Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
gewesen wäre …
Schritte. Auf dem Gang draußen vor dem Büro.
Sherry stand auf und rannte zu der offenen Tür, die zurück in den Raum mit den Rüstungen führte. Sie hoffte, dass es sich um Claire handelte, und war bereit, loszurennen und in Deckung zu gehen, falls dem nicht so wäre. Sie duckte sich hinter dem Türrahmen, hielt den Atem an, starrte den ausgestopften Tiger auf dem Gang an und betete im Stillen.
Die äußere Tür wurde geöffnet und geschlossen. Gedämpfte Schritte auf dem Teppich, die sich langsam voranbewegten. Sherry spannte sich, um loszulaufen, und bemühte sich gleichzeitig, genug Mut aufzubringen, um einen Blick zu wagen –
„Sherry?“
Claire!
„Ich bin hier!“
Sie rannte zurück in das Büro, und da war Claire, ihr ganzes Gesicht hellte sich in einem strahlenden Lächeln auf. Sherry flog in ihre ausgebreiteten Arme, war so glücklich, sie zu sehen, dass sie weinen wollte.
„Ich hab dich gesucht“, sagte Claire und hielt sie ganz fest. „Lauf mir nicht noch mal so davon, okay?“
Claire kniete vor ihr, immer noch lächelnd – doch Sherry erkannte die Sorge hinter dem Lächeln und in ihren ruhigen grauen Augen.
„Tut mir leid“, sagte Sherry. „Ich musste, sonst wäre das Monster gekommen.“
„Wie sieht es denn aus?“, fragte Claire mit schwindendem Lächeln. „Sieht es – irgendwie rot aus, mit Krallen?“
Sherry schluckte hart. „Die Inside-Out-Wesen! Du hast eines gesehen, stimmt’s?“
Unfassbar – Claire grinste und schüttelte den Kopf. „Ja, das ist genau das, was ich gesehen habe, ein Inside-Out-Wesen … das ist eine gute Bezeichnung.“
Sie schaute Sherry ernster an und runzelte die Stirn. „,Eines‘? Es gibt noch mehr davon?“
Sherry nickte. „Ja, aber sie sind nichts im Vergleich zu dem Monster. Ich hab es nur einmal gesehen, von hinten, aber es ist ein Mann, ein Riese – “
Claire wirkte alarmiert. „Glatzköpfig? Und trägt er einen langen Mantel?“
„Nein, er hatte Haare, braune Haare. Und einer seiner Arme war ganz … na, vermurkst irgendwie, viel länger als der andere.“
Claire seufzte. „Toll. Klingt so, als hätte Raccoon für jeden etwas zu bieten … “
Sie streckte die Hand aus, nahm die von Sherry und drückte sie. „Ein Grund mehr, dass du bei mir bleiben solltest. Du hast bisher sehr gut auf dich selbst aufgepasst, und du warst sehr tapfer – aber bis wir deine Eltern finden, hab ich das Gefühl, dass es einstweilen meine Aufgabe ist, auf dich aufzupassen. Und wenn das Monster kommt, dann – dann tret ich ihm in den Arsch , okay?“
Sherry lachte, ganz überrascht. Es gefiel ihr, dass Claire nicht von oben herab mit ihr redete. Sie nickte, und Claire drückte ihre Hand noch einmal.
„Gut. Wir haben also Zombies, Inside-Out-Wesen und ein Monster. Und einen großen glatzköpfigen Kerl … Sherry, weißt du, was in Raccoon passiert ist? Wie das alles angefangen hat? Gibt’s irgendwas, das du mir sagen könntest, ganz gleich was? Es könnte wichtig sein.“
Sherry dachte nach, die Stirn in Falten gelegt. „Na ja, da gab’s ein paar Morde im vergangenen Mai oder Juni, glaub ich – zehn Menschen oder so wurden umgebracht. Und dann hörte es auf, aber vor etwa einer Woche wurde wieder jemand angegriffen.“
Claire nickte aufmunternd. „Okay. Wurden noch weitere Menschen angegriffen, oder … was hat die Polizei unternommen?“
Sherry schüttelte den Kopf. Sie wünschte, sie wäre eine größere Hilfe gewesen. „Ich weiß nicht. Direkt bevor dieses Mädchen angegriffen wurde, rief meine Mutter ganz aufgeregt von der Arbeit aus an und sagte mir, dass ich das Haus nicht verlassen könne. Mrs. Willis – das ist unsere Nachbarin – kam rüber und kochte mir Abendessen, und so hörte ich von diesem Mädchen. Mom rief am nächsten Tag wieder an und sagte mir, dass sie und Dad in der Firma festsäßen und eine Zeit lang nicht heimkommen würden – und dann, vor drei Tagen oder so, rief sie wieder an und sagte mir, dass ich hierherkommen solle. Ich ging, um zu fragen, ob Mrs. Willis mit mir kommen wollte, aber ihr Haus war dunkel und leer. Ich schätze, da war die Sache schon ziemlich schlimm.“
Claire sah sie aufmerksam an. „Du warst die ganze Zeit über allein? Schon bevor du aufs Revier gekommen bist?“
Sherry nickte. „Ja, aber ich bin oft allein. Meine Eltern sind beide Wissenschaftler. Ihre Arbeit ist wichtig, und manchmal können sie nicht mittendrin aufhören. Und meine Mutter sagt immer, dass ich
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