Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
da nichts von alldem im Moment wahrscheinlich erschien, beschloss sie, sich mit einem guten, kernigen Nervenzusammenbruch zu begnügen, inklusive Kreischen und Hysterie von der Sorte, die sie mit den Fäusten auf den Boden trommeln ließ.
Die Vorstellung war verlockend, aber auch das musste warten. Claire seufzte innerlich. Alfred war nach oben gegangen. So hielt sie es für besser, einen Blick hinter jene Tür nahe der Brücke zu werfen, an der sie vorbeigekommen war, um nachzusehen, ob sie dort etwas für Rodrigo finden konnte.
Wenigstens wird es vermutlich nicht noch schlimmer werden , dachte sie düster und verspürte ein seltsames Déjà-vu-Gefühl, als sie die Eingangstür öffnete. Das Ganze erinnerte sie so sehr an Raccoon City … aber das war eine ernsthafte Katastrophe gewesen, nicht nur ein weltabgeschiedenes Desaster.
Ein Riesenunterschied, echt. Hölle, beides ist zum Kotzen.
Claire konnte unmöglich ahnen, dass die jetzige Lage verglichen mit dem, was noch vor ihr lag, nicht einmal ansatzweise als schlecht bezeichnet werden konnte.
FÜNF
Das angebliche Dock war eigentlich gar kein Dock, sehr zu Steves Enttäuschung, und es war auch kein Boot zu sehen. Er hatte eine lange Pier erwartet, mit Pollern und Möwen, dem ganzen Scheiß eben, und einem halben Dutzend Schiffen zur freien Auswahl, jedes davon mit vollen Vorratskammern und weichen Betten. Stattdessen fand er eine winzige, heruntergekommene Plattform, die sich über einem unangenehm grauen lagunenartigen Bereich befand, durch zerklüftete Felsen, die im Dunkeln kaum zu sehen waren, vor dem Meer geschützt. Am Rand der Plattform stand ein kanzelartiges Gebilde, an dem das Steuerrad eines Schiffes befestigt war, wahrscheinlich irgendein idiotisches „See-Denkmal“ oder so etwas. Außerdem gab es einen altersschwachen Tisch, auf dem sich irgendwelcher Müll türmte, und in einer Ecke lag eine alte, von Ratten zerfressene und schimmelige Schwimmweste, deren einst leuchtendes Orange zu einem fleckigen, dunklen Senfgelb geworden war. An dieser Pier würde niemals etwas Größeres als ein Kanu anlegen; kurzum, das Ding war für die Katz.
Na toll. Wie sind dann all die Leute von der Insel weggekommen? Geschwommen? Und wenn es einen Flugplatz gibt, wo zum Teufel liegt der dann?
Es war schon schlimm genug, dass er nun eine andere Fluchtmöglichkeit finden musste, aber er hatte ja auch Claire gesagt, dass sie ihn hier treffen solle. Er konnte nicht einfach abhauen, aber er wollte auch nicht herumstehen und warten.
Du kannst sie immer noch sitzen lassen.
Steves Miene verfinsterte sich. Verärgert trat er gegen ein verrostetes Maschinenteil undefinierbarer Herkunft. Vielleicht war sie ja ein bisschen naseweis, ein bisschen naiv … aber sie hatte seinen Hintern gerettet, keine Frage, und dass sie zurückgehen wollte, um einem verletzten Umbrella-Getreuen zu helfen, nur weil der sie freigelassen hatte, das war … nun, das war nett , ein sehr feiner Zug. Sie hier zu lassen, schien ihm einfach nicht richtig.
Unsicher, was er als Nächstes tun sollte, schlenderte Steve hinüber zu dem Steuerrad (gab es dafür nicht einen Begriff in der Seemannssprache, eines dieser Backbord-Steuerbord-Ahoi-Worte? – er hatte keinen Schimmer) und drehte es. Es überraschte ihn, wie leicht es sich bewegte, wenn man sich besah, in welch beschissenem Zustand der Rest des „Docks“ war …
… und mit einem tiefen, mechanischen Summen löste sich die Plattform unter ihm vom Rest und glitt hinaus über das Wasser, während vor ihm riesige Luftblasen die Wasseroberfläche durchbrachen.
Herr im Himmel! Steve hielt sich mit einer Hand am Steuer fest, mit der anderen richtete er eine der goldenen Luger-Pistolen auf die aufsteigenden Blasen. Wenn es sich um eine von Umbrellas Kreaturen handelte, würde sie gleich heißes Blei einatmen dürfen!
Und ein kleines U-Boot stieg wie ein dunkler, metallener Fisch aus dem Wasser, die Luke öffnete sich praktischerweise direkt vor Steves Füßen. Eine Leiter führte in das U-Boot hinab, das verlassen zu sein schien. Anders als die schäbige Umgebung wirkte das kleine Gefährt stabil und bestens in Schuss.
Steve starrte es verblüfft an. Was sollte dieser Scheiß nun wieder? Es kam ihm vor wie eine Vergnügungspark-Attraktion, so merkwürdig, dass er nicht wusste, was er davon halten sollte.
Ist es denn merkwürdiger als alles andere, womit ich mich heute schon herumschlagen musste?
Da war etwas Wahres dran. Die Karte, die er sich
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