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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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existierte in Bukarest so gut wie keine Betreuung in Pflegefamilien, sodass die meisten teilnehmenden Kinder ohne unser Zutun weiter in Heimen aufgewachsen oder erst später vermittelt worden wären.« Deshalb sahen sie ihr Vorgehen gerechtfertigt. Auch wurden die meisten Kinder, die das Heim-Los gezogen hatten, im Lauf der Zeit ebenfalls adoptiert.
    Die Pflegefamilien waren geschult. Sie sollten besonders liebevoll mit den Kindern umgehen und erhielten auch einen Ansprechpartner, an den sie sich mit Sorgen und Fragen wenden konnten. So erreichte das Projekt viel für die Kinder: DerenIntelligenzquotient wuchs binnen 20 Monaten um rund zehn Punkte. Auch litten sie deutlich weniger unter ADHS, Depressionen und Ängsten als die Kinder, die im Waisenhaus blieben. Störungen des Sozialverhaltens konnte die Pflegefamilie allerdings nicht mindern.
    Erziehung ist stark, und sie kann stark machen. Und ohne Frage kann eine schlechte Erziehung Kindern fürs Leben schaden. Aber: Sie muss es nicht. Auch in einem furchtbar negativen Umfeld gibt es eine Chance auf eine gesunde Entwicklung. Nicht alle misshandelten Kinder werden selbst gewalttätig, sobald sie einen Baseballschläger in der Hand tragen können. Offensichtlich gibt es Faktoren, die dafür sorgen, dass ein junger Mensch mit einem prügelnden Vater zum Schlägertyp wird, ein anderer sich aber eines Besseren besinnt, also Resilienz gegenüber dem unglückseligen väterlichen Einfluss besitzt.
    Das Temperament ist ein heißer Kandidat, vermuten Psychologen schon seit Langem. Sie schätzen Menschen mit einem Hang zur tätlichen Auseinandersetzung weniger als aufbrausend, sondern vielmehr als kaltblütig im wahrsten Sinne des Wortes ein. Und können das sogar messen: Normalerweise führt ein alarmierendes Geräusch dazu, dass das Herz schneller schlägt. Die Haut produziert Schweiß, wenn auch mitunter nur in winzigen Mengen. Das ist mit Hilfe von Elektroden messbar, weil kurzzeitig die Leitfähigkeit der Haut zunimmt. Menschen mit einer Neigung zur Aggressivität reagieren hingegen schon als Kinder nur wenig auf alarmierende Situationen. Sie sind wenig aufgeregt, wenn sie für ein Fehlverhalten bestraft werden sollen; und sie reagieren auch kaum auf die Stressreaktionen, die andere zeigen. So kann sich im ungünstigen Fall eine Gewaltspirale entwickeln. Am Anfang sind die Schläge des Vaters gleichgültig, später die Schreie der eigenen Opfer.
    Wem die Theorie zu krude ist: Möglicherweise stehe die leichtere Erregbarkeit auch für eine bessere Aufmerksamkeitsleistung, meinen der Kinderpsychiater Martin Holtmann und der Neuropsychologe Manfred Laucht. Wenn das Herz schneller schlägt, dann sei das ein Ausdruck einer gelungenen Verarbeitungemotionaler Stimuli, meinen sie. Statt abgestumpft der Dinge zu harren, die da kommen, sei die Erregbarkeit »als Aufgeschlossenheit gegenüber Umweltreizen« zu werten. Das erleichtert womöglich das Lernen – auch das Lernen, dass man nicht weiterkommt, wenn man ständig Gewalt ausübt und mit dem Gesetz in Konflikt gerät.
    Inzwischen ist jedenfalls durch zahlreiche Studien belegt, dass eine unter Stress gesteigerte Herzfrequenz und eine hohe Hautleitfähigkeit tatsächlich Indizien für die Begabung sind, dass Kinder trotz widriger Umstände in ihrem Zuhause gut geraten. Einen besonders interessanten Nachweis fand die Psychologin Patricia Brennan. Sie teilte 94 junge Männer in vier Gruppen ein – je nachdem, ob sie selbst mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren oder nicht und ob ihre Väter Kriminelle waren oder nicht. Die Hautleitfähigkeit und die Herzrate nach einem Schreck waren bei jenen Testpersonen signifikant am höchsten, die sich selbst an die Regeln der Gemeinschaft hielten, aber einen kriminellen Vater hatten. Brennans Ergebnissen zufolge schützt die erhöhte Herzfrequenz junge Männer tatsächlich davor, es ihrem Vater gleichzutun. Ein niedriger Puls gilt dagegen als Gefahr Nummer 1 für antisoziales Verhalten.
    Der Zusammenhang ist so deutlich, dass der Kriminologe Adrian Raine diese Beobachtung sogar zu Vorhersagezwecken benutzt. Anhand der Herzfrequenz von rund hundert 15-jährigen Schuljungen konnte er in einer Studie prophezeien, wer von den Jungs im Alter von 29 Jahren ein Verbrechen begangen haben würde. Raine leitet seit vielen Jahren ein umfassendes Projekt auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean. Im »Mauritius Child Health Project« hat er Gelegenheit, seine Studien mit Unterstützung der

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