Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
retten. Ich kann versuchen, durch den Stahlrollladen zu kommen oder durch eine der Wände … mit diesem Schraubenzieher und etwas Muskelschmalz kann ich den Ausbruch wahrscheinlich in etwa zehntausend Jahren schaffen. Ich kann mich umbringen. Oder ich kann durch Alfreds Spielplatztür gehen und nachsehen, was mich dort erwartet.
Es gab zwar noch eine Anzahl von Variationen, aber sie befand, dass sie die Alternativen damit so ziemlich auf den Punkt gebracht hatte … und nur eine davon machte Sinn.
Theoretisch machen sie alle keinen Sinn!, protestierte ein Teil von ihr. Ich sollte eigentlich in meinem Zimmer im Wohnheim sein, kalte Pizza essen und für eine Prüfung büffeln!
Einspruch zur Kenntnis genommen , dachte sie trocken, holte einen frischen Clip aus ihrer neuen Tasche und schob einen weiteren in den vorderen Teil ihres BH s, damit sie ihn im Bedarfsfall schnell zur Hand hatte. Es war an der Zeit, nachzusehen, was Alfred und seine Handlanger hier draußen getrieben hatten und herauszufinden, ob Umbrella endlich die Formel für den perfekten bio-organischen Krieger gefunden hatte.
Claire trat an die Tür, hielt inne und fragte sich, ob sie mit irgendeinem tiefsinnigen Gedanken über ihr Leben oder die Liebe in die Schlacht ziehen sollte, fragte sich, ob sie bereit war zu sterben … und beschloss, dass sie sich um all das später sorgen konnte. Und wenn es kein Später gab, musste sie sich überhaupt nicht mehr darum scheren, richtig?
„Junge, Junge, bin ich helle“, murmelte sie und drückte die Tür auf, bevor sie ihren Mut verlieren konnte.
SECHS
Alles war perfekt.
Die Kameras waren so eingestellt, dass er das Geschehen aus vier verschiedenen Blickwinkeln beobachten konnte, alles in Farbe. Die „Kampfarena“ war gut ausgeleuchtet, sein Stuhl bequem. Er bedauerte lediglich, dass er keine Zeit gefunden hatte, in ihre Privatresidenz zurückzukehren, um sich das Vergnügen mit Alexia an seiner Seite anzusehen – obwohl sich das auch als vorteilhaft herausgestellt hatte, als Lichtblick. Der Kontrollraum der Trainingseinrichtung verfügte über Kameras, die per Knopfdruck justiert werden konnten, um das bestmögliche Bild zu liefern.
Lächelnd sah Alfred zu, wie Claire an der Tür zögerte, freute sich darüber, wie sein Plan aufging. Wie erhofft hatte sie ihn verfolgt und war fast ohne Gegenwehr in die Falle gelaufen. Er hatte nicht erwartet, dass sie tatsächlich auf ihn schießen würde, aber rückblickend ließ sich darüber leicht hinwegsehen. Und im Grunde erhöhte es die Vorfreude auf ihren bevorstehenden Tod nur noch, dieser zusätzliche Aspekt persönlicher Rache.
Der OR 1, eine hoch entwickelte bio-organische Einheit, speziell für den Kampfeinsatz kreiert, war einer von Alfreds Lieblingen. Der An3-Sandwurm war beeindruckend, sicher, der standardmäßige Jäger 121 tödlich und schnell, aber die OR 1er waren etwas Besonderes – ihre menschliche Skelettstruktur schimmerte durch ihre Haut, vor allem im Gesicht und am Oberkörper, und das verlieh ihnen das Aussehen des klassischen Gevatter Tods. Ihre Knochenschädelgesichter grinsten zwischen Strängen echter und künstlicher Sehnen hervor, wie Abbilder eines modernen Sensenmanns. Sie waren nicht einfach nur gefährlich – ihr Aussehen allein weckte blankes Entsetzen auf tiefster Urinstinktebene.
Die Inselbewohner nannten sie Bandersnatches , ein unsinniges Wort aus irgendeinem Gedicht, das aber seltsam zutreffend war in Anbetracht ihres einzigartigen Designs und Zweckes. Auf Rockfort gab es dreißig von ihnen, die Hälfte davon im Stase-Zustand, aber Alfred hatte seit dem Angriff nur acht gezählt …
Oh!
Claire öffnete die Tür.
Frohlockend richtete Alfred seine Aufmerksamkeit ganz auf das Mädchen, seine linke Hand auf der Kamerasteuerung, während seine rechte über den Absperr-Funktionen für die Lagerbereiche schwebte.
Claire betrat den Balkon der großen, offenen zweistöckigen Bucht, die Waffe in der Hand, und versuchte alles zugleich im Auge zu behalten. Alfred zoomte ihr Gesicht näher heran, weil er ihre Angst in vollen Zügen auskosten wollte. Doch ihre Ausdruckslosigkeit enttäuschte ihn. Als sie zu der Ansicht kam, nicht in unmittelbarer Gefahr zu sein, schien sie nur mehr wachsam, sonst nichts.
Aber wenn ich diesen Knopf drücke …
Alfred kicherte, unfähig, seine Erregung zu bezähmen. Leicht strich er mit dem rechten Zeigefinger über die Schalter für die beiden mit Rollläden gesicherten Vorratskammern in der
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