Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
gegeben, als er sie in die Cafeteria trieb, wo Leon auf die Kartenspieler aufpasste – vor allem auf zwei ziemlich große Männer, die aussahen, als litten sie unter Machismo, und auf einen mageren, nervösen Kerl mit tief liegenden Augen, der sich unaufhörlich seine Lippen leckte. Es war wie eine zwanghafte Angewohnheit – alle paar Sekunden schoss seine Zunge hervor, flatterte zwischen seinen Lippen und verschwand dann wieder. Unheimlich.
Aber es hatte keine Probleme gegeben. Vierzehn Männer und keiner war offenbar gewillt, den Helden zu spielen, nachdem John ihnen mit kühler Logik beigekommen war. Er hatte es kurz und einfach gehalten: ‚Wir sind hier, um etwas zu suchen, wir haben nicht vor, jemanden zu verletzen, wir wollen nur, dass Sie uns aus dem Weg bleiben, während wir uns zurückziehen. Machen Sie keine Dummheiten, und Sie werden nicht erschossen.‘
Entweder die Vernunft oder die M-16 hatte bewirkt, die Männer davon zu überzeugen, dass es am Besten war, nicht darüber zu streiten.
John stand an der Tür, die auf den großen Korridor hinausführte, und beobachtete die unglücklich dreinschauende Gruppe, die in der Mitte des großen Raumes um einen langen Tisch herum saß. Ein paar wirkten ärgerlich, ein paar verängstigt, die meisten einfach nur müde. Niemand sprach, was John nur recht war. Er wollte sich keine Sorgen darüber machen müssen, dass jemand versuchte, einen Aufstand anzuzetteln.
Trotz seiner Zuversicht, dass alles unter Kontrolle war, machte es ihn doch froh, als er das leichte Klopfen an der Tür hörte. Leon war vielleicht fünf Minuten weg gewesen, aber es kam ihm viel länger vor. Er kehrte mit einer langen Kette und ein paar Drahtkleiderbügeln zurück.
„Schwierigkeiten?“, fragte Leon leise, und John schüttelte den Kopf, ohne die schweigende Gruppe aus den Augen zu lassen.
„Waren alle brav“, sagte er. „Wo hast du die Kette gefunden?“
„Ein Werkzeugkasten – in einem der Räume.“
John nickte, dann hob er seine Stimme und sagte in ruhigem Ton: „Okay, Herrschaften, wir machen gleich den Abflug. Wir danken Ihnen für Ihre Geduld … “
Leon stieß ihn an. „Frag, ob Reston hier ist“, flüsterte er.
John seufzte. „Du meinst, sie würden es uns sagen, wenn er da wäre?“
Der jüngere Mann hob die Schultern. „Es ist einen Versuch wert, oder nicht?“
Sind schon seltsamere Sachen passiert …
John räusperte sich und richtete das Wort wieder an die Gruppe: „Ist ein Mann namens Reston hier? Wir haben nur eine Frage an ihn, wir werden ihm nichts tun.“
Die Männer starrten sie an, und John fragte sich, nur eine Sekunde lang, ob sie wussten, was sie hier taten – ob sie wussten, was Umbrella tat. Sie sahen nicht wie Schwerverbrecher aus, sondern wie ein Haufen ehrlicher Malocher. Wie Männer, die tagsüber hart arbeiteten und abends gerne ein paar Bierchen zischten. Wie … wie Männer eben.
Und wie würden Schwerverbrecher aussehen? Diese Leute sind Teil des Problems, sie arbeiten für den Feind. Sie werden uns nicht helfen …
„Blue ist nicht da.“ Ein großer, bärtiger Mann in T-Shirt und Boxershorts antwortete, einer von denen, die John besonders im Auge behalten hatte. Seine Stimme war schroff und gereizt, sein Gesicht noch vom Schlaf verquollen.
Überrascht tauschte John einen Blick mit Leon und stellte fest, dass der Rekrut ebenso verblüfft wirkte. „Blue?“, fragte John. „Ist das Reston?“
Ein Mann mit längerem Haar und ölverschmierten Händen, der am Ende des Tisches saß, nickte. „Ja. Und für Sie heißt er Mister Blue.“
Der Sarkasmus saß. Innerhalb der Gruppe wurden ein paar düstere Blicke getauscht – und ein paar kicherten.
Reston ist eine der Schlüsselfiguren, hat Trent gesagt. Und so ziemlich jeder hasst seinen Boss … Aber so sehr, dass sie gegenüber Terroristen schlecht über ihn redeten?
Reston musste wirklich unbeliebt sein.
„Arbeitet sonst noch jemand hier, der sich nicht in diesem Raum befindet?“, fragte Leon. „Wir möchten nicht überrascht werden … “
Die Andeutung war offenkundig, aber ebenso offenkundig war, dass sie aus den hier versammelten Angestellten nichts mehr herausbekommen würden. Sie mochten Reston hassen, aber anhand der verschränkten Arme und der finsteren Mienen erkannte John, dass sie über keinen der ihren reden würden. Wenn sich überhaupt noch sonst jemand in der Anlage befand, was er bezweifelte. Trent hatte gesagt, es sei eine kleine Besetzung …
… was
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