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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Wänden zittern. Die sinnlichen Gemälde zeigten die romantischen Rituale von Dutzenden von Dämonenspezies und erinnerten Harvester immer daran, dass Liebe selbst unter den Niedrigsten unter den Dämonen eine Schwäche war. »Deinetwegen haben wir unsere Chance auf eine Apokalypse verpasst.«
    Ihr drehte sich der Magen um und ihre Lungen versagten ihr den Dienst. Wie viel Schuld würden Satan und er ihr aufbürden? Die Uhr in ihrem Kopf tickte schneller.
    »Was ist denn los, Harvester?« Seine Stimme war leise, geschmeidig und voller Gift. »Du wirkst ein wenig verängstigt.«
    Sie stieß ein höhnisches Schnauben aus, obwohl er mitten ins Schwarze getroffen hatte. »Es gibt nichts, wovor ich Angst haben müsste. Als Wache war es nicht meine Aufgabe, unserem Team zu helfen, sondern die Reiter im Auge zu behalten und Informationen weiterzugeben, sobald sie mir mitgeteilt wurden.«
    »Oh«, sagte Luzifer mit seidiger Stimme. »Ich glaube, du hast weit mehr als das getan.«
    »Wenn es hier darum geht, dass ich irgendeine dämliche Regel gebrochen habe, dann bestraf mich. Oder lass mich verdammt noch mal in Ruhe.«
    Luzifers breites Grinsen ließ ihr einen eisigen Schauer das Rückgrat hinunterlaufen. »Gebrochene Regeln sind deine geringste Sorge,
Gefallene

    »Komm schon, Luzifer. Solche Spielchen passen gar nicht zu dir.« Sie hoffte, dass sie die Einzige war, die das Zittern in ihrer Stimme hörte. »Wie wär’s, wenn du deine gespaltene Zunge jetzt mal dazu benutzt, mir zu sagen, worum es eigentlich geht?«
    »Frag deinen Werwolf.« Mit diesen Worten blitzte sich Luzifer davon.
    Scheiße.
Harvesters zitternde Beine waren kaum imstande, sie zu tragen, als sie auf ihr Schlafzimmer zuwankte. Auf dem Weg dorthin wurde der Geruch nach Blut immer stärker. Sobald sie eintrat, sah sie auch, warum.
    Der arme Whine lag zusammengerollt auf seinem Lager auf dem Boden. Sein Körper bestand nur noch aus Wunden und Prellungen und falschen Winkeln. In dem Moment, in dem er sein noch funktionierendes Auge öffnete und sie erblickte, versuchte er aufzustehen.
    »Whine, nicht.« Harvester kniete sich neben ihn und drückte ihn sanft nach unten. »Bleib ruhig liegen.«
    Der Werwolf erschauerte und schloss seine Augen. »Es tut mir leid … Herrin.«
    »Schhh.« Sie streichelte Whine übers Haar, während sie in Gedanken Luzifer verfluchte. Der Warg war seit dreißig Jahren bei ihr, seit sie seinen grausamen Besitzer getötet hatte, und sie hatte geschworen, ihn zu beschützen. Zugegeben, sie war nicht besonders nett zu ihm gewesen, aber das hatte stets dem Zweck gedient, sie beide zu schützen. In Sheoul brachte Freundlichkeit einen um.
    »Was hat Luzifer gewollt?«, fragte sie.
    Whine erschauerte erneut. »Er forderte den …
malador

    Harvesters Lungen verkrampften sich, sodass sämtliche Atemluft mit einem Mal aus ihnen herausschoss. »Hast du ihm gesagt, wo er sich befindet?«
Bitte sag Nein.
Der winzige Gegenstand war ihr einziges Ass, die einzige Karte, die sie besaß, um sich zu retten.
    Oder jemand anderen zu retten.
    »Nein«, krächzte Whine. »Niemals. Aber –«
    »Aber was?«
    »Er … er sagte zu mir, dass du den Tod eines Verräters erleiden würdest.«
    Ihre Hand erstarrte mitten in der Bewegung. Den Tod eines Verräters. Der Teil, der den Tod betraf, war irreführend, denn in Sheoul wurden Verräter am Leben erhalten – für eine Ewigkeit grausamster Qualen. Nach Jahrhunderten der Folter wurden sie häufig … gehäutet … und in Wachs gebettet, um bis in die Unendlichkeit zu leiden, zur Schau gestellt wie Körperkunst.
    Wessen verdächtigte Luzifer sie? Und woher bezog er seine Informationen? Nicht, dass das eine Rolle spielte. Sie würde sich sicherlich nicht lammfromm in irgendjemandes Folterkammer führen lassen. Sie konnte weglaufen, und wenn es hart auf hart kam, würde sie einen Engel finden, um sie zu töten –
    »Er sagte auch …« Whine schöpfte zitternd Atem. »Wenn du versuchst zu fliehen, wird er jeden vernichten, an dem dir etwas liegt.«
    Verdammter Kerl. Dabei hatte sie aus genau diesem Grund stets sorgfältig vermieden, Zuneigung für jemanden zu zeigen.
    Sie schloss die Augen und sank neben Whine zu Boden. Die tickende Uhr in ihrem Kopf tickte noch schneller; die Zeiger bewegten sich jetzt so rasch, dass die einzelnen Ticktacks kaum noch zu unterscheiden waren. Schon bald würde der Weckruf ertönen. Dann war Harvesters Zeit um.

14
    Reseph brauchte volle achtundvierzig Stunden, um

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