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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Harvester«, erklärte Thanatos. »Ein gefallener Engel.«
    »Ich bin wirklich nicht mehr in Kansas«, flüsterte Jillian.
    »Und?«, sagte Harvester. »Meine Zeit und meine Geduld sind knapp.«
    Nachdem Jillian sich eben erst zu Tode erschrocken hatte, rauschte immer noch reichlich Adrenalin durch ihre Adern, und ehe sie darüber nachdenken konnte, wie man mit einem gefallenen Engel sprechen sollte, platzte es schon aus ihr heraus: »Und ganz normale Höflichkeit wohl auch.«
    Limos lachte auf. »Oh mein Gott. Ich liebe diese Frau.«
    »Tut mir leid«, sagte Jillian, in der Hoffnung, der gefallene Engel würde sie nicht mit einem Blitz verbrutzeln oder so, »aber Reseph geht es ziemlich schlecht und meine Nerven sind angegriffen. Ich mach mir ziemliche Sorgen um ihn. Immerhin hab ich ihn dazu gebracht, etwas zu essen und zu trinken und sich zu waschen. Er schläft jetzt, aber er ist so … einfach nicht richtig.«
    Ein Brüllen zerriss mit einem Mal die Luft. Augenblicklich rannten sie alle zu Resephs Schlafzimmer. Jillian war als Erste dort. Reseph riss sich wie wild an den Haaren und warf sich immer wieder gegen die Wand.
    »Reseph!« Sie lief zu ihm, und obwohl er sich in dem Moment beruhigte, in dem sie seine Hand packte, fuhr er fort, seinen Kopf gegen die Mauer zu schlagen. »Bitte, Reseph, du musst damit aufhören.«
    Er ignorierte sie. Hinter ihm überzogen Risse spinnwebenartig die Wand und vereinigten sich mit den bereits bestehenden Schäden. Putz fiel in kleinen Brocken herab und bedeckte sie beide mit weißem Staub.
    »Tut doch was!« Sie fuhr zu den Reitern und dem gefallenen Engel herum, in der verzweifelten Hoffnung, diese könnten helfen, dem ein Ende zu machen. »Bitte. Es muss doch etwas geben, das ihr tun könnt.«
    »Darum haben wir dich hergeholt«, sagte Ares. »Uns sind die Ideen ausgegangen.«
    »Ihr könntet ihn nach Sheoul-gra zurückbringen«, schlug Harvester mit solcher Freude vor, dass Jillian klar wurde, dass der Engel Reseph nicht unbedingt mochte. »Da geht’s ihm zwar auch nicht besser, aber zumindest müsst ihr euch sein Elend nicht ansehen.«
    »Das war überaus hilfreich«, kommentierte Thanatos trocken.
    Harvesters eisiges Lächeln ließ die Temperatur in dem Zimmer um einige Grade sinken. »Ich lebe, um zu dienen.«
    »Du hasst ihn«, sagte Limos. »Warum bist du überhaupt hier?«
    »Es ist mein Job, hier zu sein.«
    Ares drehte sich zu dem gefallenen Engel um. »Die Sache ist die: Dein Job ist es, über uns zu wachen, aber das kannst du nicht, wenn du einen von uns hasst. Vielleicht sollte ich zu deinem Boss gehen und dich feuern lassen.«
    Harvester zischte, sodass ihre riesigen Fänge aufblitzten, und Jillian drängte sich näher an Reseph. »Du drohst mir?«
    »Das ist keine Drohung. Es ist ein Versprechen.« Ares’ Stimme war ruhig; sie erinnerte Jillian an Reseph, als er sich um diese Idioten auf dem Parkplatz vor der Bar gekümmert hatte. Wenn Ares seinem Bruder in irgendeiner Weise ähnelte, sollte dieser gefallene Engel besser aufpassen. »Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich tue, was ich tun muss, um einen Kampf zu gewinnen. Und dies ist ein Kampf. Reseph kämpft um seinen Verstand. Wenn du dabei nicht helfen kannst, dann verschwinde.«
    »Hast du dasselbe von Reaver gefordert?«, fragte Harvester. »Hilf oder verschwinde?«
    Ares ballte die Hände zu Fäusten, und Jillian wappnete sich für einen Kampf, der die Schlägerei auf dem Parkplatz zweifellos wie einen Witz erscheinen lassen würde. »Reaver hat versucht zu helfen, indem er Resephs Gedächtnis gelöscht hat.«»Dann kann er es vielleicht noch einmal tun«, sagte Harvester mit einem arroganten Schnauben.
    »Nein!« Jillians Herz verkrampfte sich schmerzlich bei dem Gedanken, dass sich Reseph noch einmal selbst verlieren könnte. »Es muss doch etwas geben, das ihr tun könnt. Bitte. Ich würde alles tun.«
    Eine ganze Weile starrte Harvester sie an. Schließlich leuchtete ein bösartiges Funkeln in ihren Augen auf. »Es gibt in der Tat etwas, was ich tun könnte, aber es erfordert ein Opfer von dir.«
    Thanatos sah sie finster an. »Was für ein Opfer? Und warum hast du nicht schon früher etwas gesagt?«
    »Weil das, was ich brauche, von keinem von euch kommen kann.«
    Jillian erhob sich, gleichermaßen von Hoffnung und Furcht erfüllt. Reseph stöhnte, aber wenigstens hatte er damit aufgehört, den Kopf gegen die Wand zu schlagen. »Was ist es denn, was du brauchst?«
    »Deinen Verstand.«

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