Reseph
noch einen raschen Blick auf die Lichtung, wo sie, nur ein kleines Stück entfernt, eine Blockhütte für Tracker bauten. Der Warg weigerte sich, weiter entfernt zu leben, und trotz Jillians Wunsch, ihn im Gästezimmer wohnen zu lassen, solange die Hütte noch nicht fertig war, zog er es vor, in der Scheune zu schlafen.
Auf der Veranda angekommen, stampfte Reseph ein paarmal mit den Füßen, um den Schnee an den Stiefeln loszuwerden, und ging dann ins Haus, wo Jillian schon auf ihn wartete, auf der Couch, unter eine Decke gekuschelt, zwei dampfende Becher heißen Kakaos auf dem Tisch vor ihr.
»Das Viehzeug ist abgefüttert und zufrieden.« Er warf einen Blick zu Fang-Doodle hinüber, der an seinem üblichen Platz vor dem Feuer döste. »Manche ein wenig fetter und zufriedener als andere.«
Jillian sah ihn aus schmalen Augen an. »Ich hoffe, du meinst damit nicht mich.«
Reseph ließ sich grinsend auf der Couch nieder, indem er sich auf allen vieren über sie schob. »Was denn, bist du etwa nicht glücklich?«
»Blödmann.« Sie versetzte ihm einen spielerischen Schlag auf die Schulter, doch gleich darauf legte sie die Stirn in Falten. »Bist du sicher, dass
du
hier glücklich sein kannst? Wir sind am Ende der Welt, es gibt nicht viel, womit du dich beschäftigen kannst, und wir haben Tonnen von Schnee –«
»Schhh.« Seine Lippen streiften die ihren. In ihm wallten Gefühle auf, die ihn so vollständig ausfüllten, dass er kaum noch Luft schöpfen, geschweige denn sprechen konnte. »Ich bin mir sicher. Schließlich habe ich genug Zeit damit verbracht, stets beschäftigt und leer zu sein. Aber hier draußen, mit dir, brauche ich keine Ablenkung. Ich habe das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Ich bin fünftausend Jahre alt«, sagte er heiser, »aber mein Leben hat erst an dem Tag begonnen, an dem du mich draußen im Wald gefunden hast.«
Jillian packte ihn beim Kragen und zog ihn auf sich. »Ich habe so viel Zeit damit verbracht, mir Sorgen zu machen, dass kein Mann der sein würde, der er zu sein scheint, dass mir nicht klar war, dass es nicht immer schlecht ist, mehr zu sein.«
»Dann bist du also froh, dass ich nicht der Mann bin, den du in der Schneewehe gefunden hast?«
»Oh, du bist dieser Mann. Aber du bist noch so viel mehr.« Sie biss sich auf die Unterlippe und warf ihm einen zaghaften Blick zu. »Aber ich hab ein schlechtes Gewissen. Ich hatte gar keine Zeit, dir ein Weihnachtsgeschenk zu besorgen.«
»Machst du Witze? Du hast mir schon so viel geschenkt. Nur dir habe ich es zu verdanken, dass ich meine Familie wiederhabe.«
Nachdem jetzt alle sicher waren, dass Reseph imstande war, Pestilence zu beherrschen, waren Jillian und er jederzeit bei seinen Geschwistern zu Hause willkommen, und die Reiter ihrerseits waren auch alle schon auf einen Besuch bei den beiden vorbeigekommen. Thanatos hatte Reseph sogar erlaubt, Logan zu halten. Sie hatten immer noch einen Haufen Arbeit vor sich, um auch die Höllenhunde von Resephs Harmlosigkeit zu überzeugen, aber dafür war ja noch genügend Zeit.
»Apropos Familie«, sagte sie. »Than hat uns für morgen zum Weihnachtsessen eingeladen. Sie sagten, wir können ruhig auch Tracker mitbringen, wenn er bis dahin von seinem Rudel zurück ist.« Sie seufzte. »Ich wette, er hat noch nie Weihnachten gefeiert.«
Höchstwahrscheinlich nicht. In Sheoul wurden nur wenige menschliche Feiertage begangen. »Lass uns morgen etwas für ihn kaufen. Ich kenne da einen tollen Elektronikladen in Tokyo.«
»Siehst du?« Ihre Hände wanderten langsam seinen Rücken hinunter und massierten ihn sanft. »Das hab ich damit gemeint, dass du so viel mehr bist als der Mann, den ich in einer Schneewehe gefunden habe. Wer sonst könnte mich innerhalb von Sekunden auf einen Einkaufsbummel in ein anderes Land mitnehmen?«
Er schmiegte das Gesicht an ihren Nacken. »Möchtest du vielleicht wissen, was ich noch innerhalb von Sekunden tun kann?«
Sie rückte ein Stück zur Seite, sodass er zwischen ihren Schenkeln Platz fand, und wölbte sich ihm entgegen. Ihre Stimme wurde tief und rauchig. »Oh, aber das weiß ich doch längst.«
»Ach ja?«
»Ja. Und ich glaube, ich weiß auch, was ich dir zu Weihnachten schenken soll.« Sie schenkte ihm ein verruchtes Lächeln. »Aber zuerst musst du mich auspacken.«
Wie Reseph Geschenke liebte. »Und dann packst du mich aus?«
»M-hmm. Sehr, sehr langsam.«
Jillian hielt sich an ihr Versprechen. Als er nackt war, verbrachte sie eine Stunde
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