Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Bootshaus zu. Karen erreichte die Tür als Erste und drückte sie auf. Es fiel kein Licht heraus, und es schlug kein Alarm an. Steve und Rebecca drängten hinter Karen hinein, dann John. Hinter ihm stolperte David in die Dunkelheit und drückte die Holztür mit einer seiner nassen, kalten Schultern zu.
„Bleibt stehen, wo ihr seid“, sagte er leise und tastete nach der Halogenleuchte an seinem Gürtel. Bis auf die schnappenden Atemzüge seines Teams war der Raum still – doch in der Luft lag ein entsetzlicher Geruch, der Gestank von etwas, das seit langem tot war …
Der dünne Lichtstrahl schnitt durch die Schwärze und enthüllte einen weitläufigen und weitestgehend leeren, fensterlosen Raum. Seile und Schwimmwesten hingen an hölzernen Haken. An einer Wand zog sich eine Werkbank entlang, ein paar Sägeböcke, vollgestopfte Regale und –
Mein Gott!
Das Licht blieb an der anderen Tür hängen, direkt jener gegenüber, durch die sie eingetreten waren. Der schmale Strahl tanzte über die Quelle des Geruchs, beleuchtete blanke Knochen und einen zerlumpten, ölfleckigen Laborkittel. Ausgetrocknete Muskelstränge hingen wie Strähnen von einem grinsenden Gesicht.
Eine Leiche war an die Tür genagelt worden, eine Hand wie zu einem Willkommensgruß befestigt. So, wie der Mann aussah, war er schon seit Wochen tot.
Steve spürte, wie ihm sein Magen in die Kehle hochsteigen wollte. Er schluckte und schaute weg, doch der groteske Anblick hatte sich bereits in sein Hirn eingebrannt – das augenlose Gesicht, das sich abschälende Gewebe, die gespreizten, sorgfältig festgenagelten Finger …
Um Himmelswillen, was für eine Art Scherz soll das sein? Steve war schwindelig und immer noch außer Atem von der albtraumhaften Flucht aus der Bucht, dem Klettern über die nassen Felsen und dem Entsetzen, das dieses Umbrella-Seeungeheuer in ihm ausgelöst hatte. Der in der Luft schwebende saure Geruch von Verwesung machte es nicht erträglicher.
Sekundenlang sagte niemand etwas. Dann schirmte David den Lichtstrahl mit einer Hand ab und sagte mit leiser, aber erstaunlich gefasster Stimme: „Überprüft eure Gürtel und werft eure Magazine weg. Bestandsaufnahme – erst Verletzungen, dann Ausrüstung. Kommt alle wieder zu Atem. John?“
Johns ernste Stimme polterte zu Steves Linken durchs Dunkel, untermalt von den Geräuschen tastender Bewegungen. Karen und Rebecca befanden sich rechts von ihm, David immer noch an der Tür.
„Ich bin voller Fischschleim, aber ansonsten okay. Hab meine Waffe, aber meine Lampe ist weg. Die Funkgeräte auch.“
„Rebecca?“
Sie antwortete schnell, wenn auch mit zittriger Stimme: „Ich bin okay – meine Waffe ist hier, die Taschenlampe, das Medi-Pack auch … Und ich habe die Munition.“
Steve checkte unterdessen seine eigene Ausrüstung, nahm die Beretta aus dem Holster und warf das nasse Magazin aus, ließ es in eine Tasche rutschen. Dort wo seine Lampe hätte sein sollen, wies der Gürtel eine leere Stelle auf.
„Steve?“
„Ja, unverletzt. Waffe vorhanden, aber keine Lampe.“
„Karen?“
„Dasselbe.“
David bewegte die Finger über dem gedämpften Lichtstrahl und entließ einen matten Schimmer in den Raum. „Keiner verletzt, und wir sind noch bewaffnet – die Dinge könnten sehr viel schlechter stehen. Rebecca, verteile bitte die Magazine. Der Zaun kann nicht weiter als fünfzig Meter von hier entfernt sein, und es gibt genügend Bäume als Deckung, vorausgesetzt, dass uns noch niemand gesehen hat. Der Einsatz ist abgeblasen, wir verschwinden von hier.“
Steve nahm drei aufmunitionierte Magazine von Rebecca entgegen und nickte dankend. Eines rammte er in seine Beretta und lud automatisch eine Patrone in den Lauf.
Klasse, prima, nur raus hier. Dieses irrsinnige Ding hat uns fast aufgefressen, und jetzt winkt uns Mr Tod so lässig zu, als sei er als Willkommensgruß hingehängt worden …
Steve bekam es nicht so schnell mit der Angst, aber er erkannte eine üble Lage, wenn er damit konfrontiert wurde. Er verehrte S.T.A.R.S. zutiefst, hatte an dem Einsatz teilnehmen wollen, um mitzuhelfen, die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken – aber jetzt, da sie kein Boot mehr hatten und ihr ursprünglicher Plan den Bach runter gegangen war, hatte es keine Eile mehr, Umbrella festzunageln.
David trat dichter an die verweste Gestalt heran. Ein angeekelter Ausdruck verzerrte seine Züge im schwachen Licht. „Karen, Rebecca, seht euch das mal an. John, nimm Rebeccas Lampe und
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