Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
vereinigten Schein Hunderter kleiner und größerer Feuer sehen, der das Dunkel der Stadt durchbrach. Selbst wenn er wollte, würde er es nicht zum Uhrenturm schaffen, ehe der Hubschrauber eintraf. Und er wollte es gar nicht, er hatte Gelegenheit gehabt, nachdem er Aquino tötete – und beschlossen, dass seine Zeit dafür zu kostbar war. Es war die richtige Entscheidung … und die seltsamen Zweifel, die sich beim Klang der Glocken in ihm entfalteten, musste er verdrängen. Es bedeutete nichts, dass sie überlebt hatten, und es bedeutete schon gar nicht, dass sie so gut wie er waren.
Außerdem hatte er noch ein paar Spürhunde zu erledigen, um sein Informationsmonopol zu sichern. Er nahm an, dass Chan sich vermutlich in dem Laden, von dem aus er seinen Bericht geschickt hatte, einquartieren würde. Schließlich war es schon spät. Nicholai würde ihn töten, seine Daten an sich nehmen und sich irgendwo in der Stadt ausruhen. Beim Spürhund-Briefing hatte er gehört, dass Nahrungsmittel knapp waren, aber er war sicher, dass er klarkommen würde – er würde vielleicht ein paar Speisekammern nach Lebensmittelkonserven durchkämmen müssen. Am Morgen würde er seinen eigenen Bericht absenden, seine Deckung wahren, und den Tag würde er damit zubringen, selbst auf Informationsjagd zu gehen, bevor er wieder nach Westen aufbrach.
Alles war in Ordnung, und während er allmählich über die Vororte in die Stadt gelangte, störte ihn das Geräusch eines näherkommenden Hubschraubers nicht im Geringsten. Sollten diese rückgratlosen, Scheiße fressenden Bastarde doch davonrennen – er fühlte sich großartig, hatte alles unter Kontrolle, ihm ging es besser denn je .
Er hatte nur Kopfschmerzen wegen dieser verdammten Glocken.
Sie folgten dem größten Teil des verschlungenen Weges durch den Uhrenturm, weil Jill sichergehen wollte, dass Nemesis entweder konfus davon wurde oder den Rückzug antrat, bevor sie hinausgingen, um den Hubschrauber zu erwarten. Während des Gehens bastelten sie sich eine Story zurecht, die sie denjenigen auftischen wollten, die die Evakuierung leiteten – Jill war Kimberly Sampsel (der Name ihrer besten Freundin in der fünften Klasse), sie hatte in einer örtlichen Kunstgalerie gearbeitet, keine Familie, und sie war erst kürzlich nach Raccoon gezogen. Carlos hatte sie gefunden, nachdem sein Zugführer, das einzige andere überlebende U. B. C. S.-Mitglied, von Zombies getötet worden war. Gemeinsam hatten sie es zum Uhrenturm geschafft, Ende der Geschichte.
Sie entschieden, Nicholai, Nemesis und die anderen unidentifizierbaren Kreaturen, die sie herumlaufen gesehen hatten, nicht zu erwähnen. Die Idee dahinter war, sich bezüglich der Tatsachen so unwissend wie möglich zu geben. Keiner von ihnen wollte irgendein Risiko hinsichtlich der Loyalität des Rettungsteams eingehen, und Jill zweifelte nicht daran, dass in dem Transporter jemand auf sie wartete, um sie zu befragen. Je einfacher ihre Geschichte also war, desto besser. Sie mussten nur beten, dass niemand ihr Foto zur Hand hatte. Wie sie sich davonmachen sollten, darüber konnten sie sich Gedanken machen, sobald sie aus der Stadt heraus waren.
Am Haupteingang des Turmes hielten sie einen Moment inne, sammelten sich, und Jill verspürte eine seltsame Mischung aus Glück und Nervosität. Rettung war unterwegs, aber sie standen jetzt so kurz davor zu entkommen, dass sie fürchtete, es könnte doch noch etwas schief gehen.
Vielleicht liegt es ja nur daran, dass Umbrella die Rettung leitet. Gott weiß, dass sie nicht besonders gut darin sind, ihren verbockten Scheiß auf die Reihe zu bringen …
„Jill? Bevor wir gehen, möchte ich dir etwas sagen“, begann Carlos, und für ein paar Sekunden glaubte Jill, dass sich ihre Unruhe bestätigen würde, dass er ihr ein furchtbares Geheimnis enthüllen würde, das er bislang zurückgehalten hatte – doch dann sah sie seine fürsorgliche, nachdenkliche Miene und änderte ihre Ansicht.
„Okay, schieß los“, sagte sie sachlich und erinnerte sich, wie er sie draußen auf dem Balkon angesehen hatte. Sie hatte diesen Blick schon gesehen, bei anderen Männern – und sie wusste nicht recht, wie er ihr bei Carlos gefiel. Bevor er nach Europa gegangen war, waren Chris Redfield und sie einander ziemlich nahe gekommen …
„Bevor ich hier herkam, wurde ich von diesem Typen in Bezug auf Raccoon angesprochen, wegen dem, was hier vorgeht“, fing Carlos an – und Jill hatte gerade genug Zeit, sich
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