Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
nur hatte passieren können. Und später, viel später, kam Alexia in mein Zimmer und küsste mich auf die Wange, ihre Lippen warm und weich. Ihre seidigen Locken kitzelten mich am Hals …
Die Bildschirme lenkten seine Aufmerksamkeit von der süßen Erinnerung ab. Claire stand nun an derselben Stelle, wo auch Burnside schon gezögert hatte. Rechtschaffen verärgert über sich selbst, weil er nicht Acht gegeben hatte, suchte Alfred einen Moment lang nach dem jungen Ganoven, schaltete zwischen den Kameras hin und her und fand ihn schließlich auf den Stufen zur Empfangsvilla. Rasch überprüfte Alfred mittels der Kontrollfelder seiner Konsole, ob auch alle Türen der Villa unverschlossen waren. Er ging davon aus, dass sich der Junge sehr schnell in die Bredouille bringen würde …
… und er krähte vor Freude, als er sah, dass Claire ihm folgte, dass sie sich für denselben Weg entschied wie ihr junger Freund.
Wie viel köstlicher ihr Entsetzen doch sein wird, wenn sie um ihr Leben fleht und dabei in Mister Burnsides erkaltendem Blut kniet.
Wenn er die beiden angemessen begrüßen wollte, musste er sich jetzt auf den Weg machen. Alfred stand auf, öffnete die Wand wieder, und als er sie hinter sich schloss und in die große Halle hinaus trat, steigerte sich seine Erregung noch. Er hätte Alexia gern von seinen Plänen erzählt, bevor er ging, ein paar seiner Ideen mit ihr geteilt. Aber er fürchtete, dass die Zeit zu knapp wurde.
„Ich werde zusehen, mein Lieber“, sagte sie.
Erschrocken schaute Alfred nach oben, wo sie am Ende der Treppe stand, nicht weit entfernt von der lebensgroßen Kinderpuppe, die vom obersten Balkon hing, eines von Alexias Lieblingsspielzeugen. Er setzte an, sie zu fragen, woher sie Bescheid wusste, sah dann aber ein, was für eine dumme Frage dies wäre. Natürlich wusste sie es, denn sie wusste, was in seinem Herzen vorging – schließlich war es dasselbe Herz, das auch in ihrer schneeweißen Brust schlug.
„Geh jetzt, Alfred“, sagte sie und bezauberte ihn mit ihrem Lächeln. „Genieße es für uns beide.“
„Das werde ich, Schwester“, antwortete er, ihr Lächeln erwidernd und abermals dankbar dafür, der Bruder eines solch wundervollen Geschöpfes zu sein – und froh darüber, dass sie seine Bedürfnisse und Wünsche verstand.
Als Claire die Tür der Villa hinter sich schloss, empfand sie es wie eine bizarre Umkehr der Wirklichkeit. Eben noch die heruntergekommenen, kalten, mit Tod erfüllten, finsteren Gefängnishöfe, und nun das hier … Es war kaum zu fassen und doch typisch Umbrella, sodass ihr keine Wahl blieb, als es hinzunehmen.
Aber gottverdammt, ich meine, also ehrlich …
Die prächtige, herrlich gestaltete tiefer liegende Eingangshalle, die sich vor ihr erstreckte, wurde nur von ein paar schmutzigen Stiefelabdrücken verunziert, die über den Fliesenboden verliefen, sowie von ein paar Blutspritzern auf den empfindlichen, eierschalfarbenen Wänden. In der Decke gab es außerdem eine Anzahl großer Risse, und auf einer der dicken Ziersäulen, die die Westwand säumten, trocknete ein einzelner kastanienbrauner Handabdruck; vom unteren Rand des Handballens aus verliefen dünne rote Rinnsale zum Fuß der Säule.
Dann waren die Gefangenen also nicht die Einzigen, die einen beschissenen Nachmittag hatten. Das war hochnäsig und kleinkariert von ihr, das wusste sie, aber das Wissen, dass die höheren Tiere von Umbrella ebenfalls ihr Fett abbekommen hatten, ließ sie sich etwas besser fühlen.
Einen Moment lang blieb sie stehen, erleichtert darüber, der Kälte entronnen zu sein, und gelinde überrascht ob der verschiedenen Gesichter der Rockfort-Anlage.
Sie sah sich weiter um. Hinter einer der Säulen links von ihr befand sich eine blaue Tür, eine zweite Tür in der Nordwestecke des weitläufigen Raumes. Direkt vor ihr war ein polierter Empfangstresen aus Mahagoni, der an eine offene Treppenflucht grenzte, die an der rechten Wand zur Galerie im ersten Stock empor führte. Dort hing ein merkwürdig beschädigtes Porträt. Das Gesicht der dargestellten Person war aus irgendeinem Grund abgeschabt worden.
Claire trat in die Halle hinunter, bückte sich und fuhr mit dem Finger durch einen der schlammigen Fußabdrücke. Er war noch feucht. Weitere Tritte führten zu der Tür in der Ecke. Sie konnte nicht sicher sein, dass es sich um Steves Abdrücke handelte, aber die Wahrscheinlichkeit schien ihr doch ziemlich hoch. Er hatte eine Spur hinterlassen, die vom
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