Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
…
Noch in dem Augenblick, den er brauchte, um diese Fakten zu verarbeiten, schrie David bereits: „Tauch! Tauch ab!“
Die Zeit vollführte einen Sprung, und das Ungeheuer fiel vornüber. Sein langer, dicker Schlangenleib ließ das Schlauchboot noch winziger wirken, sein Schatten legte sich über den verzweifelten Schwimmer. David erhaschte einen Blick auf hervorquellende, rollende Augen, jedes von der Größe eines Wasserballs –
– und dann krachte das Ungeheuer herab, jagte Wasserfontänen wie nach einer Explosion hoch in die Luft, ließ die Sterne in Wolken sprühender Gischt vergehen. Bevor David Luft holen konnte, traf ihn eine gigantische Welle und stieß ihn brutal nach hinten in und durch die blubbernde Finsternis.
Mit hastigen Bewegungen und dem Gefühl, der Geschwindigkeit hilflos ausgeliefert zu sein, kämpfte er gegen die Gewalt an, die an seinen Gliedern zerrte, mühte sich, Luft zu finden in den dahinbrausenden Fluten. Wild um sich strampelnd, stieg David durch die flüssigen Schleier empor, spürte, wie ihm kalte Luft ins Gesicht schlug – und warme, menschliche Hände an seinen Schultern rissen. Krampfhaft atmete er ein, als seine Stiefel über Fels schrammten und hinter ihm Karens ausgelaugte Stimme sagte: „Hab ihn …“
Mit den Füßen über schlüpfrigen Stein schleifend, ließ David sich nach hinten ziehen, bis er sein Gleichgewicht fand und sich umdrehen konnte. Tropfende Gestalten griffen nach ihm, Steve und Rebecca …
Grundgütiger Himmel, John!
„Ich bin okay“, keuchte David und stolperte nach vorne. Seine tauben Knie stießen gegen größere Felsen, auf die ihm sein getrübter Blick die Sicht verweigerte. „John – kann ihn jemand sehen?“
Niemand antwortete. David blinzelte Salz aus seinen Augen und drehte sich um, so dass er in die plätschernde Finsternis hinausschauen konnte. Um ihre Füße klatschten die sich allmählich beruhigenden Wellen.
„John!“, rief er so laut, wie er es nur wagen konnte, suchte und sah doch rein gar nichts. Sein Herz war so kalt wie sein Körper, so schwer wie das vollgesogene Gewicht seiner Kevlar-Weste.
Tragen keine Rettungsjacken, damit hätten wir ihn längst gesehen …
Er rief abermals, mit bereits schwindender Hoffnung. „John!“
Eine würgende, erstickte Stimme erklang bei den Felsen rechts von ihnen. „Was …?“
David sackte förmlich zusammen vor Erleichterung und atmete tief durch, als Johns tropfnasse Gestalt aus den Schatten wankte. Steve sprang vor, packte den größeren Mann beim Arm und half ihm, sich gegen die Felsen zu lehnen.
„Bin getaucht“, krächzte John.
David drehte sich um und schaute über den kiesigen, von Felsbrocken übersäten Strand hinweg, tiefer hinein in die Dunkelheit, die über dem Gelände lag. Sie befanden sich am Fuß eines kurzen, steilen Abhangs – und wie auf dem Präsentierteller.
Der Schock, den der monströse Fisch – wenn man dieses Ding denn so nennen konnte – ausgelöst hatte, war im Lichte dieser Erkenntnis mit einem Mal bedeutungslos. Sie schwammen schließlich nicht mehr im Wasser.
Haben sie uns gehört? Gesehen? Jetzt schaffen wir es nicht mehr in die Höhlen, können aber auch nicht hier bleiben …
„Das Bootshaus“, schnaufte er und wandte sich nach Süden, „schnell!“
Das Team stolperte an ihm vorbei, Karen an der Spitze, die anderen dicht dahinter. Niemand schien ernstlich verletzt, was schon an ein Wunder grenzte. David trabte John hinterdrein und überschlug die Lage, während ihn seine schmerzenden Beine durch das steinige Dunkel trugen.
Deckung finden, die Tür verbarrikadieren, neu formieren, dann zum Zaun!
Vor ihnen stieg der Boden steil an, ein Stück weiter kam der Pier in Sicht. Während sie über Felsen kletterten, hörte David das gedämpfte Klappern von Metall und sah, wie Rebecca die schwarze, triefende Munitionstasche an ihre Brust drückte. Er spürte den Hauch neuer Hoffnung – wenn sie es nur erst einmal bis ins Bootshaus schafften oder irgendwohin, wo sie sicher waren …
Das Gebäude lag rechts vor ihnen, still und dunkel. Eine geschlossene Tür wies zum hölzernen Dock. Unmöglich festzustellen, ob es leer war, und obwohl es sich kaum zehn Meter entfernt befand, war der Weg dorthin doch offen und eben; eine Fläche aus verwitterten Planken, auf denen nicht einmal ein Kieselstein lag, der sie vor Entdeckung geschützt hätte.
Uns bleibt keine Wahl.
„Duckt euch“, flüsterte David, und dann bewegten sie sich gebückt auf das
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