Rescue me - Niemand wird dich schützen
hocke und alles und jeden manipuliere.«
»Blödsinn! Nichts liegt dir ferner als Neid. Aber aus irgendeinem Grund hast du nach Jahren entschieden, dass du bereit bist zu töten. Woher dieser Sinneswandel?«
»Mir ist wohl klar geworden, dass manche Leute es verdienen, getötet zu werden.«
»Ich glaube dir kein Wort, Noah. Du und ich hatten dieses Gespräch schon unzählige Male, und wir wissen beide, dass du nicht einmal mit der Wimper zuckst, wenn einer der Agenten jemanden erschießen muss.«
»Und wo ist der Unterschied, ob ich es gutheiße oder es selbst tue?«
»Du weißt, dass es ein Unterschied ist, Noah. Du bringst keine Leute um, Punkt.«
»Wie kann ich von meinen Agenten erwarten, zu tun, wozu ich nicht bereit bin? Außerdem ist diese Diskussion womöglich überflüssig. Wir haben keinerlei Grund anzunehmen, dass irgendjemand getötet werden muss.« Sein Blick bedeutete ihr, dass er das Thema für abgeschlossen hielt. »Und jetzt erzähl mir, wie es mit Jordan läuft.«
In der Hoffnung, ihn einzuschüchtern oder zu provozieren, damit er endlich mit der Wahrheit herausrückte, sah Eden ihn streng an. Was leider vergebens war. Noah war kein Mann, der sich einschüchtern ließ, geschweige denn anderen sein Herz ausschüttete. Sie wusste nur aus einem einzigen Grund, dass er noch nie einen Menschen getötet hatte und eine extreme Abneigung dagegen hegte: Zusammen hatten sie einmal an einem Fall gearbeitet, bei dem Noah beinahe umgekommen wäre, weil er sich weigerte, einen Schuss abzufeuern, um sich selbst zu schützen. Zum Glück war Eden da gewesen.
Als es vorbei war, versuchte Eden herauszufinden, weshalb er nicht geschossen hatte. Aber Noah wollte ihr keine Einzelheiten geben, sondern gestand lediglich, dass er beinahe alles tun könnte, außer ein Menschenleben beenden. Er hatte Eden gedankt, weil sie ihm seinen Hintern gerettet hatte, half ihr, die Schweinerei zu beseitigen und war anschließend für fast eine Woche abgetaucht. Als er schließlich vor ihrer Wohnungstür stand, schien er wieder der alte Noah zu sein.
Eden erwähnte den Vorfall nie wieder.
Da ihr klar war, dass sie keine Antworten bekommen würde, erstattete sie ihm einen Kurzbericht über ihr Abendessen mit Jordan. Am Ende sagte sie sogar, was sie eigentlich nicht zugeben wollte: »Ich verstehe, warum du Jordan an Bord geholt hast. Mit seiner Erfahrung ist er ein echter Zugewinn.«
»Wirst du die Vergangenheit beiseitelassen können?«
»Spielt das denn eine Rolle?«
»Ja, durchaus. Nach eurem Treffen habe ich mit Jordan gesprochen und musste mich ziemlich bemühen, ihn davon zu überzeugen, dass du tatsächlich so professionell bist, wie ich behauptet habe und nicht …«
»Und nicht was?«
Er schwieg und überlegte offenbar, wie er so vorsichtig formulierte, dass sie nicht explodierte. »Nun, wie es scheint, hat Jordan Sorge, dass du Angst vor ihm haben könntest.«
Eden zähmte ihre Wut, denn ihr war sonnenklar, dass Jordans Sorge berechtigt war. Aber das war vorbei, und jetzt ging es ihr gut … bestens.
»Du hast ihn hoffentlich überzeugen können, dass er sich irrt.«
»Ich habe mich nach Kräften bemüht. Allerdings ist es an dir, ihm in den nächsten Tagen zu beweisen, dass er falsch liegt. Ihr beide müsst einander vertrauen, sonst fliegt euch der Auftrag um die Ohren.«
Mit routinierter Anmut erhob Eden sich. »Was mich betrifft, kannst du beruhigt sein. Es wird nicht wieder vorkommen. Von jetzt an wird Jordan Montgomery nur noch Eden St. Claire erleben, wie sie immer war: professionell, erfahren und umgänglich.«
Sie ging hinaus und hörte, wie Noah hinter ihr lachte, als sie die Tür schloss.
Eden stemmte die Hände in den Türrahmen und starrte den Mann an, der vor ihrer Wohnung stand. Entweder hatte Noah ihm ihre Adresse gegeben, oder er war ihr vom LCR-Büro aus gefolgt. Wie auch immer, sie wollte ihn nicht hierhaben. Was sie vorhin zu Noah gesagt hatte, kam ihr nun wie blanker Hohn vor. Es war eine Sache, Jordan in der Öffentlichkeit zu sehen; allein in ihrer Wohnung, ohne Fluchtmöglichkeit, war es etwas vollkommen anderes. Vor allem mit diesem Jordan.
In seinem schwarzen T-Shirt und der schwarzen Jeans kamen seine breiten Schultern, die gemeißelte Brust und erst recht die schmalen Hüften und muskulösen Beine viel zu gut zur Geltung. Dieser lässige, sexy Jordan drohte, einen Teil in ihr wiederzubeleben, den sie längst tot geglaubt hatte.
»Hast du schon gegessen?«
Seine Frage machte
Weitere Kostenlose Bücher