Reseph
einfach genial.
Er war wunderschön anzusehen, ein geschmeidiger, selbstbewusster Kämpfer, der genau wusste, wo und wie er bei jedem seiner Feinde zuschlagen musste. Das galt im Grunde für alle Reiter. Voller Ehrfurcht und nicht gänzlich frei von Entsetzen beobachtete sie, wie überall um sie herum die Reiter, der Fremde und Kynan und Arik gegen die Dämonen und die Wächter kämpften, und sie konnte nur beten, dass keiner in die Scheune eingedrungen war und ihre Tiere verletzt hatte.
Die Zeit schien langsamer zu vergehen, sich in einen wirbelnden Strudel aus Schreien, Knurren und Blut zu verwandeln. Irgendwann kniete Reseph mit ernster, besorgter Miene vor ihr.
»Es ist vorbei. Alles ist in Ordnung.«
»Aber …« Sie blickte sich mit gerunzelter Stirn um.
Mit Ausnahme des Fremden, der einem Dämon mit solcher Gewalt den Hals umdrehte, dass sie ein Knacken hörte, bewegte sich nichts mehr auf der Lichtung. Limos, Ares und Thanatos hatten die überlebenden Wächter bei der Scheune zusammengetrieben und bewachten sie mit vorgehaltener Klinge. Arik und Kynan kümmerten sich um die überlebenden Menschen und erledigten verwundete Dämonen.
Der Fremde kam zu ihnen herübergelaufen, aber als er die Hand nach Jillian ausstreckte, hielt Reseph ihn fest. »Wer bist du?«
Er schleuderte den Mann gegen das Haus, aber als der Mann Anstalten machte, sich zu wehren, und sich auf Reseph stürzen wollte, überkam Jillian ein seltsames Gefühl der Panik.
Sie schob die Hand zwischen die beiden Männer, wobei ihre Handfläche mit einem metallischen Klang gegen Resephs Brustplatte schlug. »Hör auf, Reseph!«
»Warum?«
Der keuchende und mit Blut bedeckte Fremde starrte Jillian an, als ob er sie kenne, was sie nur noch mehr verwirrte. »Ich weiß auch nicht«, sagte sie ehrlich. »Wer bist du?«
Er fiel auf die Knie und neigte den Kopf. »Darf ich?«
Jillian blinzelte. »Was?«
»Darf ich?« Der Kerl zuckte zusammen, als ob er erwartete, geschlagen zu werden. »Sprechen?«
Ratlos blickte sie Reseph an, der mit den Schultern zuckte. »Ähm … okay. Du darfst sprechen. Wer bist du?«
»Ich habe keinen Namen«, erwiderte er schroff. »Ihr müsst mir einen geben.«
»Oh, Mist«, flüsterte Reseph. »Er ist ein Sklave.«
»Ein Sklave?« Sicher nicht, aber Reseph sah nicht aus, als ob er einen Witz gemacht hätte. »Ist das dein Ernst?«
»Jepp. Und offensichtlich hält er dich für seine Herrin.« Reseph packte den Mann um den Kiefer und hob dessen Gesicht an, aber die Augen des Sklaven blieben nach unten gerichtet. »Warum bist du hier? Und warum glaubst du, Jillian sei deine Herrin?«
Der Mann sah Jillian fragend an, nur der Hauch eines Blickes, der um die Erlaubnis bat, zu reden, und das war einfach nur … krank. »Ja, du darfst sprechen. Du musst nie wieder um Erlaubnis bitten. Du darfst jederzeit sprechen.«
Aus irgendeinem Grund schien ihm ihre Antwort Schmerzen zu bereiten. »Meine Leibeigenschaft wurde übertragen.«
»Von wem?«, fragte Reseph.
»Harvester.«
Reseph verkrampfte sich und trat zurück. »Hast du dem zugestimmt, Jillian?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
Reseph wandte sich wieder dem namenlosen Mann zu. »Wie ist das passiert?«
»Es hätte auf jeden Fall mit Blut zu tun gehabt«, sagte der Mann.
Jillian fluchte leise vor sich hin. »Als ich zugestimmt habe, dir einen Teil meines Verstandes zu überlassen, da hat Harvester … sie hat einen Tropfen Blut auf die Stelle getan, wo mein Herz sitzt.«
»Verdammt«, flüsterte Reseph. »Warum hat sie das getan?«
Der namenlose Kerl neigte den Kopf. »Es gibt dafür nur einen Grund. Sie erwartet zu sterben, und ihr Tod hätte meine Leibeigenschaft auf ihren Mörder übertragen.«
Reseph fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Dann wollte sie dich also vor einem schrecklichen Schicksal bewahren, indem sie dich jemandem ihrer Wahl übergab.«
»Ja.«
Jillians Magen, dem es nach dem blutigen Kampf sowieso schon nicht allzu gut ging, verkrampfte sich, sodass sie bittere Flüssigkeit hinunterschlucken musste. »Das ist nicht richtig. Sklaverei ist nicht richtig. Ich kann das nicht. Ich werde dich freilassen.«
»Das kannst du nicht«, widersprach Reseph. »Ein Sklave, der durch Blut mit dir verbunden ist, wird ohne diesen Bund sterben. Wenn jemand dich tötet, wird sein Bund übertragen. Wenn du eines natürlichen Todes oder in einem Unfall stirbst, wird er kurz darauf ebenfalls sterben.« Er sah den namenlosen Kerl an, der immer
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