Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
zuerst.
Sie bewegten sich auf die grinsende Leiche zu. Steve zuckte bei jedem Knarren, das sie verursachten, zusammen, atmete durch den Mund, damit er den Gestank nicht in voller Konzentration abbekam …
… und genau in dem Moment, als Karen die Tür aufdrückte, wurde die Stille von ratternden Schüssen zerrissen.
Sie kamen von vorne, von schräg links – aus der Richtung, in die ihre Flucht hatte führen sollen …
ACHT
Karen sprang zurück, als Kugeln in die Tür einschlugen und Brocken verfaulten Fleisches von Ammons totem Körper wegspritzten. Die Leiche tanzte und winkte ruckartig in rhythmischer, makabrer Bewegung.
David packte den Kittel des Toten und zog daran, doch die Tür wurde von den Einschlägen der knatternden Schüsse offen gehalten – und wer auch immer schoss, er oder sie kamen dabei näher. Das Krachen der Schüsse wurde lauter, die Fleisch- und Holzfetzen trafen David mit zunehmender Wucht. Sie saßen in der Falle, beide Ausgänge waren blockiert.
Rebecca hielt ihre Beretta in der zitternden Hand und wartete auf ein Zeichen von David. Er deutete nach Nordwesten, tiefer hinein in das Gelände, und schrie, um sich über das heulende, spuckende Automatikfeuer hinweg Gehör zu verschaffen.
„Rebecca, zur anderen Tür! John, Karen – ins nächste Gebäude und sichern! Steve, wir geben Deckung! Los!“
Wie ein Mann sprangen Steve und David hinaus und eröffneten das Feuer. John und Karen stürmten in vollem Lauf ins Freie. Sie wurden umgehend von den Schatten aufgesogen. Rebecca kreiselte herum und richtete ihre Waffe auf die Hintertür. Das Herz schlug ihr im Halse. Die Wände erbebten und wackelten.
„Verreckt doch endlich! Herrgott, warum krepieren die nicht?“, schrie Steve hinter ihr. In seiner Stimme schwangen Unglaube und Entsetzen mit. Seine Worte ließen ihr das Blut gefrieren.
Zombies?
Ohne den Blick von dem Rechteck aus dunklem Holz zu lösen, rief Rebecca so laut sie konnte, mit sich überschlagender Stimme über das harte Knattern der Automatikschüsse hinweg: „Kopfschüsse! Zielt auf die Köpfe!“
Sie konnte unmöglich feststellen, ob die beiden sie gehört hatten – das Gewehrfeuer hämmerte weiter, die Schützen kamen näher. Rebeccas Gedanken jagten sich. Sie versuchte zu begreifen, was hier vorging, Bilder der T-Virus-Opfer blitzten ihr durch den Sinn. Sie waren geistlos, langsam, nichtmenschlich – und aufgrund eines Unfalls entstanden, nicht durch Absicht …
„Rebecca, komm!“
Nach wie vor waren die Schüsse zu hören, doch das Bootshaus erzitterte nicht mehr unter den Einschlägen. Rebecca warf einen Blick hinter sich, sah Steve immer noch auf etwas schießen, und David, der ihr das Zeichen zum Aufbruch gab.
Sie huschte auf die offene Tür zu und erhaschte einen übelkeitserregend deutlichen Blick auf die von Kugeln durchsiebte Leiche, die noch immer dahing. Der Kopf war eingefallen wie ein verfaulter Kürbis, die Zähne zersplittert. Hinter dem Schädel klebten Spritzer von Körpergewebe. Die winkende Hand war nicht mehr mit dem verwesenden Arm verbunden, Elle und Speiche waren weggeschossen. Die Hand baumelte da wie eine obszöne Dekoration, winkend …
Steve schoss noch einmal, und das Rattern der Automatik erstarb. Mit schreckensweitem Blick hob er die Waffe und öffnete den Mund, um etwas zu sagen –
– als die hintere Tür krachend aufgestoßen wurde und Kugeln in einem Ausbruch orangeroten Feuers durch die Schwärze sirrten. David stieß Rebecca unsanft durch die Vordertür, und sie begann zu rennen. Hinter ihr grollte das Donnern von Neunmillimetergeschossen in Erwiderung des gegnerischen Feuers.
Zum Gebäude – in Deckung …
Sie sprintete durch die Schatten. Ihre nassen Schuhe hämmerten dumpf über festgetretenen, steinigen Erdboden. Ihr suchender Blick fand in der Dunkelheit die Konturen eines großen Betonklotzes und die von spindeldürren Bäumen, die den Bau umgaben.
„Hierher!“
Sie lenkte ihre Schritte in Richtung des Rufes, sah Johns muskulöse Gestalt silhouettenhaft an der Gebäudeecke im fahlen Sternenlicht stehen. Im Näherkommen machte sie die offene Tür aus; Karen stand im Rahmen, die Waffe auf das Bootshaus gerichtet. Noch immer heulten Kugeln durch die Nacht.
„Rein mit dir!“, rief Karen. Sie trat beiseite, und Rebecca rannte, ohne langsamer zu werden, an ihr vorbei, bis sie drinnen war. In dem stockdunklen Raum stieß sie gegen einen Tisch und prellte sich an der Kante schmerzhaft die Hüfte.
Im Umdrehen
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