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Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen

Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen

Titel: Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. D Perry
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Zählen etwas mit der Summe der Zeilen zu tun – oder mit etwas ganz anderem?
    Ihre Gedanken bearbeiteten das Rätsel unermüdlich, nagten an den Worten wie ein Hund an einem Knochen. Was hatte es zu bedeuten? Hingen die Zeilen mit einer einzigen Sache zusammen, oder stand jede für einen separaten Aspekt eines größeren Rätsels? Hatte Ammon die Nachricht geschickt? Aber wenn er für Umbrella arbeitete, warum hatte er das dann getan?
    Karen drückte die letzte Patrone ins letzte Magazin, griff nach einer wasserdichten Tasche und konzentrierte sich wieder auf ihr momentanes Tun. Sie wusste, dass ihre Gedanken zu dem merkwürdigen kleinen Vers zurückkehren würden, sobald sie die ihr zugewiesene Aufgabe erledigt hatte. So funktionierte ihr Denkapparat nun einmal – sie konnte sich nicht entspannen, wenn sie sich mit einer Unklarheit konfrontiert sah. Es gab immer eine Antwort, immer, und sie zu finden, war lediglich eine Frage der Konzentration; man musste nur die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge tun.
    Die Halbautomatik-Waffen waren gereinigt und bereit, lagen ordentlich aufgereiht neben der überprüften Funkausrüstung auf dem Boden des Caravans. Außer den Berettas, die zur S.T.A.R.S.-Standardausrüstung zählten, würden sie keine Waffen mitnehmen. David bestand darauf, mit leichtem Gepäck zu reisen. Karen stimmte dem zwar zu, bedauerte aber trotzdem, dass sie die Sturmgewehre, die mit Nachtsichtzielfernrohren ausgestattet waren, nicht mitnahmen. Nachdem sie während der Fahrt noch weitere Einzelheiten über diese zombiehaften Kreaturen gehört hatte, war sie nicht sicher, wie wohl sie sich mit nur einer Handfeuerwaffe und einer Halogen-Taschenlampe als Ausrüstung fühlen würde.
    Gib’s ruhig zu. Du machst dir Sorgen wegen dieser Sache, und das tust du, seit David zum ersten Mal davon gesprochen hat. Die Fakten sind chaotisch, die Teile passen nicht zueinander, wie sie es eigentlich sollten.
    Es war pure Ironie, dass die Gründe, die sie dazu antrieben, dieses Geheimnis zu lösen, identisch mit denen waren, die ihr soviel Unbehagen bereiteten: Trent … die scheinbare Fusion von S.T.A.R.S. mit Umbrella … die Möglichkeit eines Biohazard-Zwischenfalls in ihrem Heimatstaat … Wer alles war bestochen worden? Was war in Caliban Cove passiert? Was würden sie hier aufdecken? Was bedeutete das Gedicht?
    Zu wenig Fakten. Noch jedenfalls.
    Karen war immer stolz auf ihren Mangel an Fantasie gewesen, auf ihre Fähigkeit, die Wahrheit aufgrund empirischer Beweise herauszufinden, statt sich auf wüste, nicht fundierte Intuition zu stützen. Auf ihrem Gebiet war das der Schlüssel zum Erfolg, und obwohl sie sich bewusst war, dass sie bisweilen allzu nüchtern – mitunter sogar kalt – wirkte, akzeptierte sie sich doch völlig und genoss die Art von innerer Ruhe, die sie aus der Kenntnis sämtlicher Fakten zog. Ob es um die Untersuchung von Blutspuren ging oder die Bestimmung des Eintrittswinkels einer Kugel bei einer Schussverletzung – Karen gewann durch das Lösen von Rätseln eine tiefe Befriedigung. Nicht nur das Warum interessierte sie, mindestens ebenso auch das Wie . Die unbeantworteten Fragen über Caliban Cove waren ein Affront gegen ihre Denkweise. Sie gingen ihr gegen den Strich, störten ihren Realitätssinn – und sie wusste, dass sie keine Ruhe finden würde, bis alle Fragen eine Antwort gefunden hatten.
    Mit den Waffen war sie fertig. Sie sollte jetzt noch einmal die Einsatzgürtel überprüfen – sie hatte an jedem Gürtel sämtliche Laschen und Taschen bereits zweimal geprüft – und sicherstellen, dass alles an Ort und Stelle und einsatzbereit war. Anschließend würde sie David fragen, ob sie noch etwas tun konnte …
    Karen zögerte. Sie spürte warmen Schweiß ihren Rücken hinabrinnen. Durch die offene Hecktür war niemand zu sehen. Mit einem plötzlichen Anflug von etwas wie Schuldgefühl fasste sie in ihre Westentasche und zog ihr Geheimnis hervor. Das vertraute Gewicht in der Hand vermittelte ihr ein angenehmes Gefühl.
    Mein Gott, wenn die Jungs das wüssten. Damit würden sie mich bis ans Ende aller Tage aufziehen.
    Ihr Vater hatte es ihr gegeben, ein Überbleibsel seines Einsatzes im zweiten Weltkrieg und eines der wenigen Dinge, die Karen als Andenken an ihn besaß – eine altertümliche Splittergranate, Ananas genannt, wegen der kreuzschraffierten Ummantelung. Diese Granate bei sich zu tragen, war eine ihrer wenigen nicht von ihrem Praxissinn bestimmten

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