Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Computerkonsole verbunden – und das Ding darin füllte die Röhre von oben bis unten komplett aus. Es war … monströs.
„Jill, ich hab genug Kabel, um –“
Barry blieb neben ihr stehen. Er verstummte beim Anblick der Abnormität. Gemeinsam gingen sie darauf zu, konnten sich des Dranges nicht erwehren, sich das Geschöpf näher anzusehen.
Es war groß, aber die Proportionen stimmten – zumindest was den breiten, muskulösen Torso und die langen Beine anging. Soweit wirkte es menschlich. Einer der Arme jedoch endete in einer Anzahl respekteinflößender Klauen, die bis über das Knie hinabreichten. Der Arm auf der anderen Seite wirkte hingegen weitgehend normal, nur etwas überdimensioniert. In Herzhöhe wucherte ein dicker, von Adern durchzogener Tumor auf der Brust des Wesens. Jill starrte die knollenartige Geschwulst an und musste erkennen, dass es sich dabei wahrscheinlich um das Herz des Dings handelte; es pulsierte, kontrahierte in trägen, rhythmischen Schlägen.
Vor der Röhre blieben beide gebannt stehen. Sie sahen verwachsenes Gewebe, das sich linienartig über die Gliedmaßen der abscheuerregenden Kreatur zog – Operationsnarben.
Das Wesen besaß keine Geschlechtsorgane mehr; sie waren amputiert worden. Jill schaute in sein Gesicht und sah, dass auch dort Teile entfernt worden waren: Die Lippen waren verschwunden, und das Geschöpf schien sie mit gefletschten Zähnen aus dem verstümmelten Gesicht heraus anzugrinsen.
„Der Tyrant“, sagte Barry leise.
Jill warf ihm einen Blick zu. Er blickte mit finsterer Miene auf den Computer, der an die Röhre angeschlossen war.
Sie wandte sich wieder dem Tyrant zu, fühlte sich fast überwältigt von Mitleid und Ekel. Was auch immer er jetzt darstellte, er war einmal ein Mensch gewesen, den Umbrella in etwas Entsetzliches verwandelt hatte.
„Wir können ihn nicht so zurücklassen“, sagte sie leise, und Barry nickte.
Sie trat zu ihm an die Konsole und betrachtete die unzähligen Schalter und Knöpfe. Einer davon musste geeignet sein, um dem Siechtum des Tyranten ein Ende zu setzen. Selbst eine Schauergestalt wie diese verdiente Erlösung …
Am unteren Rand der Konsole befand sich eine Reihe von sechs roten Schaltern. Barry drückte einen davon. Nichts schien zu passieren. Er blickte Jill an. Sie nickte ihm auffordernd zu. Mit der Handkante legte er alle übrigen Schalter auf einmal um.
Ein dumpfes Geräusch ertönte. Sie wirbelten herum und sahen, wie der Tyrant mit seiner menschlichen Faust ausholte, um noch einmal gegen das Glas zu schlagen. Sprünge bildeten ein Netzmuster um die Stelle, die er beim ersten Hieb getroffen hatte – obwohl das Glas etliche Zentimeter dick sein musste.
„Heilige Scheiße!“
Barry packte Jill am Arm, während die blutigen Knöchel der Kreatur erneut ihr Ziel fanden.
„Renn!“
Sie rannten. Jill wünschte sich, sie hätten dem Geschöpf seine Ruhe gelassen. Tief aus ihrem Inneren stieg Panik auf. Barry schlug auf den Türöffner. Sie glitt auf, gerade als hinter ihnen das Glas zerbarst.
Wie von Furien gehetzt, taumelten sie zur Tür hinaus. Im laufen hieb Barry auf den Schließmechanismus. Im selben Moment begriff er, dass Wesker … verschwunden war.
Wesker taumelte in Richtung des Energieversorgungsraums. Sein Schädel pochte vor Schmerz, seine Beine waren schwach, und er nahm seine Umgebung nur verschwommen wahr. Dazu kam das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
Dieser gottverdammte Barry!
Sie hatten ihm die Pistole abgenommen. Er war zu sich gekommen, als die beiden ins Labor gegangen waren. Dann hatte er sich zum Aufzug geschleppt, Umbrella verfluchend, weil man eine dermaßen verkorkste Scheiße angerichtet hatte, und sich selbst, weil er die S.T.A.R.S.-Mitglieder nicht einfach umgelegt hatte, als sich ihm die Gelegenheit dazu bot.
Es ist noch nicht vorbei. Ich bin noch Herr der Lage. Das ist immer noch mein Spiel …
Der Probenbehälter befand sich unten im Labor und wurde wahrscheinlich gerade von einem dieser Schwachköpfe zerstört. Genau wie der Tyrant. Dieses wunderbare Geschöpf, das ohne die Adrenalin-Injektionen machtlos war, zum Sterben verdammt. Sie würden ihm in sein schlafendes Herz schießen, es würde zugrunde gehen, ohne je die Wonnen des Kampfes erfahren zu haben …
Wesker erreichte die Tür zum Energieversorgungsraum und lehnte sich, um Atem ringend, dagegen. Blut tröpfelte ihm aus den Ohren. Er schüttelte den Kopf beim Versuch, sein Hirn von dem seltsamen Nebel zu
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