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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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Wittchen und Jacobi schätzen, dass derzeit nicht einmal jeder dritte Betroffene behandelt wird. Bis zur Therapie dauert es oft Jahre. Dies sei die eigentliche Schwierigkeit im Ringen um die psychische Gesundheit der Bevölkerung, so Wittchen: das niedrige Problembewusstsein.
    Nach und nach aber werden Gemütserkrankungen häufiger diagnostiziert. Vor 20 Jahren hätten Hausärzte höchstens bei jedem Zweiten ihrer Patienten mit Depressionen die Krankheit auch erkannt, meint Jacobi. Mittlerweile identifizieren sie immerhin zwei Drittel dieser Patienten.
    Vermutlich fallen Menschen mit seelischen Problemen im heutigen Berufsalltag auch einfach eher auf. Denn die Bewältigung der oft anspruchsvollen Aufgaben in den modernen Berufen ist mit einer psychischen Erkrankung oft nicht mehr möglich. Die Heuernte ist mit einer milden Depression wahrscheinlich leichter zu bewältigen als ein Marketinggespräch mit einem schwierigen Kunden; auch gibt ein stark strukturierter Job wie etwa am Fließband oft mehr Halt als ein Beruf im Dienstleistungssektor oder im künstlerischen Bereich, wo viel eigene Motivation, Kreativität und Flexibilität gefordert sind. So fällt den Betroffenen heute womöglich auch selbst schneller auf, wenn ihre Kraft nicht mehr reicht, um ihren Beruf auszufüllen.
    Wie häufig sich dabei hinter einer körperlichen Krankheit eine seelische Überlastung versteckt, finden Psychosomatiker zunehmend heraus. Ihr Fachgebiet, das die Entstehung körperlicher Leiden aus der Seele heraus betrachtet, gibt es soerst seit 20 Jahren. Inzwischen zweifelt niemand mehr daran, dass eine leidende Seele drastische körperliche Auswirkungen haben kann. Zum Teil sind diese auch überraschend: Es wurde sogar schon beobachtet, dass Depressionen das Risiko für Knochenschwund erhöhen.
    Vor allem aber wird das Herz in Mitleidenschaft gezogen. Das haben zahlreiche Studien inzwischen bestätigt. So ist für Personen, die unter beruflichem Stress leiden, das Herzinfarktrisiko doppelt so hoch wie für Beschäftigte ohne Belastung. Und eine Depression kann das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall sogar verdoppeln. Dabei wirkt sich der Zustand der Seele in erheblichem Maße auch auf die Heilungschancen aus. Wer depressiv ist und einen Schlaganfall erleidet, der hat ein dreimal so hohes Risiko, daran zu sterben wie ein Schlaganfallpatient ohne Gemütskrankheit, berichteten Wissenschaftler von der University of Southern California vor Kurzem.
    Wie die Krankheiten von Seele, Herz und Hirn zusammenhängen, ist bis heute nicht vollständig erforscht. Es gibt aber zahlreiche Erklärungsmöglichkeiten. So ist es durchaus wahrscheinlich, dass sich das psychische Leid unmittelbar biochemisch auf den Körper auswirkt: Depressionen beeinflussen die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn und lassen auch die Werte verschiedener Entzündungsfaktoren im Blut steigen, die etwa C-reaktives Protein (CRP) heißen, Interleukin-1 oder Interleukin-6. Diese bringen nachweislich ein höheres Schlaganfallrisiko mit sich.
    Doch es sind auch indirekte Mechanismen möglich. Denn Menschen mit Depressionen oder anderen psychischen Störungen kümmern sich häufig nicht so gut um ihre Gesundheit. Ihnen fehlt der Antrieb, Sport zu machen, sich gut zu ernähren oder mit dem Rauchen aufzuhören. All dies kann wiederum zu Bluthochdruck und Zuckerkrankheit führen, den bekannten Risikofaktoren für einen Infarkt von Herz oder Hirn.
    »Es ist aber nicht nur wichtig, negative Zustände zu verhindern, man sollte auch angenehme fördern«, betont Julia Boehm von der Harvard-Universität. Die Epidemiologin hat vor Kurzem eine erstaunliche Studie an knapp 8000 LondonerBeamten vorgestellt. Ihre Arbeit ist Teil der berühmten Whitehall-Studien, die seit 1967 zum Zusammenhang zwischen körperlicher Gesundheit und sozialem Umfeld durchgeführt werden. Den Herzen glücklicher Arbeitnehmer geht es besser als denen von unglücklichen, lautet Boehms Fazit. So war das Risiko der zufriedenen Menschen, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 13 Prozent niedriger als das der unzufriedenen. Die Herzen waren sogar umso gesünder, je größer die Zufriedenheit war. »Dabei spielte aber nicht nur die Zufriedenheit mit der Arbeit eine Rolle, sondern auch die in der Liebe, mit den Hobbys und mit dem Lebensstandard«, erläutert Boehm. Ärzte und Patienten sollten also nicht immer nur an Bluthochdruck, Übergewicht und Nikotinsucht denken, wenn sie mit ihren Patienten über

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