Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Wut, die seit Tagen in Davids Bauch schwelte, von neuem an. Die Geschichte, die sich seit Barrys Anruf entwickelt hatte, war gekennzeichnet von Verrat und Lügen, und der Umstand, dass Angehörige seiner Organisation darin verstrickt waren …
Barry kam mit einem Glas Wasser ins Zimmer. Rebecca nahm es ihm dankbar ab und trank es in einem Zug zur Hälfte aus.
Barry warf David einen Blick zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Rebecca. „Er hat’s dir gesagt, hm?“
Das Mädchen nickte. „Wissen Jill und Chris schon Bescheid?“
„Noch nicht. Drum hab ich euch ja angerufen“, antwortete Barry. „Bringt nichts, die Sache zweimal durchzukauen. Wir sollten auf sie warten, bevor wir zu den Einzelheiten übergehen.“
„Einverstanden“, sagte David. Er fand im Allgemeinen, dass erste Eindrücke die verlässlichsten waren, und da sie zusammenarbeiten würden, wollte er ein Gespür für die Wesensart des Mädchens entwickeln.
Sie setzten sich, und Barry berichtete Rebecca, wie er und David sich während ihrer S.T.A.R.S.-Ausbildung kennengelernt hatten. Damals waren sie beide noch sehr viel jünger gewesen. Barrys Geschichte war interessant, auch wenn sie nur dazu diente, die Zeit totzuschlagen. David hörte nur mit halbem Ohr zu, als Barry eine Anekdote über ihre Abschlussnacht zum Besten gab, in der ein reichlich humorloser Ausbildungssergeant und einige Gummischlangen die Hauptrollen spielten. Die junge Frau entspannte sich zusehends, mehr noch, die Geschichte über den kindischen Streich schien ihr zu gefallen.
Vor siebzehn Jahren … Da hat sie gerade mal ihren ersten Geburtstag gefeiert.
Nichtsdestotrotz, sie hatte die Fragen, die ihr auf der Zunge brannten, auf Barrys Verlangen hin zurückgestellt. Und das obwohl sie beunruhigt sein musste wegen dem, was er, David, ihr knapp mitgeteilt hatte. Die Fähigkeit, das eigene Wünschen so schnell zurückzustellen, war eine bemerkenswerte Eigenschaft, eine, die er selbst sich nie so ganz hatte aneignen können.
Er hatte nicht mehr an sehr viele andere Dinge denken können, seit ihn der Ruf ereilt hatte, sich S.T.A.R.S. anzuschließen. Davids Ergebenheit der Organisation gegenüber hatte den bitteren Beigeschmack offenkundigen Verrats nur noch schwerer erträglich gemacht. S.T.A.R.S. war seit fast zwanzig Jahren Davids Leben und hatte ihm alles gegeben, was er als Heranwachsender vermisst hatte – Selbstwertgefühl, Integrität, das Gefühl, zu etwas nütze zu sein …
Und auf einmal wird das Leben hingebungsvoller Männer und Frauen, mein Leben und Lebenswerk, einfach beiseite gestoßen, als hätte es nie etwas bedeutet. Wie viel hat das gekostet? Wie viel musste Umbrella hinblättern, um S.T.A.R.S.-Männern und -Frauen das Ehrgefühl abzukaufen?
David schüttelte den Zorn ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf Rebecca. Wenn alles, was er erfahren hatte, stimmte, dann war die Zeit knapp und die noch zur Verfügung stehenden Mittel extrem beschränkt. Und seine eigene Motivation war im Moment nicht halb so wichtig wie die ihre.
Die Art und Weise, wie sie sich gab, verriet ihm, dass Rebecca Chambers kein schüchterner oder gar unterwürfiger Typ Mensch war. Zudem war sie unübersehbar klug – die Intelligenz blitzte regelrecht aus ihren Augen. Und soweit er es von Barry wusste, hatte sie sich während der Operation in der Spencer-Einrichtung höchst professionell verhalten. Ihre Akte ließ darauf schließen, dass sie mehr als nur qualifiziert war, um mit einem künstlichen Virus zu arbeiten, vorausgesetzt, sie war tatsächlich so gut, wie die Berichte es behaupteten.
Und vorausgesetzt, sie hat überhaupt Interesse daran, ihr Leben weiterhin aufs Spiel zu setzen.
Das war der springende Punkt. Sie war noch nicht sehr lange bei S.T.A.R.S., und mit dem Wissen, dass die Organisation ihre Leute verkauft hatte, würde Rebecca sich nicht gerade begeistert auf die vor ihnen liegende Aufgabe stürzen. Ebenso gut konnte es sie dazu verleiten, aus der Sache auszusteigen. Vielleicht wäre das sogar für sie alle die klügste Entscheidung gewesen …
Es klopfte an die Tür. Vermutlich die noch fehlenden Alphas.
Davids Hand tastete zum Griff seiner Neunmillimeter, während Barry sich zur Tür begab. Als er mit den beiden Mitgliedern des S.T.A.R.S.-Teams zurückkehrte, entspannte sich David und stand auf, um sich von Barry vorstellen zu lassen.
„Jill Valentine, Chris Redfield – das ist Captain David Trapp, militärischer Stratege der S.T.A.R.S.-Division
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