Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
herunter, erzeugte eine riesige Schlammwelle, gerade als Schuss Nummer vier oder fünf das Licht auslöschte. Das Ding würde sie zermalmen, wenn sie hier blieb. Aber ich hab’s fast geschafft …
Bamm! Bamm!
Endlich war es geschafft, und das Ergebnis war spektakulär. Der zuletzt abgefeuerte Schuss löste ein gewaltiges, summendes Popp! aus, während Jill sich seitlich nach hinten warf und die Lampe in dem sich rasch leerenden Becken versank. Das halb gelatinöse Fleisch des kreischenden Wurmes zuckte und bebte, als er sich erhob und in Agonie wand. Seine bleiche Haut begann schwarz und krustig zu werden, während öliger, stinkender Rauch aus seinem Rachen entstieg. Sein sich verdrehender Leib wühlte gewaltige Fontänen aus Dreck und Gestein empor. Er brüllte noch einmal auf, dann erstickte der unirdische Laut, wurde zu einem matten Gurgeln. Das vorzeitliche Wesen brach zusammen und war tot, noch bevor es zu Boden schlug, bevor sich seine äußere Hautschicht zu kräuseln begann und die kochenden Innereien enthüllte.
Jill mühte sich auf die Beine und presste die linke Hand gegen ihre pochende Schulter. Sie wich von dem bratenden Wurm zurück. Der Geruch ließ sie mehrmals würgen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, sie hatte das gottverdammte Ding getötet!
Ein warmes Triumphgefühl durchlief sie, während sie eine weitere Woge des Gestanks einatmete. Ich hab’s geschafft! Dann beugte sie sich vor und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
Als nichts mehr kam, erhob sich Jill auf wackligen Beinen und setzte sich wieder Richtung Osten in Bewegung. Dabei dachte sie an ihre Begegnung mit Nicholai. Er war kein so guter Lügner, wie er offenbar glaubte, und wenn sie zuvor auch nur einen Verdacht gehegt hatte, war sie sich jetzt sicher, dass er mit äußerster Vorsicht zu genießen war.
Ihre Pläne hatten sich nicht geändert, aber sie würde sehr vorsichtig sein müssen, wenn sie das Klärwerk erreichte. Nicholai würde dort sein, daran zweifelte sie keine Sekunde … und wenn er sie zuerst sah, würde sie tot sein, noch ehe sie überhaupt wusste, wie ihr geschah.
Die Straßensperre bestand aus einem riesigen Berg von Autos. Jeweils zu dreien und zu vieren waren sie übereinander gestapelt und erstreckten sich am Ende eines Blocks in einem Halbkreis zwischen mehreren Gebäuden. Carlos konnte immer noch das Gewirr öliger Reifenspuren sehen, das von dem schweren Gerät hinterlassen worden, das diese Aufgabe bewältigt hatte, ebenso wie er sie in anderen Straßen gesehen hatte, in denen er sein Glück versucht hatte. Umbrella und das RPD hatten keine halben Sachen gemacht, als sie die Stadt abriegelten.
Er stand vor der Metallwand und empfand eine fast verzweifelte Unschlüssigkeit. Sollte er zurückgehen und versuchen, sich erst nach Norden zu wenden und dann nach Osten – oder sollte er versuchen, eine dieser tückischen, vielleicht unter ihm wegrutschenden Barrikaden zu überklettern, die scheinbar nur dem Zweck dienten, ihn daran zu hindern, Jill zu finden.
Man könnte es fast glauben.
Nördlich des Uhrenturms lag nur ein großer Park, aber vielleicht war das der einzige Weg, um zur Umbrella-Einrichtung zu gelangen. Carlos konnte sich nicht vorstellen, dass Jill mit ihrer verletzten Schulter über einen Wall aus Autos kletterte, und sich zwischen den winzigen Lücken hindurchzuwinden, war zu riskant …
Du setzt voraus, dass sie es überhaupt bis hierher geschafft hat , wisperte ein boshaftes Stimmchen ins einem Schädel. Vielleicht ist sie schon tot – vielleicht hat Nemesis sie erwischt, oder Nicholai, oder …
Carlos neigte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. Ein fernes Geräusch störte seine Gedanken. Schüsse? Möglicherweise, doch der leichte Nieselregen hatte eine dämpfende Wirkung, er verzerrte und verschluckte Geräusche. Carlos wusste nicht einmal sicher, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war, aber plötzlich wollte er Jill noch verzweifelter finden als zuvor.
„Nach allem, was ich durchgemacht habe, um diesen Impfstoff zu kriegen, lässt du dich besser nicht umbringen“, murmelte er leichthin, aber es war damit wahrscheinlich zu dicht an der Wahrheit, um witzig sein zu können. Er musste etwas tun, und zwar jetzt.
Carlos starrte die Wand aus Autos an und spähte den vermeintlich stabilsten Weg nach oben aus. Er führte über einen Minivan und zwei Kleinwagen.
Noch einmal holte er tief Luft, so tief er nur konnte, drückte sich im Geist die Daumen … und dann
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