Reseph
entging nur knapp den zuschnappenden Händen von Lance. Ein gräulicher augenloser Dämon trieb sich vor dem Schneemobil herum und schnitt ihr den Weg ab. Dämonen strömten nur so ins Haus; ihr Kreischen und das entsetzliche Geräusch ihrer aufeinanderbeißenden Zähne gesellte sich zu den Schreien und Hilferufen der Wächter, die überall um die Farm herum kämpften. Sie versuchte, die Scheune zu erreichen, doch die Kämpfe rückten rasch näher, und plötzlich befand sie sich mitten im ärgsten Kampfgetümmel, mit nicht mehr bewaffnet als einem Stück Holz und ein paar Schlüsseln.
Dann ertönte der schönste Klang auf der ganzen Welt.
Pferdehufe jagten aus dem Wald und über die Lichtung hinweg. Vier Reiter in voller Rüstung stürmten mit Reseph als Anführer in einer Wolke von aufgewirbeltem Schnee auf sie zu. Nur einen Moment lang hielt der Kampf überall um Jillian herum inne. Resephs Blick erfasste sie, und da wusste sie jenseits allen Zweifels, dass sie in Sicherheit war.
»Scheiße!« Lance’ Fluch brach den Zauber, der sich über das Schlachtfeld gelegt hatte. Menschen und Dämonen nahmen ihre Tätigkeit mit doppeltem Einsatz wieder auf. Ein SUV kam die Einfahrt hinaufgeschossen und streifte einen Seelenschänder, ehe der Wagen nach kurzem Schleudern in einen der Aegis-Lastwagen krachte. Arik und Kynan sprangen mit aufblitzenden Waffen heraus und hieben sofort wie wild um sich.
Lance schleuderte eine Klinge auf Reseph, der blitzschnell eine Armbrust hochriss und die Klinge mitten in der Luft abschoss.
»Der gehört mir!«, brüllte Thanatos und warf sich zwischen Reseph und Lance.
Jillian verstand nicht, wieso, aber offensichtlich hegte der gelbäugige Reiter einen mörderischen Hass auf den Wächter.
»Da wird Wraith aber sauer sein«, schrie Kynan und duckte sich unter den Klauen eines Seelenschänders hindurch. »Er hatte Lance zum Abendessen bestellt.«
Thanatos ließ ein paar bösartig aussehende Fänge aufblitzen. Fänge? Hatte Reseph auch welche? »Ich werde ihm die Reste einpacken lassen.«
Jillian warf sich zu Boden, als Thanatos mit einer Sense in der Hand vorbeistürmte. Während sie sich im Schnee herumrollte, erhaschte sie einen Blick auf Thanatos, der Lance mit einem einzigen Hieb seiner entsetzlichen Waffe den Kopf von den Schultern trennte.
Ein weiterer Seelenschänder brach aus dem Wald und befand sich vor ihr, ehe sie auch nur einen Schrei ausstoßen konnte. Mit hämmerndem Herzen stieß sie der Kreatur ihren Schaufelgriff von unten nach oben in den Leib, mitten zwischen die Rippen. Das Holz drang tief ein, und mit so viel Schwung, dass es aus dem Rücken des Dämons wieder austrat. Er heulte laut auf, wobei er seine riesigen Kiefer direkt vor ihrem Gesicht aufriss. Sie konnte seinen fauligen Atem riechen, und den ekelhaften Geruch nach Fäkalien, der von seiner Haut ausging. Mit einem Schlag wurde die Nacht auf dem Parkplatz wieder in ihr lebendig.
Sie war hilflos gewesen. Außer sich vor Angst.
Auch jetzt war sie außer sich vor Angst, aber hilflos war sie nicht.
Sie zog den improvisierten Pflock ein Stück zurück und drückte ihn dem Ding ins Herz. Wieder heulte es auf, und eine widerlich stinkende Flüssigkeit spritzte ihr ins Gesicht.
Sie würgte und krabbelte so rasch wie nur möglich rückwärts davon, wodurch sie um Haaresbreite verhinderte, dass ihr der Kopf abgebissen wurde.
Sogar mit einem Pflock im Herzen kam der Dämon immer noch auf sie zugetaumelt, die klauenbewehrte Hand zum tödlichen Schlag erhoben. Ein Pfeil traf ihn ins Auge, und er fiel auf den Rücken, landete in einem blutigen zuckenden Haufen auf dem Boden. Reseph sprang von seinem Pferd und half ihr hoch, ganz Ritter in schimmernder Rüstung aus dem Märchen.
»Geht es dir gut?«
»Ja –« Sie verstummte, da ihr der Atem stockte, als Reseph herumfuhr und zwei dürre sechsbeinige Dämonen mit einem Schwert erledigte, das aus dem Nichts gekommen zu sein schien.
»Bleib unten!« Reseph schob sie hinter sich, sodass sie zwischen seinem Körper und der Veranda praktisch festsaß, und dann verwandelte er sich in einen Wirbelsturm aus Rüstung und Schwertern und Armbrüsten, der innerhalb von Sekunden ein halbes Dutzend Dämonen vernichtete.
Vorher hatte sie nur einen Mann gesehen … zugegeben, einen gefährlichen Mann, der auch noch supersexy war. Aber nun erlebte sie wahrhaftig zum ersten Mal einen Krieger in Aktion. Der Mann, den sie liebte, einer der vier apokalyptischen Reiter, war im Kampf
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