Reseph
hat den Bund auf sie übertragen.«
Thanatos sah Tracker, der sich mit gebeugtem Kopf in eine Ecke in der Nähe von Jillian gedrückt hatte, mit erhobener blassblonder Augenbraue an. »Interessant.«
»Kommt heraus, ihr Reiter«, dröhnte Luzifers lockende Stimme wie aus einem Lautsprecher. »Kommt und seht, was das Leben von Hunderten eurer geliebten Höllenhündchen mir beschert hat.«
Das Knurren, das Than ausstieß, ließ die Knochenplatten seiner Rüstung klappern.
Jillian rieb sich die Arme durch ihre Jacke hindurch. »Erklärt mir vielleicht mal jemand, was los ist?«
Limos, die sich ihr schwarzes Haar zu einem Knoten gebunden hatte, der hoch auf ihrem Kopf saß, spähte aus einem der Fenster. »Reseph war fleißig und hat so ziemlich jeden in der Unterwelt umgebracht, der Pestilence geholfen hat. Jetzt ist Luzifer ziemlich sauer.«
»Du hast selbst deinen Teil dazu beigetragen, Luzifer sauer zu machen, indem du seinen Lieblingsengel umgebracht hast«, erinnerte Ares sie, und Limos wurde rot.
»Augenblick mal – Luzifer?« Jillians Stimme bebte vor Schock. Und Angst. Reseph wünschte sich, er könnte sie durch ein Höllentor irgendwo anders hinbringen. Nur dass kein Ort vor dem gefallenen Engel sicher war. »
Der
Luzifer? Das ist dieser Kerl da draußen?«
»Ja«, sagte Thanatos, »aber er ist nicht Satan, falls du das denkst. Luzifer ist allerdings Satans Stellvertreter, wir sprechen also über einen Dämon, der sich ganz oben in den Top Ten der
Who is Who
-Liste der mächtigsten Wesen des Universums befindet.«
»Oh Gott.« Jillian schlang die Arme um ihren Körper, und Reseph kämpfte gegen den Drang an, sie in den Arm zu nehmen. Er war dafür verantwortlich, dass ihr das alles hier zustieß, und er bezweifelte, dass sie in diesem Moment auf irgendwelche Tröstungsversuche seinerseits scharf war. »Was will er denn?«
»Uns vernichten«, antwortete Limos. »Und wenn einer die Macht hat, das zu tun, dann er.«
»Aber er wird sich nicht mit uns zufriedengeben.« Ares’ Lederpanzer knarrte, als er auf- und ablief. »Er wird auch unsere Familien umbringen.«
Reseph schloss die Augen. Sein schlechtes Gewissen war ihm deutlich anzumerken. »Es tut mir leid«, krächzte er. »Das alles ist meine Schuld.«
Angespannte Stille senkte sich über das Zimmer. Dann spürte er Jillians Hand in seiner. Gott, er hatte es nicht verdient, getröstet zu werden.
»Reseph.« Ares’ Donnerstimme war laut genug, dass Reseph die Augen gleich wieder aufriss. »Nichts von alldem ist deine Schuld. Was Pestilence getan hat – dafür trägt er die Verantwortung. Du hast nur versucht, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. In den letzten Tagen hast du eine verdammte Menge Bösewichte ausgelöscht, und ich denke, wir müssen ehrlich zugeben, dass Luzifer uns sowieso früher oder später aufs Korn genommen hätte.«
Thanatos nickte. »Es war schon eine ganze Weile abzusehen, dass es zu einer Kraftprobe kommen würde.«
Limos fummelte an ihrem Schwert herum. »Wir müssen einfach nur rausbekommen, wie wir ihn besiegen können.«
Die Wut, die Arik ausstrahlte, als er nun quer durch den Raum auf sie zumarschierte, war beinahe körperlich zu spüren. »Du kämpfst nicht, Li.«
»Aber sicher tu ich das.«
Arik fluchte. »Ich kämpfe, du bleibst hier drin.«
»Hey, Mann.« Ares klopfte Arik auf die Schulter. »Ich weiß ja, dass du gern den Beschützer gibst, aber jetzt übertreibst du es ein wenig mit dem Scheiß von wegen
ich Mann – du Frau
.«
»Siehst du?« Limos sah ihren Mann mit klimpernden Wimpern an. »Du machst dich lächerlich.«
»Willst du es ihnen sagen oder soll ich?« Ariks Stimme klang scharf.
Reseph erstarrte. »Was sagen?«
»Verdammt, Arik«, fauchte Limos. »Das ist doch nicht nötig –«
»Sie ist schwanger«, unterbrach Arik sie. »Und sie wird auf keinen Fall kämpfen.«
Es dauerte eine Sekunde, bis sie die Neuigkeit verdaut hatten. Dann schwankten alle zwischen Freude und Sorge um sie und das Baby, denn dies war sicherlich nicht der ideale Ort für die beiden.
»Okay«, stimmte Than zu. »Limos kämpft nicht.«
Limos stieß ein Schnauben aus. »Hallooo, Leute, ich bin unsterblich. Ich schaff das schon.«
»Du bist unsterblich, aber nicht immun gegenüber Verletzungen«, erinnerte Arik sie. »Und weißt du noch, was Reaver über ungeborene Kinder von Unsterblichen sagte, als Regan schwanger war? Dass man über ihren Sterblichkeitsstatus nichts sagen kann, ehe sie geboren sind. Dass sie
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