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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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Heisenberg. Der Notschalter rettet den Menschen, aber er birgt auch Risiken: »Womöglich«, so Heisenberg, »ist er die Grundlage für Depressionen.«
    Das Not-Aus scheint jedoch nicht bei allen Menschen in gleichem Maße zu funktionieren. In der Natur mancher Zeitgenossen liegt es nun einmal, dass sie sehr früh aufgeben, wenn etwas nicht erwartungsgemäß gelingt; andere wiederum besitzen genug Hoffnung, Mut und Frusttoleranz, um ihr Glück noch viele Male erneut zu versuchen – bevor sie schließlich Erfolg haben oder sich ihr Scheitern doch eingestehen müssen. Je nach Ausgang der Bemühungen hält man mal die eine Sorte Mensch für klug und mal die andere.
Der Glaube an sich selbst macht stark
    Dem Umgang mit einer Herausforderung liegt in vielen Fällen aber mehr als nur ein Mangel an Antriebskraft oder ein Zuviel davon zugrunde. Wer etwas wagt, der verfügt meist über eine wesentliche Eigenschaft: Er glaubt an sich. Statt Hilflosigkeit haben solche Menschen schon früh in ihrem Leben eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung erworben, wie Psychologen das nennen. Darunter verstehen sie die Überzeugung, gezielt Einfluss auf die Welt nehmen zu können. Im Gegensatz zu den lethargischen Menschen, Hunden oder Fliegen sind solche Menschen davon überzeugt, dass es Hoffnung gibt; sie glauben selbst dazu beitragen zu können, dass sich die Dinge so entwickeln, wie sie sich das wünschen. Das Obama-Motto »Yes, we can!« ist quasi der Schlachtruf der Selbstwirksamkeit.
    Wie hilfreich diese Überzeugung ist, zeigte auch die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie. Die im Rahmen dieser Studie untersuchten jungen Leute aus schwierigen Verhältnissen, die trotz ihrer widrigen Kindheit ihr Leben in den Griff bekamen, erlebten sich im Durchschnitt als weniger hilflos und vertrauten mehr auf ihre eigenen Kräfte als die Teenager, die später scheiterten, sagt der Resilienzforscher und Psychologe Friedrich Lösel: »Diese Teenager waren davon überzeugt, dass sie im Leben etwas erreichen, wenn sie sich dafür einsetzen.«
    Ähnliches war auch auf Kauai zu beobachten: »Im Alter von zehn Jahren besaßen die resilienten Kinder den Glauben, mit eigenem Handeln tatsächlich etwas bewirken zu können«, sagt Corina Wustmann Seiler. »Wer nicht erwartet, mit seiner Handlung etwas zu bewirken, wird gar nicht erst versuchen, etwas zu verändern beziehungsweise etwas zu riskieren, sondern die Situationen meiden und sich selbst negativ einschätzen«, so die studierte Erziehungswissenschaftlerin. »Wer dagegen eine positive Selbstwirksamkeitserwartung hat, wird diese auch auf neue Situationen übertragen und sich ein gewisses Schwierigkeitsniveau zutrauen.« Die Erwartung, ein Problem meistern zu können, hilft demnach dabei, es tatsächlich zu lösen. Diese Erwartung macht stark.
    Kinder erfahren schon früh in ihrem Leben, ob sie etwasbewirken können oder eher nicht. »Selbstwirksamkeit wird schon im Säuglingsalter vermittelt«, sagt die Heilpädagogin Monika Schumann. Wenn ein Baby nach der Mutter weint – und diese dann tatsächlich kommt, es auf den Arm nimmt und tröstet, weiß es: Ich bin wer und ich kann etwas. Kinder, die dagegen schon im zarten Alter die Erfahrung machen, dass sie und ihre Bedürfnisse nicht beachtet werden, dass sie mit ihren Wünschen nur stören und dass ihre Ideen doch nichts taugen, werden kaum Selbstwirksamkeitserwartung entwickeln. Solchen Kindern fehlt es an der Zuversicht, Probleme bewältigen zu können. Wenn etwas Schwieriges passiert, fallen sie eher in Schockstarre, als dass sie einen Ausweg suchen. Zwangsläufig erwerben sie nicht die Fähigkeit, Lösungen zu finden.
    Zu diesen Beobachtungen passt, dass auch jene Kinder von Kauai besonders widerstandsfähig wurden, die schon von klein auf Verantwortung übernehmen mussten. Die konnte darin bestehen, dass sie sich um ihre jüngeren Geschwister kümmerten, eine Aufgabe in der Gemeinschaft übernahmen oder den Haushalt führten, weil beide Eltern arbeiteten oder krank waren. Manche der besonders Resilienten mussten auch Geld verdienen, um das Überleben der Familie zu sichern. »Diese frühzeitige Verantwortungsübernahme begünstigt offenbar die Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Ausdauervermögen«, sagt Corina Wustmann Seiler: »Die Kinder hatten ziemlich früh erlebt, dass sie mit ihrer eigenen Leistung etwas bewirken und Anerkennung erlangen können. Egal, ob es darum ging, auf Geschwister aufzupassen oder im Fußballverein immer mal wieder

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