Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)
Herzinfarktrisiken sprechen, sondern auch an das seelische Wohlbefinden, empfiehlt die Wissenschaftlerin.
Es kommt aber, wie gesagt, in erheblichem Maße auch auf die Art des Stresses an: US-Präsident zu sein, sollte man meinen, muss einen mörderischen Stress bedeuten. Konnte man bei Bill Clinton und Barack Obama nicht quasi zusehen, wie ihre Haare im Amt mit einem Mal ergrauten? Doch schwerkrank werden US-Präsidenten im Allgemeinen nicht. Sie leben genauso lang wie andere Menschen. Der Demograph Stuart Jay Olshansky verglich das durchschnittliche Sterbealter aller bislang verstorbenen US-Präsidenten seit George Washington mit der für ihre Geburtsjahrgänge üblichen Lebenserwartung von Männern. (Jene vier Präsidenten, die ermordet worden waren, bezog er natürlich nicht mit ein.) So zeigte sich, dass die Präsidenten im Durchschnitt 73,0 Jahre alt wurden, während die Normalsterblichen 73,3 Jahre erreichten.
Dabei könnten die Beispiele von Prominenten, die an Burnout und Depressionen erkranken, zu dem Schluss führen, Menschen in Spitzenpositionen seien besonders anfällig für psychische Störungen. Burn-out ist aber gar keine Managerkrankheit, betont der Leipziger Psychiatrieprofessor Ulrich Hegerl. Den größten Stress bedeuten nämlich nicht die selbstauferlegten Termine, sondern das Gefühl, nur noch der Getriebene zu sein. So leidet der am meisten, der am wenigsten zu sagenhat. Derjenige, der sich von seinem Chef gegängelt und kontrolliert fühlt, der seine eigenen Vorstellungen nicht umsetzen kann, der ohnmächtig vor materiellem Verlust steht. Die folgenreichsten Stressauslöser sind Situationen, auf die wir – tatsächlich oder vermeintlich – keinen Einfluss haben.
Eines aber ist trotz aller erschreckenden Zahlen gewiss: Es entwickelt eben nicht jeder, der Stress, Druck und schwere Krisen durchlebt, körperliche oder seelische Symptome. Viele Menschen gehen auch gesund daraus hervor (siehe Seite 84 ff.). Und von diesen Widerständigen können wir lernen.
Selbsttest: Wie gestresst bin ich?
Irgendwie gestresst fühlt sich jeder. Aber wie schlimm ist es eigentlich? Der österreichische Psychologe Werner Stangl, der Assistenzprofessor am Institut für Psychologie und Pädagogik der Universität Linz ist, wollte das auch gerne wissen. Er hat einen Test entwickelt, der eine aussagekräftige Antwort auf diese wichtige Frage liefert. Auf seiner Homepage ( http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/ ) präsentiert er übrigens auch noch weitere Tests zu Selbstachtsamkeit, Persönlichkeit, Wünschen, Interessen, Kontrolle und Lerntypen.
Aber jetzt zum Stresstest: Beantworten Sie bitte alle 40 Fragen – und lassen Sie keine aus! Sonst können Sie kein korrektes Testergebnis berechnen. Es geht bei der Beantwortung der Fragen immer um Ihre aktuelle persönliche Situation.
Auswertung
Für jedes »Trifft zu« erhalten Sie zwei Punkte, für jedes »Trifft teilweise zu« erhalten Sie einen Punkt. Zählen Sie nun alle Punkte zusammen und bewerten Sie Ihr Ergebnis mit Hilfe der folgenden Tabelle:
Menschen und ihre Krisen
Es gibt sie, die starken Menschen. Sie finden neuen Mut, wenn sie ihren Arbeitsplatz, einen geliebten Partner oder beinahe ihr eigenes Leben verloren haben. Aus einer geheimnisvollen inneren Kraft heraus geben sie nicht auf, widersetzen sich ihren Schicksalsschlägen und stehen am Ende vielleicht sogar besser da als zuvor. Was in ihnen dabei vorgeht, können diese besonders widerstandsfähigen Menschen Außenstehenden oft kaum erklären. Nur aus manchen ihrer Äußerungen geht hervor, weshalb sie im Gegensatz zu vielen anderen Menschen am tiefsten Punkt doch wieder Hoffnung fassen. Umso mehr mühen sich Wissenschaftler seit Jahrzehnten, die Geheimnisse der Starken zu ergründen, damit sie für alle Menschen verfügbar werden. Auf der Grundlage einzelner Lebensberichte und auch mit Hilfe intelligent angelegter Studien versuchen Psychologen und Pädagogen, jene Eigenschaften und Faktoren zu entschlüsseln, die Menschen in Krisen helfen, neuen Lebensmut zu finden.
Das Leben hält für jeden von uns zahlreiche Herausforderungen bereit. Dabei treten schwere Schicksalsschläge in unterschiedlichsterGestalt auf. Die größten persönlichen Desaster, die man sich in unserer westlichen Welt gemeinhin vorstellt, sind in gescheiterten Liebesbeziehungen zu finden, in schweren Krankheiten, finanzieller Not, dem Tod von nahestehenden Personen, dem Verlust der Heimat, der Freiheit oder der Identität
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