich brauchen ein wenig Zeit für uns.«
Sie bekam gerade noch ein gehauchtes »Gute Nacht« heraus, ehe Georges sie aus dem Zimmer in die große Diele zog. Eden griff nach seiner Hand auf ihrem Arm und sagte: »Georges, nein … Du solltest bei deiner Familie bleiben. Ich bin ziemlich müde, und mein Kopf …«
»Unsinn! Ich sehe meine Familie fast täglich. Dich hingegen, meine Liebe, sehe ich viel zu selten.«
Fest entschlossen führte Georges sie die Treppe hinauf, den langen, mit dickem Teppich ausgelegten Flur hinunter und in einen Raum, der wie ein Wohnzimmer aussah. Vor einem kleinen Kamin stand ein Tisch, den zwei ernst und verschüchtert wirkende Hausmädchen eilig deckten. Eine weitere Bedienstete kam mit Platten hereingeeilt, auf denen sich eine Auswahl all der Köstlichkeiten befand, die unten serviert wurden.
Kerzen flackerten, und leise Musik plätscherte aus versteckten Lautsprechern. Das hier war der perfekte, absolut nicht subtile Rahmen für eine Verführung.
Eden biss sich innen auf die Wange und sah zu Georges auf. Sein Blick bestätigte ihr, was sie bereits ahnte. Ja, der Mann wollte sie eindeutig noch heute ins Bett bekommen. Und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich von seinen romantischen Bemühungen begeistert zu zeigen.
»Oh, mein Gott! Du bist einfach wunderbar!«, seufzte sie und huschte zum Tisch, wo sie eine Traube abzupfte und zierlich daran knabberte. Sie wollte schließlich nicht, dass er gleich über sie herfiel.
»Komm schon … hier gibt es noch Besseres.« Georges zog einen Stuhl für sie hervor, und Eden setzte sich sofort hin. Unterdessen überlegte sie fieberhaft, wie sie sich aus dieser Lage retten konnte. Zwar war sie stets bereit, alles Nötige zu tun, um einen Auftrag erfolgreich abzuschließen,
aber das Unvermeidliche würde sie doch gern hinauszögern, solange es irgend ging.
Während der nächsten halben Stunde nahm Eden köstlichen Hummer, fantastisches Gebäck und extrem teuren Wein zu sich und schmeckte trotzdem nur Pappe. Sie kicherte und säuselte wie eine Schwachsinnige, in der Hoffnung, dass ihn ihre Naivität abschrecken würde. Ihr selbst jedenfalls hätte schon ein Bruchteil davon gereicht, um aus dem Zimmer zu fliehen.
Nicht so Georges. Als er plötzlich ihre Hand fasste, um ihr die Fingerspitzen abzulecken, wurde ihr klar, dass sie aus dieser Nummer nicht so glatt herauskommen würde wie bei anderen Gelegenheiten.
Dennoch würde sie es versuchen.
»Georges, du weißt, dass ich meinen Treueschwur nicht brechen kann. Warum musst du mich so quälen?«
»Aber, aber, meine Liebe. Als du die Einladung annahmst, wusstest du, was geschehen würde. Du hältst mich schon viel zu lange hin. Heute Nacht wirst du mir gehören.«
Müsste sie nicht in der Rolle der dümmlichen, naiven Claire Marchand bleiben, hätte Eden bei diesem blödsinnigen Gefasel die Augen verdreht. Doch sie konnte nun einmal nicht sie selbst sein, und deshalb tat sie, was ihrer Ansicht nach jede junge Frau tun sollte, wenn ihr ein Mann verkündete, er würde mit ihr schlafen, egal, ob sie wollte oder nicht. Sie reagierte empört.
Mit versteiften Schultern und funkelnden Augen erwiderte sie: »Das ist nicht wahr, Georges! Ich dachte, wir wären Freunde, und du würdest verstehen …«
Schneller, als sie ihn jemals erlebt hatte, sprang Georges auf und riss sie in seine Arme. Ehe sie
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